Eisenberg Neue Ideen für die „Alte Welt“

Symbolhaft: Im Alte-Welt-Museum in Nußbach soll die erste Veranstaltung zu der Initiative „Alte Welt“ der vier Landräte stattfin
Symbolhaft: Im Alte-Welt-Museum in Nußbach soll die erste Veranstaltung zu der Initiative »Alte Welt« der vier Landräte stattfinden.

Die „Alte Welt“ soll zur Marke werden, um die Region sowohl touristisch zu vermarkten als auch dem Bevölkerungsschwund entgegenzuwirken. Dieses Ziel verfolgen die Landräte der Kreise Kusel, Bad Kreuznach, Donnersberg und Kaiserslautern in einer gemeinsamen Initiative. Bei einer Veranstaltung am 10. August im Alte-Welt-Museum in Nußbach soll die Initiative mit Bürgermeistern, Tourismus- und Wirtschaftsförderern diskutiert und ausgearbeitet werden.

Die „Alte Welt“ ist ein Gebiet, das sich nicht klar eingrenzen lässt. Die einen nennen den Landstrich zwischen den Bundesstraßen 420, 270 und 48 sowie der A 63 so. Andere schränken ihn auf den Übergangsbereich zwischen den Landkreisen Kusel und Kaiserslautern ein. Und wieder andere sehen die Flüsse Glan, Lauter und Alsenz als Grenzen der „Alten Welt“. Unbestritten ist, dass sich die „Alte Welt“ auf den Gemarkungen der Verbandsgemeinden Lauterecken-Wolfstein, Meisenheim, Alsenz-Obermoschel, Rockenhausen und Otterbach-Otterberg befindet. Auch woher der Begriff rührt, ist nicht zweifelsfrei festzustellen. Als wahrscheinlichste Variante gilt der Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert, als entlang der drei Flüsse Linien gebaut wurden, das Gebiet dazwischen aber ohne Bahnanschluss blieb. Die „Neue Welt“ mit Bahn galt als modern, während in der bahnlosen „Alten Welt“ angeblich die Zeit stehen blieb. Noch heute wird der Begriff vielfach für eine angeblich rückständige Region verwendet, die aber den Namen zum Teil durchaus selbstbewusst für sich verwendet. Das „Alte-Welt-Museum“ in Nußbach ist dafür ebenso Beleg wie der im vergangenen Jahr eingeweihte Naturlehrpfad „Alte Welt“ in Niederkirchen-Heimkirchen. Laut Bad Kreuznachs Landrätin Bettina Dickes hat es jüngst ein Gespräch der vier Landräte gegeben, bei dem darüber diskutiert worden sei, wie man gemeinsam die „Alte Welt“ als Marke etablieren könne. Initiator dieses Treffens war der Donnersberger Landrat Rainer Guth, wie er berichtet. Das Gespräch soll dabei helfen, den Tourismus in dieser Region zu fördern. Zum anderen wolle man gerade jungen Familien Anreize bieten, die Dörfer eben nicht zu verlassen. Viele der Orte leiden unter einem überdurchschnittlichen Bevölkerungsschwund. „Ziel ist, unsere strukturell benachteiligten Räume durch gebündelte Maßnahmen zu stärken und fokussiert weiterzuentwickeln“, sagt Guth. Und sein Kuseler Kollege Otto Rubly findet: „Wir müssen ein Wir-Gefühl für diese Region schaffen.“ Dabei sei vor allem die Landschaft wunderschön, lobte die Bad Kreuznacher Landrätin, die Teile der zu ihrem Kreis gehörenden Verbandsgemeinde Meisenheim der „Alten Welt“ zurechnet. Um den Familien eine Zukunft auf dem Land zu bieten, seien aber unter anderem deutliche Verbesserungen bei der Breitband- und der Mobilfunk-Versorgung notwendig, sagte Dickes der RHEINPFALZ. Sie ist zuversichtlich, dass es für ein solches, Kreisgrenzen überschreitendes Projekt Zuschüsse von Bund, Land und von der Europäischen Union geben wird. Die Initiative stecke aber noch in den Kinderschuhen. Bislang sei das nur im Kreis der vier Landräte – neben Dickes, Guth und Rubly ist das Ralf Leßmeister (Kaiserslautern) – besprochen worden. Um sie auf breitere Füße zu stellen, ist nun die Veranstaltung am 10. August vorgesehen. Hier sollen die Bürgermeister der beteiligten Verbandsgemeinden sowie Tourismus- und Wirtschaftsförderer teilnehmen. Rubly: „Da wollen wir dann mal besprechen, ob eine solche Initiative Sinn ergibt, was gewünscht wird und wie wir da Arbeitsstrukturen schaffen können.“ Etwa, indem jeder Kreis einen Teilbereich federführend übernimmt und betreut. „Meine Überzeugung ist, dass dieses Gebiet als ein Raum betrachtet, das heißt unabhängig von Kreis- und VG-Grenzen, enorme Potenziale hinsichtlich Tourismus und lebenswertem Leben bei gleichzeitiger nachhaltiger Nutzung der dort so vielfältigen, schönen und landschaftsbildprägenden Natur hat“, sagt Rainer Guth. Er wünscht sich für das Projekt eine überörtliche Zusammenarbeit von Ortsgemeinden, Verbandsgemeinden und Kreisen, kann sich „thematische, paritätisch besetzte Arbeitsgruppen“ etwa zu den Themen Infrastruktur, Dorfentwicklung, Jugend, Familie, Senioren, Öffentlicher Personennahverkehr, Tourismus und Gastronomie vorstellen. Außerdem denkt er an einen gemeinsamen Förderscout, „der für diese vielfältige Arbeit passende Förderprogramme sucht und begleitet“. Nicht zuletzt sollten „flächig vertretene Institutionen wie Kirchen und DRK“ beteiligt werden. „Diese Initiative sehe ich auch im Kontext mit anderen kreisübergreifenden Kooperationen wie zum Beispiel dem Schwerpunktjugendamt gemeinsam mit dem Landkreis Kusel und ersten Ideen, im Bereich der Gesundheitsämter stärker als bislang zu kooperieren“, so Guth.

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