Kultur Südpfalz Start in den Opernsommer

Morgen werden mit einer Neuinszenierung von Charles Gounods Oper „Faust“ (nach Goethes berühmter Tragödie erster Teil) die Pfingstfestspiele im Festspielhaus Baden-Baden eröffnet. Bis zum 14. Juni gibt es eine Fülle hochkarätig besetzter Veranstaltungen.

Die Pfingstfestspiele sind das traditionsreichste Festival im größten deutschen Opernhaus. Mit einer Neuinszenierung wird der Festspielsommer eingeläutet. Diese Tradition begründete Intendant Andreas Mölich-Zebhauser im Jahr 2000. Die 15. Opernproduktion zu Pfingsten unter seiner Intendanz ist „Faust“ von Charles Gounod. Die Premiere der Neuinszenierung von Bartlett Sher – eine Co-Produktion ist morgen um 19 Uhr – Folgeaufführungen sind am 9. Juni um 18 Uhr und 12. Juni um 19 Uhr. Im Graben sitzt dann das NDR Sinfonieorchester und auf der Bühne steht erneut der zu Ostern bereits begeistert aufgenommene Philharmonia Chor aus Wien. Thomas Hengelbrock, der neben Valery Gergiev sicher die meisten Opern im Festspielhaus dirigiert hat, steht am Pult. Erwin Schrott, vor einem Jahr der Don Giovanni, singt den Mephistophélès. Charles Castronovo, bei Mozart der Don Ottavio, gibt den als Faust. Gretchen ist Sonya Yoncheva, nachdem Anna Netrebko vor einiger Zeit die Rolle zurückgegeben. Sonya Yoncheva gewann 2010 Plácido Domingos „Operalia“-Wettbewerb, der schon Sängern wie Rolando Villazón und Erwin Schrott den Weg zu einer internationalen Karriere eröffnet hat. Seitdem ging es mit ihrer Karriere steil bergauf. Im Juni 2013 sprang sie an der Wiener Staatsoper in Bellinis „Roméo et Juliette“ ein, unter der Leitung von Plácido Domingo. Im September begeisterte sie an der Bastille-Oper Paris in Donizettis „Lucia di Lammermoor“. Die Tageszeitung „Le Monde“ prophezeite ihr darauf eine Zukunft unter den ganz Großen der Oper: „Sie war ein Star – sie wird eine Diva!“ Nur wenige Wochen später schwärmte die „New York Times“ vom „Glamour in der Stimme“, mit dem Sonya Yoncheva aus ihrem Met-Debüt als Violetta in Verdis „La Traviata“ ein Ereignis machte. Es waren nicht nur die mühelos bewältigten Koloraturen und Spitzentöne, mit denen die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva vor wenigen Wochen das Publikum im Königlichen Opernhaus Covent Garden in London eroberte. Ihre Interpretation des Gretchens in Gounods „Faust“ war auch darstellerisch so überzeugend, das der britische „Guardian“ titelte: „Ein Stern geht auf“. Nach dem Studium in ihrer Heimatstadt Plowdiw wechselte Sonya Yoncheva ans Konservatorium in Genf. Schon dort machte sie mit ihrem außergewöhnlichen Talent auf sich aufmerksam und gewann einen Spezialpreis der Stadt. 2007 nahm sie unter Obhut des Barock-Spezialisten William Christie an der „Jardin des Voix“ Akademie für junge Sänger teil. Erste internationale Engagements führten sie nach Glyndebourne, zu den BBC Proms in London und ins Châtelet-Theater Paris. Auf DVD liegt ihr Auftritt als Poppea an der Seite von „Nero“ Max Emanuel Cencic aus Lille vor (Virgin Classics 928991 9, zwei DVDs), dirigiert von Emmanuelle Haïm am Pult von „Le Concert d’Astrée“. Sonya Yoncheva wartet in dieser Rolle mit viel erotischer Ausstrahlung auf. Jonathan Nott und seine Bamberger Symphoniker geben am 7. Juni um 19 Uhr dann ein Konzert mit Liedern von Strauss, gesungen von Violeta Urmana, sowie mit Werken von Wagner und Mahler (erste Sinfonie). Nott setzt damit seinen epochalen Mahler-Zyklus im Festspielhaus fort. Der Pfingstsonntag um 18 Uhr wird von Frank Peter Zimmermann an der Violine geprägt sein, der Antonín Dvoráks Violinkonzert in a-Moll spielt. Dazu erklingt Brahms’ Erste. Thomas Hengelbrock leitet das NDR Sinfonieorchester, dessen Chefdirigent er ist. Wer am Pfingstmontag früh erwacht, kann um 9 Uhr das Musikalische Morgenerwachen im Museum Frieder Burda mit dem Quatuor Voce erleben. Streichquartette von Mozart und Janácek stehen dann auf dem Programm. Am Dienstag, 10. Juni, um 20 Uhr folgt dann der „Wagner-Salon“ natürlich mit Musik von Wagner, aber auch mit Texten, gelesen von Ulrich Noethen. Elisabeth Kulman, Mezzosopran, singt. Es spielt das Ensemble Amarcord Wien. Gemeinsam mit der Baden-Badener Philharmonie unter Pavel Baleff treten Thomas Hampson und Luca Pisaroni auf – ein Familienfest am 11. Juni ab 20 Uhr, denn wenn Pisaroni auf Hampson trifft, hat er nicht nur einen legendären Bariton, sondern auch seinen Schwiegervater gegenüber. Musik aus italienischen und französischen Opern erklingt. Auch mit Sol Gabetta, Stammgast im Festspielhaus und in der Landauer Festhalle, gibt es ein Wiedersehen. Die Cellistin tritt am Freitag, 13. Juni, mit dem kammerorchesterbasel unter Mario Venzago und Schostakowitschs Violoncellokonzert in Es-Dur auf. Weiter erklingen Ottmar Schoecks „Sommernacht“, Notturno nach einer Novelle von Gottfried Keller, und Franz Schuberts Große Sinfonie Nr. 9 (7) C-Dur. Klavierwerke von Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Bach und Chopin – wohlgemerkt alles in einem Konzert – hat sich Martin Stadtfeld am 14. Juni auf das Programm geschrieben. (rg)

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