Rheinpfalz Rat fordert Ablösung des Wehrleiters

Das ohnehin massiv gestörte Vertrauensverhältnis der Heltersberger Feuerwehr und des Gemeinderates Heltersberg zum Wehrleiter der Verbandsgemeinde, Arno Bohl, ist endgültig zerrüttet. Der Rat beschloss am Donnerstag einstimmig, die Ablösung des Wehrleiters zu beantragen.

Hintergrund ist, dass Bohl, ohne die Wehrleute zu informieren, deren Spinde im Heltersberger Feuerwehrhaus geöffnet und Ausrüstungsgegenstände entnommen haben soll. Zwischenzeitlich haben weitere Heltersberger Feuerwehrleute ihren Dienst quittiert. „Der macht uns unsere Feuerwehr total kaputt“, schimpfte Andreas Sester (CDU). Bei den First Respondern sei das schon gelungen, denn von den Wehrleuten, die derzeit noch in Heltersberg im Dienst sind, sei nur noch einer als First Responder ausgebildet. Jetzt gehe es auch an die grundsätzliche Einsatzfähigkeit der Wehr in anderen Notfällen. Zuletzt hatten weitere sechs Feuerwehrleute in Heltersberg wegen des Wehrleiters und seines Verhaltens den Dienst quittiert. Elf Wehrleute zählt die Wehr noch, aber es gebe so gut wie keine erforderlichen Funktionsträger wie Atemschutzträger und Maschinisten mehr in der Wehr. Geblieben seien vor allem ganz junge Wehrleute, deren Ausbildung sie noch gar nicht berechtige, im Ernstfall an vorderster Front eingesetzt zu werden. Der frühere kommissarische Wehrführer Tobias Wittchow hatte in einer der vergangenen Ratssitzungen schon darauf hingewiesen, dass die Wehr, um einsatzfähig zu sein, mindestens zehn bis 15 Wehrleute benötige, darunter gut ausgebildetes Personal. „Wir waren, was die First Responder anbelangt, auf einem guten Weg, und jetzt das“, bedauerte Ortschef Ralf Mohrhardt, dass alle Versuche, Frieden in die Wehr zu bringen und den seit langem schwelenden Konflikt zu entschärfen, nun durch den Wehrleiter ad absurdum geführt worden seien. Nicht nur die Tatsache, dass, sondern vor allem wie und zu welchem Zeitpunkt der Wehrleiter die Spinde öffnete und Ausrüstungsgegenstände entnahm, sorgte für Unmut. Zum einen sei dies Mitte Oktober, wenige Tage vor der zweiten Abstimmungssitzung über die weitere Arbeit der First Responder, geschehen. Die Gespräche waren, wie berichtet, bis dahin gut verlaufen. Zum anderen hatte der Wehrführer der Schmalenberger Wehr, Dominik Klingel, sich zwischenzeitlich bereiterklärt, kommissarisch die Wehrführung in Heltersberg mit zu übernehmen. Es sei klar gewesen, dass Klingel zum Zeitpunkt der Spindöffnung nicht da sei. Zwei, drei Tage später hätte er dabei sein können. Ihn zu informieren und mitzunehmen, habe Bohl aber auf keinen Fall gewollt, waren sich die Wehrleute einig, dass Bohl diesen Termin bewusst gewählt habe. Wenn er nun, wie gerüchteweise zu hören sei, versuche, die Verantwortung auf zwei Heltersberger Wehrleute abzuschieben, die bei der Spindöffnung dabei waren, „wäre das ein ganz starkes Stück“. Einig waren sich alle – viele kennen das auch aus ihrem Berufsleben –, dass es nicht zulässig ist, den Spind einfach zu öffnen, ohne den Inhaber darüber zu informieren. Nur im Beisein des Betroffenen dürfe dieser geöffnet werden, ansonsten sei es ein Verstoß gegen das Recht auf Privatsphäre. So kenne er das von der Berufsfeuerwehr in Kaiserslautern, bei der er tätig ist, sagte Mohrhardt. Dort müsse neben dem Betroffenen auch noch der Betriebsrat dabei sein. Etliche Mitarbeiter von Hager-Tehalit verwiesen darauf, dass das auch bei ihnen gelte. Der Rat diskutierte über eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bohl. Das habe sie bereits gemacht, sagte Carmen Schefsky, die von der Spindöffnung betroffen war. Es habe unterschiedliche Fälle gegeben, mal seien es Spinde gewesen, auf denen Namen gestanden haben, die klar als persönlicher Spind erkennbar gewesen seien, im ein oder anderen Fall habe auch kein Name auf dem Spind gestanden. Dennoch sei klar gewesen, wessen Spind das ist, erläuterte Wittchow. Von den Feuerwehrleuten, die jetzt aus der Wehr ausgetreten seien, hätten einige erklärt, dass sie den Dienst sofort wieder aufnehmen würden, wenn Bohl nicht mehr Wehrleiter ist. Eine weitere Zusammenarbeit mit ihm sei für sie schlicht nicht möglich. Gerhard Mayer, einer der Wehrleute, die jetzt erst einmal ihren Dienst quittiert haben, bestätigte dies. Die Wehr in Heltersberg hatte schon mal aus bis zu 30 Wehrleuten bestanden. Kritik gab es auch an Verbandsbürgermeister Lothar Weber, der wegen der zeitgleichen Sitzung zur Zukunft des Golfplatzes in Waldfischbach nicht in Heltersberg sein konnte. Weil er eine Gefahr für Menschenleben gesehen habe und mit interner Kritik nicht weitergekommen sei, habe der frühere Heltersberger Wehrführer Bernd Schefsky den Weg in die Öffentlichkeit gesucht und sei dafür sofort suspendiert worden. Jetzt öffne der Wehrleiter unberechtigt Spinde, was ein massiverer Verstoß sei. Das habe bis jetzt keine Konsequenzen, kritisierte Mayer. „Wir sollten auch gegen Weber eine Dienstaufsichtsbeschwerde einlegen“, forderte Thomas Rutz (FWG). Mohrhardt verwies darauf, dass es dafür keine Begründung gebe. „Mit so etwas würden wir uns lächerlich machen beim Kreis“, sagte Mohrhardt. Man müsse Wege gehen, die sinnvoll seien. Weber sei der unmittelbare Vorgesetzte von Bohl. Für die Abwahl Bohls bräuchte es die Mehrheit der Wehrführer. „Aber wir haben ja schon keinen Wehrführer“, stellten die Wehrleute fest. Die Ablösung Bohls sei dennoch eine zulässige Forderung, sagte Mohrhardt. „Uns läuft die Zeit davon“, merkte Jörg Jochum (CDU) an. Er bemängelte, dass die Heltersberger Verbandsgemeinderatsmitglieder bei der Krisensitzung im August zum Thema Wehr nichts gesagt hätten. „Da hätte ich mir schon gewünscht, dass da mehr Unterstützung kommt“, sagte Mohrhardt, der sich damals nachhaltig für die Interessen der örtlichen Wehr und die First Responder eingesetzt hatte.

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