Landau Pionier der Pop-Art stellt in Galerie Z aus
Es ist ein Feuerwerk der Pop-Art, das im Monat September in der Galerie Z gezündet wird und gewiss auch ein Ausstellungshöhepunkt im 37-jährigen Bestehen der renommierten Institution. Denn: Wer kennt ihn nicht, den Mann mit dem Cowboyhut und dem geknoteten Halsband, der vor 90 Jahren in der texanischen Kleinstadt Tahoka geboren wurde, als Kind Cowboy werden wollte, als Jugendlicher einen Rodeo-Club gründete, und dann – endlich seinem Talent Tür und Tor öffnend –dank eines Stipendiums an der Universität in Austin Malerei studierte und zum Senkrechtstarter der modernen Kunstgeschichte wurde?
Mit Augenzwinkern kann man feststellen, dass Landau schon damals eine wichtige Rolle in seinem Leben spielte. Allerdings nicht in Bezug auf die Südpfalz, sondern in Person des bedeutenden Kunsthändlers Felix Landau aus Los Angeles, dem Gill seine ersten Gemälde zeigte. Der Experte erkannte im Stil des Unbekannten Einflüsse von Gustav Klimt, Egon Schiele und Francis Bacon, mit denen er damals handelte, und organisierte noch im Dezember 1962 eine Einzelausstellung in New York, wo auch Andy Warhol gerade mit einer eigenen Werkschau gefeiert wurde. Es war die Zeit der beginnenden Pop-Art, der wachsenden Einflüsse von Glanz und Glamour, von Werbung, Idolen und Lifestyle. Und es war das Todesjahr von Marilyn Monroe, deren Schicksal Gill besonders bewegte, weil es ihm auf so tragische Weise offenbarte, wie Ruhm und Reichtum zu innerer Leere und Einsamkeit führen können.
Legendär: Gills „Marilyn Triptych“
Diese Tragödie wollte der Texaner in seinem „Marilyn Triptych“ ausdrücken, das in fast religiöser Anmutung ein Kaleidoskop des Lebens- und Leidenswegs der Schauspielerin aufblättert und von den berühmten Kunstmäzenen John und Dominique de Ménil vom Fleck weg als Schenkung an das Museum of Modern Art in New York erworben wurde. Es trug zur Unsterblichkeit der Monroe bei und verhalf Gill zum Durchbruch.
Schnell wurde der junge Künstler mit vielen Promis vertraut, die er mit großem Einfühlungsvermögen und vielleicht auch dem nötigen Abstand zur „Szene“ als Ikonen stilisierte, zugleich aber mit großer persönlicher Ausdruckskraft ausstattete. Gill selbst wurde so zum Zeitzeugen einer Generation. Mit seinen legendären „Women in Cars“ – einer Serie, die schon in den 60er Jahren schöne, selbstbewusste Frauen in allen Gemütslagen in ihrem Auto zeigt, traf er nicht nur den Nerv der Zeit, sondern auch die nie versiegenden Vibes, die eine Epoche überdauern. Das beweisen eindringlich die 2022 neu erschienenen „Serigrafien“, die das Thema wieder aufgreifen, aber auf aktuellen Leinwandarbeiten des Künstlers basieren. Noch immer wirken diese Bilder wie berühmte Paparazzi-Fotos oder Film-Stills, weil jedes einzelne ein ganzes Storyboard freisetzt. Wer ist diese Frau? Wo will sie hin? Wo kommt sie her? Ist sie allein? Wartet sie auf einen Begleiter? Wem oder was setzt sie sich aus, wenn sie den geschützten Raum ihres Autos, dessen Karosserie wie ein Rahmen wirkt, verlässt?
„Abstraktionen“ als Siebdrucke
Ihnen ist, gemeinsam mit ihren Vorgängern aus den 60er Jahren, der größte Raum in der Galerie Z vorbehalten, was es dem Betrachter ermöglicht, die spannende Zeitreise über sechs Jahrzehnte hinweg selbst zu erleben. Daneben lockt eine Auswahl an „Abstraktionen“ zum genaueren Hinsehen. Bei diesen Siebdrucken hat Gill die klaren und realen Motive der Pop-Art mit Schnitten und Collageeffekten dekonstruiert und in abstrakten Formen neu zusammengeführt.
Auch der Künstler selbst, der an verschiedenen Universitäten lehrte, und sich in eher düsteren Arbeiten auch mit dem politischen Zeitgeschehen, etwa dem Vietnamkrieg, sowie zivilen und militärischen Führungspersönlichkeiten auseinandersetzte, hat sich immer wieder neu erfunden. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, 1972, hat er sich sogar völlig vom Kunstmarkt und dessen materiellen Auswüchsen zurückgezogen und wieder sein früheres Wirken als Architekt aufgenommen. Ein Interview für ein Kunstmagazin führte 2005 zum Revival mit weltweiten Ausstellungen. Immer wieder verlässt Gill, der im November 90 Jahre alt wird, seither seine texanische Heimat, um mit seinen Fans weltweit in Kontakt zu kommen.
Gill erwartet „Promi-Riege“ bei Besuch in Landau
Wenn Gill am 11. September die Galerie Z besucht, dann wird er dort nicht nur von vermutlich vielen begeisterten Südpfälzern, sondern auch von einigen VIPs begrüßt. Gleich am Eingangsbereich haben sich unter anderem Bob Dylan und Paul McCartney, John Wayne und Elvis Presley, Queen Elisabeth und – ja, sogar –unser aller „Goethe“ als farbintensive, expressive „Icons“ versammelt. Wohingegen der Säulenraum – sogar mit der Adaption des Mittelteils des berühmten Triptychons – ganz alleine Marilyn Monroe in facettenreicher Gestalt gehört. Zu den Sahnehäubchen der fulminanten Werkschau sind freilich die übermalten Grafiken zu rechnen, darunter ein Porträt von Judy Garland (2008), „Sunset Reflection“, „This Red Lipstick“ oder „California Girl“ (alle 2022), die als „Study for Painting“ bezeichnet werden.
Getoppt werden sie noch von zehn originalen Acrylgemälden auf Leinwand, die der glanzvoll strahlenden Pop-Art eine sinnliche Tiefenwirkung schenken und sie von der ursprünglichen Idee der seriellen Vervielfältigung wieder zurück in die Einzigartigkeit führen. „Paul’s Colourful Thoughts“ – eine poetische Hommage an den Ex-Beatle – ist das jüngste und teuerste Objekt.
Termine
James Francis Gill, Pop-Art-Kunst, Galerie Z, Landau, bis 29. September, geöffnet Dienstag bis Freitag, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag, 10 bis 14 Uhr; Vernissage: Sonntag, 1. September, 11 Uhr;
James Francis Gill wird am Mittwoch, 11. September, ab 18 Uhr, selbst anwesend sein