Rheinpfalz Standesamt auf vier Rädern

Im Bus sind sie sich näher gekommen. Nun haben sie auch im Bus geheiratet: Marlies Thomas und Udo Nagel gaben sich gestern in einem hochzeitlich geschmückten Bus von Felden-Reisen in Meisenheim das Ja-Wort. Das St. Julianer Busunternehmen funktionierte das Gefährt kurzerhand in ein rollendes Standesamt um.

Die Fahrt der beiden ins Glück sei schon vor einer Weile gestartet, erzählt Edelgard Felden, die das Paar – sie 64, er 71 Jahre alt – bereits seit einiger Zeit interessiert beobachtete. „Beide waren alleinreisend“, erzählt Felden der RHEINPFALZ. Hinten im Bus hätten sie zusammengesessen. „Auf einmal habe ich gemerkt: Da bahnt sich was an.“ „Komm, Callbacher, setz’ Dich hier hin“, habe seine Angetraute aus Desloch bei einer Fahrt vor wenigen Jahren die Initiative zur Zweisamkeit ergriffen. „Sie hat allein auf der Rückbank gesessen, und ich nahm die Einladung gerne an“, erzählt Nagel. Warum auch nicht? Denn die beiden kannten sich ja schon von früher. Nagel schildert, wie sie sich 1969 im Residenzkeller, einer Diskothek in Meisenheim, begegnet seien. „Damals hatten wir aber beide feste Partner“, berichtet er. Dennoch hätten sie sich nie aus den Augen verloren. Und erst recht nicht in den vergangenen Jahren. Beider Ehen waren inzwischen geschieden, und beide reisten gerne mit dem Bus. „Wir haben Tagesfahrten durch Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und das Saarland unternommen“, schildert Nagel. Auch bei Fahrten über mehrere Tage hatten die beiden auf „ihrer“ Rückbank offenbar allerhand Spaß. Ob Tirol, Italien oder die Ausflüge zwischen Weihnachten und Neujahr: „Es war immer sehr gesellig“, erzählt Nagel und fügt hinzu: „Irgendwann kamen wir uns dann näher.“ Die beiden fanden ihr – wenn auch spätes – Glück. Ihren ersten „Liebesurlaub“ haben sie natürlich in Paris, der Stadt der Liebe, verbracht. „Und dann habe ich ihr nach einer Kappensitzung in Callbach früh morgens ,im dolle Kopp’ eine Liebeserklärung gemacht.“ Und die ist bei der Deslocherin offenbar mitten im Herz gelandet. Seit zwei Jahren sind sie fest zusammen, wohnen inzwischen gemeinsam in Callbach. Und von einem Callbacher wurde das Paar gestern auch getraut. Meisenheims Verbandsbürgermeister Dietmar Kron habe der Vermählung im ungewöhnlichen Standesamt erst genehmigen müssen, erzählt Udo Nagel, der die Idee zur „Bushochzeit“ hatte. Die erste in ihrem Bus überhaupt, wie Edelgard Felden erzählt. „Als sie uns Anfang des Jahres von ihrem Plan erzählt haben, habe ich erst gedacht, es sei ein Spaß“, gesteht sie. Kurz vor der Hochzeit wurde das Gefährt standesgemäß festlich hergerichtet. Hinten kamen einige Bänke heraus, damit Standesbeamte und Trauzeugen – darunter auch Busunternehmer Matthias Felden – Platz hatten. „Bei uns im Bus haben sich schon mehrere Leute kennenlernt“, plaudert Edelgard Felden aus dem Nähkästchen. Von einer weiteren Hochzeit ist ihr aber nichts bekannt. „Wir sind ja kein Vermittlungsinstitut“, meint sie lachend. Auch Bus-Begleiterin Gretel Kreischer aus St. Julian habe nicht „nachgeholfen“, sagt sie. „Es war einfach wunderschön zu beobachten, wie die beiden sich gefunden haben“, ist Kreischer ganz gerührt. Den Bus des St. Julianer Unternehmens wollen die frisch Verheirateten auch künftig nicht missen. Geht es nun direkt auf Hochzeitsreise? „Die holen wir im Oktober nach“, kündigt Udo Nagel an. Und das natürlich mit dem Bus.

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