Kultur Südpfalz Pop-Art-Legende James Francis Gill in Landau

Der PopArt-Künstler James Francis Gill besucht die Galerie Z.
Der PopArt-Künstler James Francis Gill besucht die Galerie Z.

Stetson Hut und rotes Halsband, Westernsakko und Stiefeletten – der Pop-Art-Künstler James Francis Gill ist ein Star der zeitgenössischen Kunst und zugleich eine Marke für sich. Nun besuchte der fast 90-jährige Texaner die Südpfalz.

„Wow, it’s nice here“ – „schön ist es hier“ – freute sich James Francis Gill, als er vom stolzen Gastherrn Peter Büchner und den geladenen Gästen im hellen Galerieraum der Galerie Z willkommen geheißen wurde. All die Promis, von Elvis über Queen Elizabeth bis John Wayne kennt der Mitbegründer der American-Pop-Art freilich recht gut, schließlich hat er ihnen dieses farbintensive, poppige und dennoch sehr persönliche Ausstrahlung gegeben, mit der sie ihm nun aus so vielen Bilderrahmen entgegenblicken.

Künstler schwelgt in Erinnerungen

Marilyn Monroe, mit deren Triptychon er vor 62 Jahren berühmt wurde, hat sich auch darunter gemischt aber nur, um ihn in den Säulensaal zu locken, der ganz für sie und ihren vielleicht besten Versteher in der Kunstszene reserviert ist. „Ich habe sie nicht als Sexsymbol, sondern als Opfer gesehen. Immer diese Pillen – morgens zu Aufwachen, abends zum Einschlafen, tagsüber, um über die Runden zu kommen“, erinnert sich Gill an den wahren Beweggrund für die Arbeit, die ihn vom Fleck weg berühmt machte und den Respekt Andy Warhols einbrachte. „Wir hatten beide zeitgleich eine Einzelausstellung in New York und er kam rüber und fand meine Arbeit gut“, spult Gill die Zeit zurück auf 1962. Dass er damals noch ein absolutes Greenhorn in der Kunstszene war und ausgerechnet von einem Kunstmanager namens Felix Landau entdeckt wurde, kommt in der Südpfalz freilich besonders gut an. Auch die Tatsache, dass er selbst der schillernden Kunstszene eher mit Distanz begegnete – sich viele Jahre lang sogar völlig aus der Öffentlichkeit zurückzog, finden die Fans sympathisch. Sie spüren, dass die Story, vom Halbwaisen, der Cowboy werden wollte und als Pop-Art-Legende in die Kunstgeschichte eingehen wird, keine erfundenen Werbemasche ist. Deshalb haben sie auch Verständnis dafür, dass sie den berühmten Mann, obwohl er ja selbst anwesend ist, vor allem auf der Leinwand sehen und durch einen Film der ihn vertretenden Premium Modern Art Galerie kennenlernen.

Ex-Frau und Kennedy verewigt

Ihr Gründer und Leiter Ted Bauer wird Gill fünf Wochen lang zu Ausstellungen in Deutschland und England begleiten und für nötige Ruhepole Sorge tragen. Auch in der Galerie Z genoss Gill die Ruhe vor dem Sturm der Autogrammjäger. „Es kommt mir vor, als würde ich durch mein langes Leben spazieren“, staunte er beim einsamen Rundgang durch die Retrospektive, bei dem er nur von seinem 24-jährigen Enkelsohn Brindin begleitet wurde. Der konnte staunen, was sein Opa , der heute in familiärem Verbund wieder zurückgezogen in Texas wohnt, schon so alles erlebte. Die Frauen aus seiner Kultserie „Women in Car“ kennt er freilich besser, als es die allgemeinen Titel hergeben. „This is my ex-wife“ schmunzelt Gill, als er den Siebdruck „Woman in Blue Dress“ aus den frühen 60er Jahren entdeckt. Zur Seite gestellt ist ihr in dieser Werkschau kein Geringerer als Joseph Kennedy, der Vater des früheren Präsidenten J. F. Kennedy. „Er wurde Milliardär durch Alkoholhandel während der Prohibition“, erläutert Gill die Gedanken, die er beim Porträtieren des zweifelhaften Geschäftsmanns hatte, der unter dem Titel „Man Leaving Car“ inkognito bleibt.

Gill gibt geduldig AUtogramme

An einer Wand entdeckt er auch einige Bilder seiner „Prisoner-Serie“, die unter dem Eindruck des Vietnamkriegs entstand. „Ich denke, dass wir alle Gefangene eines politischen Systems sind“, meint Gill auch heute beim Blick in eine selbstzerstörerische Zukunft. Als sein ganz persönliches Leben in „Hippiezeiten“ heftig Schlagseite bekam, half ihm ein zufällig entdecktes Buch mit dem Titel „Die Wahrheit führt zum ewigen Leben“ zurück auf die rechte Bahn. Seither ist er manchmal und nur ganz privat als „Prediger“ im Namens des „Creator“ also des Schöpfers unterwegs. Die Landauer werden ihn aber als zurückhaltende, sympathische, freundliche, geduldig Autogramme gebende, lebende Legende der Pop-Art in Erinnerung behalten.

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