Rheinpfalz Raue Töne bei der Hundeschau

Eine Polizeibeamtin setzt freie Fluchtwege in den Zelten durch.
Eine Polizeibeamtin setzt freie Fluchtwege in den Zelten durch.

„Schön ist die Angelegenheit sicher nicht, allerdings befürchtet die Stadt keinen dauerhaften Imageverlust“, bewertet der Neunkircher Rathaussprecher Markus Müller die Ereignisse um die Rassehundeausstellung, die zu Pfingsten auf dem Messegelände der Verkehrsgesellschaft NVG über die Bühne ging. Wie gestern kurz im überregionalen Teil berichtet, war es zu Streitigkeiten zwischen Ordnungskräften der Feuerwehr und Beschickern sowie Besuchern gekommen.

Mit chaotisch waren die Zustände bei der Rassehundeschau des saarländischen Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) in Neunkirchen noch zurückhaltend beschrieben. Die Polizei musste die zwei großen Ausstellungszelte am Sonntag zeitweise schließen, weil Wettbewerbsteilnehmer Anweisungen ignorierten, Rettungs- und Fluchtwege blockierten. Auch am Pfingstmontag waren Polizeibeamte im Einsatz, weil Aussteller Anweisungen missachteten und ehrenamtliche Wehrleute aufs Übelste beschimpften. Die Feuerwehr kritisierte die uneinsichtigen Besucher und Aussteller massiv. Erstmals fand die Schau, die Aussteller und Publikum aus ganz Europa anlockt und zu der Tausende Besucher erwartet wurden, auf dem Gelände der Neunkircher Verkehrsbetriebe statt. Schon an Tag eins zeigte sich, dass der neue Messeplatz zu klein war. Während im Freien viele Ordner das Parken regelten, lief es drinnen nicht so gesittet ab. Viele Besucher und Aussteller beschwerten sich. Viel zu wenig Platz, angeblich willkürlich auf die Bodenbretter aufgeklebte Signalbänder, die freizuhaltende Fluchtwege markierten und Feuerwehrleute, die „nichts zu sagen“ hätten, lauteten Kommentare im Internet. Nicht selten wurden die Wehrleute, deren Aufgabe es war, die Rettungswege frei zu halten, auch vor Ort aufs Übelste beschimpft und beleidigt. Vor allem dem Einsatz umsichtiger Polizeibeamter, darunter einige Beamtinnen, die deeskalierend wirkten, war es am Montag zu verdanken, dass die Meinungsverschiedenheiten nicht eskalierten. „Das kann man irgendwo verstehen. Wir haben eine große Anfahrt und kommen mit unseren Tieren für den Wettbewerb, und dann werden wir weggeschubst“, sagte ein Holländer, der Zeit und Geld in die Ausstellung investiert habe. Und tatsächlich mussten er und etliche weitere ihren Platz im Durchgang räumen, weil sie mit ihren Käfigen quer bis in die Mitte des Fluchtwegs gestanden hatten. Bereits am Sonntagmittag rückte die von der Feuerwehr zu Hilfe gerufene Polizei an und sperrte zeitweilig den Zugang zum Gelände. „Wir haben die Veranstaltung für zwei- bis zweieinhalb Stunden geschlossen, sodass nicht mehr Leute von außen auf das Gelände gekommen sind“, sagte Polizei-Einsatzleiter Patrick Meiser. Stefan Enderlein, Einsatzleiter der Feuerwehr Neunkirchen, kämpfte an beiden Tagen mit seinen Kameraden gegen große Hundeboxen, Tische, Stühle und sogar Kühlschränke, die die Rettungswege in den Messezelten versperrten. Im Brandfall wäre eine reibungslose Evakuierung nicht möglich gewesen, so Enderlein. Oftmals seien die als Brandwache eingesetzten Feuerwehrleute auf Unverständnis bei den Ausstellern gestoßen und „aufs Übelste beleidigt worden“. Dazu kamen Verständigungsprobleme mit ausländischen Ausstellern, die die Anweisungen nicht verstanden oder nicht verstehen wollten. Vereinzelt sie es zu Situationen gekommen, die nahe an Handgreiflichkeiten waren. „Ein respektvoller und höflicher Umgang mit ehrenamtlichen Einsatzkräften war in keiner Weise mehr gegeben“, schildert Enderlein. Die Arbeit der Brandwache glich stellenweise einem Kampf gegen Windmühlen; waren an einer Stelle die Fluchtwege wieder frei, so wurden sie an anderer Stelle gleich wieder zugestellt. Rathaussprecher Müller sagte: „Die Situation vor Ort hätte dem erfahrenen Veranstalter bekannt sein müssen.“ Seien die Rettungswege vor allem in den Messezelten nicht eingehalten worden, hätten sich die Besucher auf dem Außengelände „mit angemessenem Platz“ bewegen können. Müller kündigte an, die Stadt werde sich jetzt mit dem Veranstalter zusammensetzen und die Lage erörtern. Ursula Regitz, Vorsitzende des VDH Saar, war gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Hundeboxen wie diese blockierten die Fluchtwege.
Hundeboxen wie diese blockierten die Fluchtwege.
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