Rheinpfalz Simulationsfahrten für den Nachwuchs

Aus dem Museum: Auch Straßenbahnen der Vergangenheit erlebten auf dem Betriebshof eine Auferstehung.
Aus dem Museum: Auch Straßenbahnen der Vergangenheit erlebten auf dem Betriebshof eine Auferstehung.

«MANNHEIM.» Rund 8000 Besucher haben den Samstag für einen Blick hinter die Kulissen des Öffentlichen Personennahverkehrs genutzt. Beim Tag der offenen Tür auf dem Betriebshof hat Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) seine Bandbreite und auch Leistungsstärke gezeigt.

Rund 174 Millionen Passagiere befördert der RNV in jedem Jahr kreuz und quer durch das Verbundgebiet. Rund 500.000 Menschen sind täglich mit ihm unterwegs. „Beim Blick hinter die Kulissen erleben die Besucher, was alles nötig ist, damit der Schienenverkehr täglich funktioniert“, freute sich Ludwigshafens Dezernent Klaus Dillinger (CDU) als Mitglied des RNV-Aufsichtsrates. Die Gäste durften sogar ins Allerheiligste, erlebten in der Betriebszentrale, wie Busse und Bahnen im Verbundgebiet koordiniert und gesteuert werden. „Das war schon spannend“, strahlte Besucherin Martina Pflugheber aus Mannheim nach dem Rundgang. „Eigentlich wollten wir auch einmal gerne mit dem Fahrsimulator Straßenbahn fahren, aber das hat nicht geklappt“, bedauerte sie. Tatsächlich waren die 40 Plätze der virtuellen Fahrschule sehr schnell ausgebucht. Der 22-jährige Benjamin hatte Glück und entpuppte sich als Naturtalent. „Er macht das wirklich sehr gut“, lobte Fahrlehrer Alexander Koch. Und dies, obwohl es seine erste Fahrt mit der Straßenbahn war: „Normalerweise nutze ich Flugsimulatoren. Aber auch die Straßenbahn ist eine interessante Erfahrung.“ Da war er mit Unternehmensgeschäftsführer Martin in der Beek einig: „Die Fahrt auf der Schiene bietet wesentlich mehr Abwechslung als der Luftverkehr.“ Und die Linie 5 zwischen Hauptbahnhof und Neuostheim ließ keine Langeweile aufkommen. „Das ist unsere abwechslungsreichste Strecke“, so Koch. Und so ging es nach fünfminütiger Einweisung auch gleich auf die Schiene. „Zwei Simulatoren entsprechen bis auf den letzten Knopf einem Fahrerstand in unseren Zügen. Im dritten sind wir ein wenig flexibler. Dieser wird durch Touchscreens gesteuert, und wir können verschiedene Zugmodelle aufspielen.“ Damit war der Simulator bei seiner Premiere aus dem Stand einer von zwei großen Rennern auf dem Betriebshof. Der zweite war, wie schon in den Vorjahren, die Einführungsfahrstunde auf einem echten Zug. Eine fünfminütige Fahrt mit dem knapp 36 Tonnen schweren Ungetüm. Die wichtigste Funktion wurde dabei gleich als erstes verraten: „Der Knopf da vorne ist die Klingel.“ „Wir haben in diesem Jahr versucht, die Anmeldung ein wenig zu entzerren und damit auch Besuchern eine Chance zu geben, die eventuell am Vormittag noch arbeiten mussten und sich so nicht anmelden konnten“, erklärte Carsten Jeblick. Ausgebucht waren die hundert Fahrten sowieso. Bis in die Abendstunden hofften Wartende in der Schlange auf einen Platz auf dem Fahrersitz, erfüllten sich Kinderträume für alle Altersklassen. Straßenbahnen der Vergangenheit zeigten nicht nur die Freunde historischer Eisenbahnen mit dem grünen Salonwagen, sondern auch die Freizeitgruppe Transportwesen auf ihrer Ausstellungsfläche im „Depot 5“ auf dem Betriebshof. „Wir haben das Museum 2003 zum Tag der offenen Tür aufgebaut“, berichtete der Vereinsvorsitzende Rolf Peter Würtele. Ein Fundus gerade für altgediente Straßenbahnfahrer, die hier nicht nur Fahrerstand und Einrichtungsgegenstände wiederentdeckten, sondern auch Haltestellenschilder und vieles andere mehr erlebten. „Wir versuchen, die Entwicklung des Nahverkehrs abzubilden“, so Rolf Peter Würtele. Und der Tag sollte zugleich dafür sorgen, dass sich noch vieles weiterentwickelt. „Natürlich machen wir hier auch Berufsinformation und versuchen, künftige neue Mitarbeiter zu gewinnen“, sagte in der Beek. Zumindest Nachwuchs-Straßenbahnfahrer könnten am Samstag ein paar dabei gewesen sein.

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