Kaiserslautern So lief die Entschärfung der Fliegerbombe

Rund 200 Anwohner mussten evakuiert werden. In der Goetheschule war eine Sammelstelle eingerichtet worden.
Rund 200 Anwohner mussten evakuiert werden. In der Goetheschule war eine Sammelstelle eingerichtet worden.

Am Donnerstagabend wurde auf dem Pfaff-Gelände in Kaiserslautern eine 250-Kilogramm-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die Entschärfung der Bombe gestaltete sich schwieriger als gedacht. Um 2 Uhr konnte der Kampfmittelräumdienst endlich Entwarnung geben.

Es wurde eine lange Nacht für viele: Nicht nur rund 200 Menschen, die wegen des Bombenfundes aus dem betroffenen Gebiet evakuiert werden mussten, kamen um ihren Schlaf. Auch rund 130 Helfer von Ordnungsbehörde, Berufsfeuerwehr, Freiwilliger Feuerwehr, Polizei, Bundespolizei, Rotem Kreuz, ASB und THW sowie Mitarbeiter der Bahn und der Stadtwerke waren im Einsatz. Sie alle mussten länger ausharren als erwartet, denn die Bombe widersetzte sich lange der Entschärfung.

Entdeckt wurde das Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg kurz nach 18 Uhr bei Bauarbeiten im Nordwesten des Pfaff-Geländes, an der Susanne-Ihsen-Straße, „bei Vorbereitungsarbeiten zum Bau der Versorgungsanschlüsse“, wie die Stadt am Freitag mitteilte.

„Es war ein Wechselbad der Gefühle“, sagte Bürgermeister Manfred Schulz, der bis zur Entwarnung nach 2 Uhr vor Ort war, am Freitagmittag. Die Entschärfung war sehr kurzfristig am Abend angesetzt worden, „ohne große Vorbereitungszeit“, und man war davon ausgegangen, die Evakuierten noch am selben Tag wieder in ihre Häuser entlassen zu können. „Der Kampfmittelräumdienst vermeldete dann jedoch, dass der erste Zünder nicht so einfach war. Und kurz vor 1 Uhr hieß es, der zweite Zünder leiste noch mehr Widerstand“, berichtete Schulz. Zu der Verzögerung kam es auch, weil der Kampfmittelräumdienst zwischenzeitlich zusätzliches Gerät anfordern musste, ergänzte die Pressestelle auf Nachfrage.

Ab 20.30 Uhr wurden die Einwohner evakuiert

Um 20.30 Uhr hatten Kräfte der städtischen Ordnungsbehörde, der Freiwilligen Feuerwehr sowie der Landes- und Bundespolizei mit der Evakuierung begonnen: Die Anwohner der Herzog-von-Weimar-Straße, Kolchenstraße und der östlichsten Teile der Karl-Pfaff-Siedlung (am Bahndamm) mussten ihre Häuser verlassen. Auch Gewerbe- und Industriebetriebe im Süden des Gebiets (Pirmasenser Straße/Königstraße/Am Gusswerk/Hohenecker Straße) mussten geräumt werden. Um 22 Uhr stellte die Deutsche Bahn in dem Bereich den Bahnverkehr ein. Um 22.15 Uhr wurde der Luftraum über der Fundstelle gesperrt. Gegen 22.30 Uhr machte sich der Kampfmittelräumdienst dann an die Arbeit.

