Rheinpfalz Spürnasen im Einsatz

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Egal, ob bei Fußballspielen, einer Schlägerei oder bei einer Großdemonstration: Wenn die Diensthundeführer des Polizeipräsidiums Westpfalz mit ihren vierbeinigen „Einsatzmitteln“ auftauchen, verbreiten sie eine ordentliche Portion Respekt. 15 Hunde sind im Einsatz.

Tanya ist sich sicher. Zielstrebig steuert die vierjährige belgische Schäferhündin die Stelle an, an der Harald Reischmann, Polizeihauptkommissar und Hundeführer, das Päckchen mit den Drogen versteckt hat. Die Nase auf dem Boden zeigt sie ihrem menschlichen Kollegen, wo er suchen muss. Auf ihre Belohnung muss sie nicht lange warten: Mit ihrem Lieblingsspielzeug im Maul hüpft sie begeistert um Reischmann herum. „Diensthunde brauchen einen ausgeprägten Spiel- und Beutetrieb“, erklärt er. Das gesamte Training der Vierbeiner baue darauf auf: „Der Hund sucht die Drogen, damit er sein Spielzeug bekommt.“ In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit 110 Diensthunde, im Polizeipräsidium Westpfalz sind 15 Hundeführer mit ihren Tieren im Einsatz. Zwölf Hunde haben eine Spezialausbildung. Polizeihauptkommissar Volker Marhofer, Leiter der Diensthundestaffel, zählt auf: Sechs Rauschgiftspürhunde, drei Sprengstoffsuchhunde, zwei Brandmittelspürhunde und ein Leichenspürhund. Die Diensthunde leben beim jeweiligen Hundeführer zu Hause. Organisatorisch untersteht die Diensthundestaffel dem Polizeipräsidium Westpfalz, die Diensträume befinden sich in Enkenbach-Alsenborn bei der Diensthundeausbildungsstelle der Bereitschaftspolizei des Landes. Diese organisiert auch den Kauf der Hunde – in der Regel Schäferhunde – bei spezialisierten Händlern. Ein Tier koste zwischen 1500 und 1800 Euro. „Es ist gar nicht so einfach, einen Diensthund zu finden“, sagt Marhofer. Denn nicht jeder Hund erfüllt die Voraussetzungen. Der Hund dürfe keine Angst haben, müsse gesundheitlich topfit sein und ein beherrschbares Aggressionspotenzial besitzen. Jeder neue Hund, in der Regel zwischen einem und drei Jahren alt, habe zuerst eine Probezeit. Eine Ausbildung, die alle Diensthunde durchlaufen, ist die zwölfwöchige Schutzhundeausbildung. Auf dem Plan stehen unter anderem Gehorsam, Unterordnung und das Überwinden von Hindernissen. Danach werden die Hunde jährlich auf ihre Einsatzfähigkeit geprüft. Zum Einsatz kommen die Hunde überall dort, wo sie angefordert werden. „Wir sind die Servicedienststelle für andere Dienststellen“, sagt Marhofer. Seine Erfahrung: Vor einem Hund haben auch Gewalttäter Angst, weil sie das Verhalten des Tieres nicht einschätzen können. Die Hunde tragen allein durch ihre Anwesenheit dazu bei, eine Situation zu deeskalieren und – etwa bei einer Prügelei oder Gewalt in engen sozialen Beziehungen – die Gemüter der Beteiligten zu kühlen. Die Ankündigung, einen Hund zu schicken, habe schon manchen Einbrecher dazu bewegt, aus dem Haus zu kommen, so Marhofer. Die meisten Einsätze der Vierbeiner finden nachts statt. Doch auch tagsüber ist einiges zu tun. Etwa bei Fußballspielen, Volksfesten oder Großdemonstrationen. Da sich die Polizeipräsidien gegenseitig unterstützen, sind die Hunde landes- und bundesweit im Einsatz. Im Bedarfsfall unterstützen die Hunde aus Kaiserslautern auch europaweit. So sei ein Leichenspürhund aus Kaiserslautern damals in Belgien im Fall des Mörders Marc Dutroux im Einsatz gewesen, berichten die Beamten. Neben ihrer Ausbildung zum Schutzhund haben die Tiere jeweils eine Spezialausbildung. Am häufigsten sind die Drogenspürhunde im Einsatz, berichtet Reischmann. Die Sprengstoffspürhunde kommen dann ins Spiel, wenn es um militärische Sprengstoffe, Waffen und Munition geht oder Bombendrohungen eingehen. Die Tiere legen dabei Fähigkeiten an den Tag, die Menschen nicht haben. So seien Brandmittelspürhunde in der Lage, Brandbeschleuniger unter Schutt wahrzunehmen, erzählt Marhofer. Leichenspürhunde zeigten Blutspuren selbst dann an, wenn diese weggewischt wurden. Marhofer berichtet von einem Fall, in dem Kollegen aus Frankreich Spuren von einer Treppenstufe gesichert haben, die der Hund angezeigt hatte, wodurch ein Mord aufgeklärt werden konnte. An dieser Stelle hatte der Täter seine Kleidung gewechselt – und die Stelle anschließend gereinigt. „Wir Menschen hätten diese Spur nie entdeckt“, ist er überzeugt. Für ihn und seine Kollegen ist die Zusammenarbeit mit den Tieren jeden Tag aufs Neue spannend. Ein gewisses Maß an Idealismus gehöre dazu, geben Marhofer und Reischmann zu. So decken die Pauschalen, die sie für die Tiere erhalten, längst nicht alle Kosten ab. Seit diesem Jahr sei zumindest der Ruhestand der Tiere besser geregelt. Bisher sei es üblich gewesen, dass die Hundeführer die Hunde nach deren aktivem Dienst privat versorgt haben. Nun sei es möglich, mit dem Land einen Pflegevertrag für das Tier abzuschließen. Durch diesen könnten etwa die Tierarztkosten abgedeckt werden. |jtt

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