Rheinpfalz Schönrederei hilft nicht weiter

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Kaiserslautern. Stadtentwicklung ist mehr als Leerstandsmanagement. Kommunen fit für die Zukunft zu machen, bedeutet auch, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Zu diesem Schluss kommt ein Pilotprojekt der TU Kaiserslautern.

Gemeinsam mit 19 rheinland-pfälzischen Kommunen entstand unter Federführung des Fachgebiets Stadtumbau und Ortserneuerung der TU in den vergangenen zweieinhalb Jahren ein Praxisleitfaden. Die Broschüre soll Gemeinden als Hilfestellung bei aktuellen Problemen in der Innenstadtentwicklung dienen, wie Stadtplaner Holger Schmidt, der seit 2009 als Professor an der TU lehrt, bei der Vorstellung des Leitfadens erklärte. Neben der wissenschaftlichen Expertise der TU flossen zudem die Erfahrungen von Susanne Schultz (Institut für Raum- und Umgebungspsychologie in Neustadt) sowie von Michael Kleemann (Büros Stadtimpuls in Landau) in das Projekt ein. Laut Schmidt ist auf diese Weise eine Broschüre „von Praktikern für Praktiker“ entstanden. Die Projektmitarbeiter erkundigten sich unter anderem bei Stadtrundgängen vor Ort, wie Kommunen ihre Innenstadt entwickeln. Die Idee ist, dass Gemeinden über den Leitfaden von den Erfahrungen anderer Städte und Dörfer profitieren können – ohne das Rad jedes Mal neu erfinden zu müssen. In diesem Zusammenhang verwies Kleemann darauf, dass das Leerstandsmanagement, wie es in vielen Kommunen noch gang und gäbe sei, kein Allheilmittel sei. Stadtentwicklung bedeute mehr, als nur leerstehende Objekte an Filialisten zu vermieten. Was letztlich mit Immobilien geschehe, sei die Entscheidung der Besitzer, so Susanne Schultz. Die Psychologin sagte, dass „weiche Faktoren“ hierbei nicht zu unterschätzen seien. Die reine Fachinformation von Kommunen an Immobilienbesitzer reiche oft nicht aus. Es müsse auch atmosphärisch zwischen den beiden Parteien stimmen. Dabei komme es immer wieder zu kritischen Situationen. Sozialpsychologische Instrumente könnten helfen, diese Hindernisse zu überwinden. Schmidt, Kleemann und Schultz warben einhellig für ein neues Verständnis von City-Management. Es sei nicht damit getan, ein paar bunte Fähnchen aufzuhängen und Feste zu organisieren. City-Management nach ihrem Verständnis beinhalte zwingend eine kritische Selbstbetrachtung und sei eher als eine Art Coaching zu verstehen. „Schönrederei hilft niemandem weiter“, sagte Kleemann. Wenn es um Stadtentwicklung gehe, müsse auch mal gesagt werden, dass nicht jeder Leerstand wieder mit Läden gefüllt werden könne. Den Platz könne man aber vielleicht zur Quartiersentwicklung nutzen. Stadtleben sei schließlich mehr als Einzelhandel, so Kleemann. In Zukunft könne „gutes Wohnen“ an Bedeutung gewinnen. Diese Erkenntnisse müsse sich gegebenenfalls in kommunalpolitischen Beschlüssen widerspiegeln, beispielsweise in der Verkehrsplanung. Im netz Den Leitfaden „Integriertes Standortmanagement Innenstadt Rheinland-Pfalz“ gibt es unter: www.dialog-innenstadt-rlp.de |gana

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