Rheinpfalz „Nur übers Gelingen sprechen“

Die Ferien in Rheinland-Pfalz sind zu Ende.
Die Ferien in Rheinland-Pfalz sind zu Ende.

«Speyer.» Jetzt sind die herrlichen Tage des Nichtstuns vorbei. Am heutigen Montag beginnt ein neues Schuljahr. Nach sechs Wochen Ferienmodus ist das sowohl für Schüler als auch für Eltern eine Herausforderung. Kerstin Pingel hat mit Arnd Ridder vom Pädagogischen Landesinstitut in Speyer über Morgenrituale, Entscheidungsfreiheit und Zuversicht gesprochen.

Nach sechs Wochen Ferien fällt der erste Schultag vielen Schülern schwer. Was kann man tun, damit der erste Tag nicht gar so mühsam wird? Stichwort früh aufstehen, Ordnung halten...

Zunächst können wir Eltern uns daran erinnern, wie wir das machen, wenn wir aus dem Urlaub wieder in den Job gehen. Bestimmte Dinge baut man Schritt für Schritt um. Man sollte die Kinder dabei unterstützen, die Schlafuhr wieder zurück zu drehen und vielleicht auch einige Morgenrituale wieder einzuführen, alles genau so zu machen, wie es vor den Ferien war. Wenn bis zum letzten Ferientag alles ganz anders ist, wird es am ersten Schultag nicht reibungslos klappen. Die Kinder brauchen unsere Unterstützung, denn diese Planung ist ein typisches Erwachsenending, das können Kinder noch nicht alleine. Und es ist hilfreich, gemeinsam mit den Schülern gute Voraussetzungen zu schaffen, also bereits die passenden Materialien einzukaufen und alles zu richten. Es kann eine belohnende Aktivität sein, den Ranzen schön einzuräumen und sich gemeinsam auf den Schulstart zu freuen. Auch wenn man eigentlich sagen möchte, wie schlimm der Ranzen im letzten Jahr aussah. Nein, die Notwendigkeit zum Tadeln kommt bestimmt noch, aber jetzt hat man die Chance, mal nur über das Gelingen zu sprechen. Macht es Sinn, in den letzten Tagen vor den Ferien Lernstoff aus dem letzten Jahr zu wiederholen? Grundsätzlich kann man das machen, denn es schafft ja auch Sicherheit. Es sollte allerdings etwas sein, das Erfolg bringt und nicht der Stoff, der schon im letzten Schuljahr besonders schwierig war. Das Pensum sollte klein dosiert sein – eine Viertelstunde oder halbe Stunde pro Tag – und dem Schüler zeigen: „Das kann ich noch, da war ich richtig gut drin.“ Es hat eher einen Erinnerungseffekt, die schwierigen Stellen lernt man später. Je älter die Kinder werden, umso mehr wissen sie selber, wo sie stehen. Die meisten Teenager sind schwer zu motivieren, solange sie im Ferienmodus sind. Wie kann man als Eltern die Kinder locken, sich schon mal ein wenig mit der Schule zu beschäftigen? Man kann sich die Methoden der Profis zu Hilfe nehmen und die Teenager nach den eigenen Zielen fragen. Wo stehe ich, was habe ich schon erreicht, was sind meine Ziele? Das könnte sein „Ich will nicht mehr den Stress haben, wenn ich erst in letzter Sekunde mit dem Lernen einsteige.“ Oder „Ich will Freitagabend fertig sein mit dem Lernen und das Wochenende frei haben.“ Wenn sich die Jugendlichen ihre Ziele selber setzen, kann es auch klappen, dass sie zu ihrer Sache werden. Und was empfehlen Sie den Eltern, damit das neue Schuljahr entspannt startet? Erstmal selbst entspannt bleiben! Das Schuljahr wird nicht in einer Woche gebacken, und es ist wichtig, dass die Kinder merken, die Eltern haben Zuversicht. Sie müssen den Kindern das Vertrauen geben, dass es besser werden kann im neuen Schuljahr. Das sollten natürlich Eltern zeigen können. Wir finden in schwierigen Zeiten immer zu den Menschen Zugang, mit denen wir auch in schönen Zeiten guten Kontakt hatten. Übersetzt für die Eltern heißt das: echtes Interesse zeigen für die Dinge, mit denen die Kinder kommen, für Lehrerfrust oder typische Teenager-Themen – auch wenn man innerlich mit den Augen rollt. Dann ist es leichter, später in schwierigen Lernsituationen neue Verabredungen zu treffen und miteinander zu sprechen, ohne dass es im Konflikt mündet.

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