Kultur Südpfalz Tonakrobatik und romantischer Friede

Das zweigeteilte Blatt des Ginko-Baumes gab dem Duo Biloba den Namen, den die Pianistin Katharina Groß und der Klarinettist Andreas Lipp wählten. Die Berliner Künstler bilden seit 2015 ein Duo, das 2016 beim Deutschen Musikwettbewerb mit einem Stipendium des Deutschen Musikrates ausgezeichnet wurde. Auf diese Weise führte die Konzerttournee des Duos Biloba nach Herxheim in die Villa Wieser.

Die um 1910 entstandene erste Rhapsodie von Claude Debussy wies den Interpreten klare Aufgaben zu. Andreas Lipp war quasi der Erzähler, der mit großartiger Virtuosität auf der Klarinette die Melodielinien entfaltete. Am Flügel stand ihm mit Katharina Groß eine Pianistin zur Seite, die Debussys Klangstrukturen dem Klang der Klarinette anglich. Dennoch setzte sie Impulse, gab dem rhapsodischen Charakter des Werkes Kraft und Brillanz. Die Übereinstimmung in der Auffassung und die rhythmische Präzision zeigte sich auch in der Interpretation der übrigen Werke. Aus der gleichen Zeit wie Debussys Rhapsodie stammen die Vier Stücke op. 5 von Alban Berg. Diese sich von der Tonalität lösenden Miniaturen reduzieren die Musik auf ganz kurze, aber hoch expressive Motive. Musik wird zu einer individuellen Tonsprache, die Andreas Lipp und Katharina Groß durch farbenreiches Spiel in einen lebendigen Dialog verwandelten. Unmittelbar zündeten Thema und Variationen von Jean Francaix, die der Komponist schrieb, um seinen Neffen musikalisch zu charakterisieren. Andreas Lipp bot hier Tonakrobatik und pure Spielfreude. Vital agierte Katharina Groß am Klavier. Romantik als Rückzug in die Welt der Fantasie prägt im Kern Schumanns Fantasiestücke op. 73. Doch klingt auch die Erfahrung der Bürgerrevolte in Dresden 1848 mit. Robert Schumann sucht den Frieden in der Musik, schafft sich in den poetischen Stücken eine eigene Klangwelt. Mit warmen Klangfarben entwickelt Lipp das Klarinettenthema aus der ausdrucksvollen Klavierbegleitung, meistert souverän im letzten lebhaften Stück die weitdimensionierten Melodiebögen Schumanns. Die abschließende Sonate Es-Dur op. 120 von Johannes Brahms forderte Katharina Groß und Andreas Lipp gleichberechtigte Gestaltungskraft. Viel stärker als in den übrigen Werken dominiert das Klavier in dieser Sonate. Groß arbeitete konzentriert die thematischen Strukturen und harmonischen Entwicklungen heraus. Dieses Werk gehört zu den späten Werken von Brahms und auch zu den schwierigsten. Andreas Lipp gestaltete mit großer Expressivität seinen Part, verband Virtuosität mit Natürlichkeit und erreichte gemeinsam mit seiner Pianistin im Finale nach den anspruchsvollen Variationen die Lösung musikalischer Konflikte. Mit einer Bearbeitung von Mendelsohns Lied „Auf Flügeln des Gesanges“ verabschiedeten sich die beiden Künstler vom Publikum.

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