Eisenberg „Sein Leben lang lernen“

Das Ziel fest im Blick: Gustav Herzog will weiter für die SPD in den Bundestag, am liebsten unter einem SPD-Kanzler Martin Schul
Das Ziel fest im Blick: Gustav Herzog will weiter für die SPD in den Bundestag, am liebsten unter einem SPD-Kanzler Martin Schulz.

«BUBENHEIM.»Der leichte Anstieg am Ortsausgang von Harxheim im Zellertal bringt Gustav Herzog nicht aus der Puste. Schließlich joggt er die Strecke nach Bubenheim jeden Morgen bei Sonnenaufgang. Drei Kilometer – hin und zurück. Das, so sagt er, helfe ihm, sein straffes Politikerprogramm insbesondere in Zeiten des Wahlkampfes durchzuhalten. Sogar während der Kerwetage macht er keine Ausnahme.

Disziplin müsse man mitbringen für diesen Job. Nur so bringe man die Kraft auf, sich ständig auf neue Situationen und andere Menschen einzustellen. Aber Gustav Herzog sieht das positiv: „Wer in der Politik Verantwortung übernimmt, der darf sein Leben lang lernen.“ Lernen ist eines seiner Lieblingsthemen. „Ich bin einer der wenigen Nichtakademiker in der Bundespolitik. Wenn ich über duale Ausbildung spreche, weiß ich, wovon ich rede.“ Es sei ihm ein Herzensanliegen, dass nicht nur der „Master“, sondern auch der „Meister“ geschätzt werde. Deshalb müsse Bildung auch von Anfang an kostenfrei sein. Nur so funktioniere Chancengleichheit. Seit 1998 ist Herzog Mitglied im Deutschen Bundestag. Einiges hat sich verändert in dieser Zeit, auch er selbst. „Ich habe gelernt, dass oftmals der lange Atem besser ist als der schnelle Erfolg.“ Verändert haben sich auch die Themen, mit denen die Menschen zu ihm in die Sprechstunde kommen. Es geht um Internetversorgung, den Umgang mit Flüchtlingen oder den ÖPNV. Auch persönliche Schwierigkeiten führen Menschen zu ihm, beispielsweise jene, die schwerkrank zwischen den Zuständigkeiten von Krankenkassen und Versicherungen hin und her geschubst werden. „Da kann es schon hilfreich sein, wenn ich einen wohlwollend fordernden Brief schreibe und darum bitte, dass man möglichst schnell zu einer Lösung kommt“, verdeutlicht er. Manche Sprechstundenbesucher wollen nur mal reden. Beispielsweise über die Politik des türkischen Staatschefs Erdogan. Hier liege er voll auf der Linie von Außenminister Sigmar Gabriel, der Erdogan jetzt klare Kante gezeigt habe. „Wir haben kein Problem mit der Türkei oder mit Türken. Wir haben ein Problem mit Erdogan und damit, dass er Demokratie und Pressefreiheit untergräbt“, sagt Herzog. Dass sich diese Anti-Erdogan-Haltung negativ auf das Wahlergebnis der SPD auswirken könnte, befürchtet er nicht. „Ich habe viel mit Türken oder türkischstämmigen Menschen zu tun, die hier leben und diese Politik ebenfalls ablehnen“, so Herzog. Als verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion hat Herzog auch eine klare Meinung zum Dieselskandal. „Hätte Herr Dobrindt sich darum so intensiv gekümmert wie um die Maut, dann hätten wir diesen Schlamassel jetzt nicht.“ Gleichzeitig räumt er ein: „Wir waren alle überrascht, mit welcher kriminellen Energie die Autokonzerne da agiert haben.“ Jetzt müsse alles darangesetzt werden, dass Fahrverbote vermieden werden können, denn damit würden eindeutig die Falschen bestraft. Zur CDU zieht Herzog eine klare Grenze. „Es war ganz gut in den letzten Jahren, aber nur, weil die SPD die Politik entscheidend geprägt hat.“ Aber: „Ich wüsste jetzt nicht, was wir mit der Union noch anfangen sollten“, erklärt er das Kapitel Große Koalition aus seiner Sicht für beendet. Immer wieder spricht er über Gerechtigkeit. „Schulische Bildung ist nur ein Teil“, sagt Herzog. Es müsse gleichwertige Lebensverhältnisse geben, egal ob man im Osten oder Westen, in einer Stadt oder auf dem Land lebe. Wenn die SPD die Regierung stellen sollte, dann werde man das in der Region deutlich spüren, ist Herzog sicher. Wichtige Projekte, wie den Bau der Ortsumgehung Imsweiler und weitere Schritte für die Ortsumgehungen Olsbrücken und Schönenberg-Kübelberg, habe er auf den Weg gebracht in der letzten Legislaturperiode. „Das, was ich versprochen habe, konnte ich auch halten“, sagt er. Auch beim Umgang mit Flüchtlingen und Asylsuchenden sieht er das Konzept seiner Partei als erfolgversprechend. „Wir müssen sehr genau schauen, welche Menschen das Recht haben, hierzubleiben. Und wir sollten uns gewaltig anstrengen, die dann auch gut zu integrieren“, so Herzog. Aber auch für all jene, die wieder zurück in ihr Heimatland wollen, müsse es ein Konzept geben. „Da sollten wir dafür sorgen, dass wir ihnen möglichst viel Rüstzeug mitgeben, beispielsweise in Form einer guten Ausbildung.“ Zudem dürfe es kein Lippenbekenntnis bleiben, dass man die Ursachen für Flucht künftig stärker bekämpfen will.

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