Rheinpfalz Noch kein Nachfolger in Sicht

Zum vorletzten Mal trat Carl-August Seibel bei der turnusgemäßen Generalversammlung des Fußball-Oberligisten SC Hauenstein am Freitag als Präsident vor die 43 anwesenden Mitglieder. Nachfolger für die fast komplett zurücktretende Führungsmannschaft sind noch nicht in Sicht. Auch über den im Raum stehenden Rückzug in die Verbandsliga ist noch nicht endgültig entschieden. Die Entlastung des Gesamtvorstandes musste auf die kommende Sitzung verschoben werden.

„So etwas ist auch noch nie passiert. Da bin ich sprachlos“, informierte Präsident Seibel. Einen Tag vor der Generalversammlung habe ihn das beauftragte Steuerberatungsbüro informiert, dass die Zahlen noch nicht fertig seien. „Und das, obwohl ich seit Wochen nachgefragt habe und an den Termin erinnert habe“, ärgerte sich Seibel. Die Konsequenz: Der Verein werde den Steuerberater wechseln. Trotzdem entschuldigte sich der Vorsitzende bei den Anwesenden. Die Zahlen seien in Ordnung und würden bei der nächsten Sitzung nachgetragen und vorgestellt. Es wurde vereinbart, dass die vorgesehene Entlastung in der nächsten Sitzung erfolgen soll. Seibel wie auch der ebenfalls scheidende Geschäftsführer Markus Kuntz stellten dar, dass der Verein für die Zukunft gut aufgestellt sei. „Wir verfügen über ein großes Vereinsvermögen und sind schuldenfrei. Der SCH steht top da“, sagte Kuntz. Die noch bestehenden Darlehen, zum Beispiel das für die Solaranlage auf dem Sportheimdach, werde der Präsident ebenfalls noch abgelten. „Die Darlehen an die Bank werde ich tilgen. Das schenke ich dem Verein“, erklärte Seibel. Mit einiger Spannung war die finanzielle Bilanz aus dem Spiel in der ersten DFB-Pokal Hauptrunde gegen Championsleague Teilnehmer Bayer Leverkusen erwartet worden. Auch hier sorgte Seibel für Klarheit. Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern und dem Verkauf von Essen und Getränken hätten sich ungefähr die Waage gehalten mit den zu leistenden Ausgaben (etwa Stadionmiete, Übernachtungskosten für Leverkusen, Bühne TV, Werbematerial, Strom, Material). „Das ist mehr oder weniger null auf null aufgegangen“, führte Seibel aus. In diesen Kosten enthalten seien auch 20.000 Euro Siegprämie für die Mannschaft für das Erreichen des DFB-Pokals gewesen. Für die Qualifikation zur ersten Hauptrunde im DFB-Pokal erhielt der SCH vom Deutschen Fußballbund 195.000 Euro. Nach Leistung aller fälligen Zahlungen (darunter 35.000 Euro an den Verband, 56.000 Euro Umsatzsteuer) seien 90.000 Euro an Gewinn übrig geblieben. „Die sind ganz normal in den Etat des Vereins geflossen. Das Geld ist angekommen und wurde auch verbraucht“, bestätigte Seibel. Alles Geld sei im Verein verblieben. Damit seien Löcher gestopft worden, die durch den Wegfall von Sponsoren verursacht worden seien. „Sponsoren haben sich nach der letzten Runde zurückgezogen. So gesehen war die Teilnahme am DFB-Pokal ein Segen. Sonst hätte es nicht gut ausgesehen“, erklärte der Präsident. Geschäftsführer Kuntz ergänzte: „Wir hatten Lohn- und Umsatzsteuerprüfungen. Alles ist in Ordnung. Es werden auch zukünftig keine überraschenden Forderungen von irgendwelcher Seite auftauchen.“ Seibel, der in seiner Rede auch nochmals auf seine fast 20-jährige Tätigkeit als Präsident und die in dieser Zeit erfolgten Leistungen des Vereins, etwa ein neuer Rasenplatz, Stehränge, Umzäunung, Ballfang, Trainingsplatz, Erneuerung Duschen, Toiletten, Terrasse, Zufahrt Kiosk) zurückblickte, appellierte an alle Mitglieder, sich zukünftig in irgendeiner Form einzubringen. Leider werde der Verein von der kommunalen Politik nicht wie erhofft unterstützt, etwa beim Kunstrasenplatz. Auch an den Zuschauerzahlen sei ersichtlich, dass das Interesse absolut überschaubar sei. Die geringe Platzkapazität habe sich auch direkt auf die Mitgliederzahl (aktuell 360) ausgewirkt. Allein in der Jugendabteilung habe man 18 Mitglieder verloren. Das hänge damit zusammen, dass es keine zweiten Mannschaften mehr gebe. Dafür sei auch schlichtweg kein Platz. Noch hat der SCH alle Jugend-Altersklassen besetzt, wie die scheidende Jugendleiterin Steffi Dums ausführte. Nun soll eine neue Zeitrechnung beginnen. In der Vergangenheit habe der Verein ein anderes Konzept verfolgt, viele Spieler geholt und sich vom Dorf etwas entfernt. Aber die gehegten Ambitionen seien mit lauter einheimischen Spielern auch nicht umsetzbar gewesen. Nun soll wieder stärker auf die eigene Jugend und auf Spieler aus der Region gesetzt werden. Der neue Trainer Marko Eiermann habe eine neue Mannschaft fast schon beisammen. „Jetzt wollen wir sportlich die Klasse halten. Danach laufen die Planungen eher in Richtung Verbandsliga. Aber wir haben immer noch die Möglichkeit für die Oberliga zu melden. Noch ist nichts entschieden“, stellte Seibel klar. Für ihn sei nach fast 20 Jahren einfach die Zeit gekommen. Der letzte Erfolg mit Pokalsieg und DFB-Pokalteilnahme sei ein toller Abschluss gewesen. „Darum gibt es jetzt den Schnitt“, so Seibel. Der nach 45 Jahren in verschiedenen Tätigkeiten engagierte, ebenfalls scheidende Geschäftsführer Kuntz sagte: „Der Verein muss auch wieder lernen, andere Möglichkeiten zu finden, um Gelder zu generieren.“ Die abschließenden Satzungsänderungen, zum Beispiel, dass der künftige Vorstand aus drei gleichberechtigten Vorsitzenden plus vier bis zehn Beisitzern, dem Jugend- und dem AH-Leiter bestehen wird, wurden alle einstimmig angenommen. Udo Memmer und Jörg Martin, noch Trainer der Damenmannschaft, werden nach Saisonende nicht weitermachen. Das Amt übernimmt Robert Schuster.

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