Rheinpfalz Rahmenplan ignoriert

Sollte gemäß des städtebaulichen Rahmenplans eigentlich erhalten werden: der ehemalige Pfaff-Speisesaal. Weil ein Investor dort
Sollte gemäß des städtebaulichen Rahmenplans eigentlich erhalten werden: der ehemalige Pfaff-Speisesaal. Weil ein Investor dort bauen möchte, soll das Kantinengebäude nun aber für den Abriss freigegeben werden.

Welchen Wert hat der städtebauliche Rahmenplan bei der Vermarktung des Pfaff-Geländes in Kaiserslautern? Das fragt die Kultur-Initiative „Pfaff erhalten − Stadt gestalten“, nachdem die Stadtverwaltung beziehungsweise die Stadtwerke das Kantinen-Gebäude für den Abriss freigegeben haben.

In dem städtebaulichen Rahmenplan, den die Architektengemeinschaft Astoc/Mess im Auftrag der Stadt erstellt hat, ist die Kantine als Bestandsgebäude erhalten. Der Rahmenplan, den der Stadtrat im Februar beschlossen hat, dient als Grundlage für den Bebauungsplan. Die Initiative „Pfaff erhalten − Stadt gestalten“ (PESG) begrüßt es einerseits, dass die Stadt den Speisesaal noch bis Mitte 2019 als Veranstaltungshalle nutzen will. Dass danach jedoch die Kantine abgerissen werden soll, weil offenbar eine mehrgeschossige Bebauung geplant ist, hält die Initiative für ignorant gegenüber dem Rahmenplan, der erst gefeiert wurde und nun mit Füßen getreten wird. „Man hat nie daran gedacht, die Kantine ernsthaft auf dem Markt zu präsentieren“, sagt Thomas Fischer, einer der PESG-Sprecher, der auch die Ungeduld bei der Vermarktung beklagt. Er zieht Vergleiche zum Gelände der alten Kammgarn-Spinnerei, wo die Bestandsgebäude lange Jahre leer standen. Das sei in Kauf genommen worden, um das Areal für den Neubau der Hochschule ordentlich zu entwickeln. Hier sei der Qualitätsanspruch gelungen realisiert worden. Auch die Intransparenz im Umgang mit Investoren beklagt die PESG-Initiative. Sicherlich müsse der Vertrauensschutz eines Investors gelten, aber der Rahmenplan stehe als Maßstab über allem. Warum bekommt ein Investor ausgerechnet dieses Gelände mit der Kantine, fragt Fischer, zumal diese Strategie zu Lasten der Kantine gehe. Hinzu komme, dass es genügend freies Gelände neben dem neuen Verwaltungsgebäude in Richtung Norden zur Herzog-von-Weimar-Straße hin gebe. Dort habe die städtische Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft (PEG) viele alte Hallen abgerissen. Dort hätte sie Ersatz anbieten können. Ursprünglich hatten die Stadtwerke Kaiserslautern (SWK) eine Kaufoption auf das neue Verwaltungsgebäude und die anschließende Fläche. Dort wollte sie ihre Firmenzentrale errichten. Mittlerweile haben die SWK ihre Pläne geändert, der angedachte Neubau auf dem Areal wurde gecancelt. Als Ersatz erhielten die Stadtwerke das Gelände entlang der Königstraße. Ende August wurde das neue Verwaltungsgebäude, das unter Denkmalschutz steht, an die Investorengemeinschaft Redstone one GbR verkauft, die hier ein Gesundheitszentrum errichten will. Ebenfalls notariell veraktet wurde die fast 6000 Quadratmeter große Fläche entlang der Königstraße mit dem Kantinengebäude. Hier hat die Care Immobilien GbR die Kaufoption der SWK übernommen, die zuvor per Tauschgeschäft auf das Grundstück mit dem neuen Verwaltungsgebäude verzichtet und dafür das Gelände mit der Kantine in Form einer Kaufoption erhalten hat. „Es ist erfreulich“, hebt Fischer hervor, „dass es Interessenten für die Gebäude gibt.“ Denn noch vor einem Jahr seien sie nach Ansicht der Stadt unverkäuflich gewesen. Heute stehen sie zum Teil unter Denkmalschutz. Der städtebauliche Rahmenplan sieht die Integration von Bestandsgebäuden vor: Dazu gehören neben dem Speisesaal die neue Verwaltung und die Pförtnerloge, die beide unter Denkmalschutz stehen; außerdem das Hansa-Gebäude, die alte Verwaltung, das alte und neue Kesselhaus sowie die Stirnfassade der Gießerei. Bis Ende 2020 soll die PEG das Grundstück mit der Kantine baureif machen. So lange sollen dort weiterhin Veranstaltungen stattfinden, hatte PEG-Geschäftsführer Stefan Kremer angekündigt. Bei der Kantine handelt es sich um eine Halle in einer besonderen Betonkonstruktion, die frei tragend ist und ohne Stützen auskommt. Sie gehört nach Ansicht der Kultur-Initiative zu dem gesamten Ensemble dazu, wie es im Rahmenplan ausgewiesen ist. Thomas Fischer: „Das ist die Pfaff-DNA − das ist das, was erhalten werden muss, damit sich das neue Quartier seiner historischen Wurzeln und Bedeutung erinnern kann.“

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