Rheinpfalz „Schöne Zeit endet nicht“

«Kaiserslautern.» Der Countdown läuft, kommende Woche beginnt ein neues Schuljahr. Benjamin Ginkel hat mit Susanne Stork, Psychologin am Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz im Schulpsychologischen Beratungszentrum in Kaiserslautern, über ordentliche Schulranzen, Schwimmbadbesuche am ersten Schultag und realistische Ziele fürs Schuljahr gesprochen.

Die letzte Ferienwoche hat begonnen. Was können Eltern tun, um den Nachwuchs auf den baldigen Schulbeginn vorzubereiten?

Langsam sollten sich die Kinder vom Ferienmodus wieder auf die Schulzeiten umstellen, also vielleicht nicht mehr ganz so spät ins Bett gehen und morgens bereits wieder etwas früher aufstehen. Damit sich der Tagesrhythmus am ersten Schultag nicht so abrupt ändert. Das wird bei den meisten Kindern aber vermutlich auf wenig Gegenliebe stoßen ... Vielleicht. Aber mit anderen Vorbereitungen lässt sich den Kindern Lust auf Schule machen: beispielsweise gemeinsam den Ranzen auszumisten und neu einzuräumen. Ein paar neue Materialien oder gar ein neuer cooler Rucksack, das motiviert die Kinder und Teenager. Gemeinsam für Ordnung im Ranzen zu sorgen, das schafft auch Ordnung im Kopf der Kinder – und ist ein schönes Ritual. Also nicht erst am letzten Ferientag nach dem „Tatort“ die Schulsachen richten? Oder vielleicht am ersten Schultag morgens? Bloß nicht. Um morgens einen guten Start hinzubekommen und nicht noch fehlende Sachen zusammen suchen zu müssen, sollte spätestens abends alles gerichtet sein. Nicht allen Kindern macht Aufräumen Spaß. Wie motiviere ich die in der letzten Ferienwoche, an die Schule zu denken? Besuche von Schulfreunden können helfen, damit sich die Kinder gegenseitig motivieren. Wichtig ist es, einen guten Übergang zu schaffen, die schöne Zeit nicht von heute auf morgen enden zu lassen. Was spricht gegen einen Schwimmbadbesuch nachmittags am ersten Schultag? Auch die Schulzeit sollte Raum für schöne Erlebnisse bieten, das kann man mit den Kindern gut besprechen und planen. Können Eltern dem Kind auch sagen, woran es im neuen Schuljahr mehr arbeiten muss? Miteinander zu reden, die Sorgen und Ängste des Kindes wahrzunehmen, das ist das A und O. Dabei dürfen auch Erwartungen oder Ziele formuliert werden. Jedes Schuljahr ist ja auch ein Neustart. Statt Altlasten zu thematisieren, sollte der Blick allerdings nach vorne gewandt sein. Dann ist es keine gute Idee, die letzten Ferientage mit intensiven Lerneinheiten fürs neue Schuljahr vollzustopfen? Definitiv nicht! Das Wiederholen von Grundlagen dagegen ist nicht verkehrt. 15 Minuten am Tag, spielerisch auch ein bisschen länger, Schulstoff zu wiederholen, stärkt oft das Selbstbewusstsein nach dem Motto: „Das kann ich ja noch.“ Ein vollgepackter Lernplan für die letzte Ferienwoche wäre jedenfalls nicht förderlich. Zumindest bei den meisten Kindern nicht. Eltern sollten also keine konkreten Erwartungen an das Kind und seine Noten stellen – beispielsweise mit einer Belohnung für den Sprung in Mathe von einer Vier auf eine Zwei? Das kann ganz schön nach hinten losgehen. Was, wenn das Kind am Schuljahresende eine Fünf hat? Die Ziele sollten sich nicht über Noten definieren – und realistisch sein! Für Eltern und Kinder, gerade Teenager, können ziemlich unterschiedliche Vorgaben realistisch sein ... Deswegen raten wir, gerade bei Jugendlichen, dass sie mitreden dürfen und die Ziele nicht über ihren Kopf hinweg gesteckt werden. Hier gilt ebenfalls: Es wichtig ist, miteinander zu reden. | Interview: Benjamin Ginkel

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