Rheinpfalz Schock in der Nachspielzeit

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GELSENKIRCHEN. Am Welttag der Norm hat der Weltmeister wieder kein passendes Ergebnis zustande gebracht: Im EM-Qualifikationsspiel gegen Irland spielte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gestern wegen eines Gegentreffers in der Nachspielzeit nur 1:1 (0:0). „In den letzten paar Minuten waren wir einfach auch naiv“, ärgerte sich Bundestrainer Joachim Löw.

Er war doch zu mehr Wechseln gezwungen worden als ihm lieb war. Tendenziell sollten die Verlierer vom vergangenen Samstag (0:2 in Polen) die Chance zur Rehabilitierung erhalten. Doch der eh schon dünne Kader schrumpfte weiter. Im Stadionmagazin waren Thomas Müller und André Schürrle auf der Titelseite. Doch der Ludwigshafener hatte kurzfristig wegen eines grippalen Infekts passen müssen. Und so standen dem Bundestrainer noch drei Torhüter und 14 Feldspieler zur Verfügung. Schürrles Pech war das Glück eines Schalkers. Julian Draxler (21) rückte in die Startelf, als jüngster Gelsenkirchener überhaupt in einem Länderspiel im eigenen Stadion. Das war die kleine Überraschung, die große war, dass Innenverteidiger Matthias Ginter den ebenfalls kranken Christoph Kramer ersetzte, obwohl der Hoffenheimer Sebastian Rudy ja eigentlich auf der „Sechs“ zu Hause ist. Es konnte also eigentlich nichts mehr schiefgehen. Denn wie schon bei der WM standen wieder vier Innenverteidiger auf dem Platz: Ginter, Jérôme Boateng, Mats Hummels und rechts hinten Antonio Rüdiger. Ginter machte seine Sache gut. Neben dem beweglichen Toni Kroos räumte er in aller Ruhe auf, nicht spektakulär aber wertvoll, weil er auch mutig mit nach vorne ging. Das war deshalb möglich, weil die Iren dann doch gehörigen Respekt vor dem Weltmeister zeigten. Mit einer schönen Choreographie mit vier Sternen über eine komplette Tribüne und einem großen „Danke“ hatten die deutschen Fans die Mannschaft begrüßt. Und die nahm auch das Heft des Handels konsequenter als am Samstag in die Hand. In der Anfangsphase schnürte die deutsche Mannschaft das Team um Stürmerstar Robbie Keane in dessen Hälfte ein und wäre für seinen Aufwand auch fast belohnt worden. Doch das Spiel begann so, wie das Polenspiel aufgehört hatte. In Warschau hätte Lukas Podolski spät fast getroffen, nagelte den Ball aber an die Latte. Gestern war Erik Durm der Pechvogel, der nur das Aluminium traf (5.). Die Führung wäre verdient gewesen. Aber leider blieb diese Chance bis zur Nachspielzeit der ersten Hälfte die beste. Dann tauchte endlich einmal Draxler vor dem irischen Keeper David Forde auf, scheiterte aber an ihm. Ansonsten war es ein Geduldsspiel gegen einen sehr tief stehenden Gegner. Rüdiger hatte zwei Kopfballchancen, eine nach einem Kroos-Freistoß über Müller (15.) und einmal nach einer schönen Flanke Durms (32.). Aber es war wieder wie in Warschau: So richtig zwingend war das alles nicht. Ein Wachmacher war Karim Bellarabis doppelter Ballklau gegen Marc Wilson und den herauseilenden Torhüter, aber er verlor die Kugel wieder. Nach der Pause machte Löw das einzig richtige: Er wechselte offensiv ein, Podolski kam für Ginter. Draxler rückte auf Ginter-Position und der dienstälteste Profi im Kader auf den linken Flügel. Podolski belebte auch gleich das deutsche Spiel. Nach einer guten Chance der Iren sorgte Podolski im Gegenzug mit einem abgefälschten Schuss für Gefahr. Wenig später rasselte der Stürmer im irischen Strafraum mit Marc Wilson zusammen nach einer Kopfball-Ablage von Thomas Müller – Stürmerfoul. Einen Elfmeter hätte es aber nach John O’Sheas Klammergriff gegen Götze durchaus geben dürfen (69.). Das sah selbst der Ire so: „50:50“. Für die letzten 20 Minuten holte Löw die Brechstange raus und brachte einen weiteren Stürmer. Na also, in seiner ersten Aktion bediente Max Kruse den in der Mitte frei stehenden Kroos, der den Ball an den linken Innenpfosten setzte – Tor (71.). Doch in den letzten Minuten ging dem Team die Kraft aus. Routinier John O’Shea schaffte die Überraschung, Mats Hummels kam in dieser Szene entscheidend zu spät (90. +4). „In diesem Moment hätte er sich besser und näher zum Gegenspieler postieren können“, bekannte Joachim Löw. Zuvor allerdings war die Flanke von rechts nicht unterbunden worden. So spielten sie: Deutschland: Neuer - Rüdiger, Boateng, Hummels, Durm - Ginter (46. Podolski), Kroos – Bellarabi (86. Rudy), Götze, Draxler (70. Kruse) - Müller Irland: Forde - Meyler, O’Shea, Wilson, Ward – Walters, Whelan (54. Hendrick), Quinn (76. Hoolahan), McClean - McGeady, Keane (63. Gibson) Tore: 1:0 Kroos (71.), 1:1 O’Shea (90. +4) - Gelbe Karten: Hummels - Whelan, Wilson - Beste Spieler: Kroos, Podolski, Bellarabi - Quinn, O’Shea - Zuschauer: 51.204 - Schiedsrichter: Skomina (Slowenien).

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