Rund 200 Anwohner mussten evakuiert werden. In der Goetheschule war eine Sammelstelle eingerichtet worden.
Rund 200 Anwohner mussten evakuiert werden. In der Goetheschule war eine Sammelstelle eingerichtet worden.
Die ersten Evakuierten waren gegen 20.45 Uhr in der Goetheschule eingetroffen.
Die ersten Evakuierten waren gegen 20.45 Uhr in der Goetheschule eingetroffen.
Auch der Notarzt war in der Goetheschule vor Ort, um die Menschen zu betreuen.
Auch der Notarzt war in der Goetheschule vor Ort, um die Menschen zu betreuen.
Die Evakuierten wurden mit Getränken versorgt.
Die Evakuierten wurden mit Getränken versorgt.
Bürgermeister Manfred Schulz macht sich in der Einsatzzentrale ein Bild der Lage.
Bürgermeister Manfred Schulz macht sich in der Einsatzzentrale ein Bild der Lage.
Vor dem Pfalzklinikum hatte die Feuerwehr Stellung bezogen.
Vor dem Pfalzklinikum hatte die Feuerwehr Stellung bezogen.
Die Polizei sicherte die Zufahrt zum Pfaff-Gelände, auf dem die Bombe gefunden wurde.
Die Polizei sicherte die Zufahrt zum Pfaff-Gelände, auf dem die Bombe gefunden wurde.
Die Polizei hatte das Gebiet abgeriegelt.
Die Polizei hatte das Gebiet abgeriegelt.
Die Anwohner der Herzog-von-Weimar-Straße oberhalb des Pfaff-Geländes mussten ihre Häuser verlassen.
Die Anwohner der Herzog-von-Weimar-Straße oberhalb des Pfaff-Geländes mussten ihre Häuser verlassen.
Die Königstraße war mit Flatterband abgesperrt.
Die Königstraße war mit Flatterband abgesperrt.

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Sammelstelle für die Evakuierten war die Gymnastikhalle der Goetheschule. Dort waren gegen 20.45 Uhr die ersten Menschen eingetroffen. „Zwischenzeitlich waren dort bis zu 50 Personen, am Schluss waren es noch 43“, informierte Schulz. Die Menschen wurden von den Hilfsorganisationen versorgt; medizinische Hilfe war laut Schulz zum Glück nicht nötig, auch bei der Evakuierung habe es keine Probleme gegeben, alles sei ruhig verlaufen. „In der Halle waren Feldbetten organisiert, einige Kinder schliefen schon auf den Matten. Aber ich war heilfroh, als die Meldung der Entschärfung kam“, gab Schulz erleichtert zu. „Denn wir brauchten die Schule am nächsten Morgen ja für den Unterricht.“

Er sei nach dem Bombenfund vom OB-Büro angerufen worden. „Die Einsatzleitung hatte Werner Schmidt, Leiter des Kommunalen Vollzugsdiensts“, und so sei Schulz als Dezernent für Recht und Ordnung ins Pfaff-Areal gefahren. „Ich habe mich mit Manuel Steinbrenner“, dem Dezernenten für Feuerwehr und Katastrophenschutz, „darüber abgesprochen“. Kurz nach 21 Uhr sei Schulz in die Goetheschule gefahren, dann zur Feuerwehr, und anschließend wieder in die Goetheschule, „um zu sehen, wie es den Anwohnern geht. Und mich dann für ihre Geduld und ihr Verständnis zu bedanken, sowie bei den Helfern für ihren Einsatz.“

Polizei und Feuerwehr riegeln Straßen ab

Der Sicherheitsradius um den Fundort der Bombe war mit 300 Metern bemessen worden. Mit Beginn der Evakuierung waren Straßen abgesperrt worden. Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr standen an den Zufahrten zum abgeriegelten Areal. Die Königstraße war teils mit Flatterband abgesperrt. Bei Dunkelheit und Regen verlor der eine oder andere Autofahrer in der Königstraße bisweilen kurzfristig die Orientierung und fuhr gegen die Fahrtrichtung in die dortige baustellenbedingte Einbahnstraße ein. Auf dem Parkplatz des Aldi-Marktes waren zu der Zeit auch noch noch Menschen unterwegs, die dort einkauften. Sie waren teils irritiert, wie sie das Gelände nun verlassen konnten.

Direkt nach Abschluss der Entschärfung wurde der eingestellte Bahnverkehr wieder freigegeben.

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