Kultur Südpfalz Siebenmal Blech mit Dame

91-92871978.jpg

Seit nahezu zwei Jahrzehnten macht sie quasi im Dauerlauf Station in den schönsten Kirchen der Region, mittlerweile auch darüber hinaus: die Weihnachtstournee des Blechbläser-Ensembles Rennquintett. In der Bad Bergzaberner Marktkirche beispielsweise war die spritzige Performance auf Einladung der protestantischen Kirchengemeinde und VR-Bank heuer zum neunten Mal in Folge zu Gast – auch diesmal wieder vor restlos ausverkauftem Auditorium.

Die Rezeptur ist vertraut, das Quäntchen Überraschung fehlt in keinem Jahr und bleibt Garant für ein jeweils unverbrauchtes Aha-Erlebnis. Was wir längst wissen und was auch diesmal ganz unspektakulär und selbstverständlich als Lokomotive den farbenfrohen Programmzug in Fahrt brachte: Was Uwe Zaiser und Peter Leiner, die Trompeter, Jochen Scherer, Posaune, Uwe Tessmann, Horn, und Ralf Rudolph, Tuba, musikalisch auf die Reise schicken, ist instrumentale Oberliga, und man würde ihnen auch zuhören, wenn sie – um mal den alten Kalauer zu strapazieren – das Telefonbuch vorspielen würden. Blechbläserkunst vom Feinsten, ebenso virtuos wie geistreich kredenzt. Was wir aber vielleicht an diesem Abend gelernt haben: Wie wunderbar kontrastreich sich Bläserensemble mit Bläser-Solist kombiniert. Denn zu Gast waren zwei junge Nachwuchskollegen der Ausnahmeklasse, vielfach ausgezeichnet und bereits hoch gehandelt. Der Trompeter Sandro Hirsch, 19 Jahre, mehrfach erster Preisträger beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, Vorstudent bei Peter Leiner in Saarbrücken, jetzt Student der Frankfurter Musikhochschule, brillierte unter anderem mit Haydns Trompetenkonzert und schickte den dritten Satz von Giuseppe Tartinis Trompetenkonzert souverän, quirlig und vollendet modelliert hinterher. Constantin Hartwig wiederum, Gewinner des Deutschen Musik- sowie des Aeolus-Wettbewerbs, einst Schüler von Ralf Rudolph, interpretierte auf der Tuba Ralph Vaughan Williams Solo-Konzert mit atemberaubend edlem Klangduktus. Die schillernde Adaption des Beatles-Songs „Blackbird“ wiederum modellierte er elegant, ebenso feingliedrig wie vollmundig abgrundtief und derart leichtfüßig, dass man aus dem Staunen gar nicht herausfand. Weiblicher Glanzpunkt im Kreis der virtuosen Frackträger: Elena Harsanyi, deren jugendfrischer, glockig-geschmeidiger Koloratursopran derzeit am Staatstheater Saarbrücken zum Beispiel mit der Maria in Bernsteins Westside Story zu bewundern ist. Hier kredenzte sie mit der figurenreichen Arie „Let the bright Seraphim“ von Händel und Bachs Jubelkantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ puren Ohrenschmaus – mit lieblich schimmerndem Timbre, lupenreinen Spitzentönen, gestochen platzierten Tonperlen und einem Gestaltungsspektrum von hinreißender Natürlichkeit. Programm und Solisten geschuldet, schlüpfte das Rennquintett diesmal nachdrücklich wahrnehmbar in die Rolle des Begleiters. Und manchen mag es überrascht haben, wie großartig orchestrale Klangfarben auch im Bläserkleid zu leuchten vermögen. Betteten die Fünf ihre Solisten hier behutsam, nachspürend und dynamisch sorgsam ausbalanciert, so bot sich doch zwischendurch genügend Gelegenheit zu solistischer Glanzparade und fröhlichem Kontrast. So etwa beim Wechselspiel Bach und 20. Jahrhundert oder auch „Alt und Jung“, sprich: Rennquintett und Bläsernachwuchs. Dazwischen fabulierte Peter Leiner flockig und sehr dosiert mal übers Stück, mal stöberte er anregend im Fundus humoriger Momentaufnahmen. Weihnachtliche Kompositionen aus Übersee und Frankreich sowie Bernsteins Ohrwurm „Somewhere“, von Elena Harsanyi im Solo-Duett mit Uwe Zaisers jazzig schmelzender Trompete einfach anbetungswürdig zelebriert, leiteten dann schließlich über zum Show-Down. Dass die Beifallsstürme alljährlich mit der „Petersburger Schlittenfahrt“ quittiert werden, ist mittlerweile ein Running Gag. Zugabe Nummer zwei, der umwerfend witzige Rausschmeißer „Jingle Bells“ in einer Art Gerard-Hoffnung-Metamorphose, aktivierte allseits die Lachmuskeln noch mal tüchtig. Ein Konzert, dass einfach Spaß machte.

x