Rheinpfalz „Uns laufen Schauer über den Rücken“

Das Fazit der einwöchigen USA-Reise von Wallfahrtsdirektor Volker Sehy und Pastoralreferent Steffen Dully an die Stätte der Stifter des Rosenbergs lautet: „Full circle“ oder „Der Kreis hat sich geschlossen“.

Es war eine Dienstreise „back to the roots“, zur Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln. Bei der von 120 Besuchern ungewöhnlich stark besuchten Messe am 30. März in Parish St. Benedict hielt Pfarrer Sehy die Predigt zur allgemeinen Überraschung auf Englisch. Alle Besucher trugen deutsche Namen wie Lickteig, German, Klemm, Bernhard und Arndorfer. Es waren die Nachfahren jener Auswanderer, die sich im Farmerland Iowa im kleinen Dorf St. Benedict angesiedelt hatten. „Die Leute hätten auch in unserer Kirche auf Maria Rosenberg sitzen können“, sagte Sehy im Rückblick. Durch den Besuch seien sie wieder an ihre eigenen Wurzeln erinnert worden. „Sie sind zwar ganze Amerikaner geworden, aber auf ihre Krauts-Wurzeln waren sie sehr stolz“, erzählen Sehy und Steffen Dully (Krauts: Uzname der Amerikaner für die Deutschen, von Sauerkraut). Der Stolz darauf, sich Nachfahre der Stifter nennen zu dürfen und auch deutscher Abstammung zu sein, sei wieder geweckt worden. „Die Geschichte der letzten 140 Jahre wurde auf einmal wieder total präsent für alle“, so Sehy und Dully. Keine Probleme hatte es bei der Anreise am Frankfurter Flughafen gegeben, als Pfarrer Sehy angab, Erde vom Rosenberg für die Gräber der Stifter mit in die USA nehmen zu wollen. Es sei erstaunt geschaut worden, aber in seiner Dienstkleidung als Pfarrer habe er wohl glaubwürdig gewirkt. Also durfte er die Erde von der Rosenberger Gnadenkapelle mitnehmen. In St. Paul (Minnesota) wurden die Reisenden von den Vertretern der katholischen Universität St. Thomas herzlich aufgenommen: „Sie öffneten den Kühlschrank und sagten, bedient euch.“ Sehr gute Gespräche seien hier geführt worden. Bei der zweiten Station schlug man die Zelte im Pfarrhaus von Wesley auf. Hier wohnt der für St. Benedict zuständige Pfarrer Peter Duc Nguyen, ein Vietnamese. „Sein Frühstück sah etwas anders aus als unseres“, erzählen Sehy und Dully lachend. Sie wurden köstlich bewirtet von den Pfarrmitgliedern, die ihnen jeden Tag ein „großartiges Farmers-Breakfast“ herrichteten. Der erste Gang donnerstags führte dann aber an die Gräber der Stifter auf „Saint Benedict Cemetery“, dem historischen Friedhof. „Noch heute laufen uns Schauer über den Rücken, wenn wir an jene tief beeindruckende Situation denken. Es war ein sehr tiefgreifender, stiller Moment“, so Sehy. Mit dabei, alles fotografisch dokumentierend und stets als Kontaktfrau an ihrer Seite, war Lynn Lickteig, die den Moment so zusammenfasste: „Now they are coming home“, jetzt sind sie heimgekommen. Pfarrer Sehy streute die mitgebrachte Erde auf die Gräber der Stifter. Etwas traurig mussten beide feststellen, dass die Inschriften, darunter der Name von Georg Helfrich, nicht mehr lesbar waren. Dully legte ein Blatt auf und durch Nachzeichnen konnten sie feststellen, dass neben dem Betjörg hier auch noch Elizabeth Klein und Barbara Schneider beerdigt waren. Selbstverständlich wurde das in unmittelbarer Nähe befindliche Grab von Maria Lickteig, Maria Schneider und Anna Becker, den Frauen des „Third order of St. Francis“, ebenfalls mit „Heimaterde vom Rosenberg“ bedacht. Der zweite Höhepunkt war das Zelebrieren der Messe in der Kirche „Parish St. Benedict“, die ebenfalls mit Hilfe der Betjörg-Gesellschaft erbaut worden war. Man hatte den ehemaligen Chor reaktiviert und eigens einen preisgekrönten Pianisten für das neu gestimmte Klavier engagiert. Eine so festliche Messe hatte seit vielen Jahren nicht mehr stattgefunden. Das sich anschließende Meeting war geprägt von bester Unterhaltung und großartiger Gastfreundschaft. Es sei ein „Familientreffen für die Lickteig-Nachfahren“ gewesen. So kam Lynn Lickteig von Denver (Colorado) und Sister Mary Joan Lickteig, 93 Jahre alt, kam von Dubuque (Iowa) angereist. Auch hier habe sich „der Kreis in ganz vielen Dingen geschlossen“, befand Dully beeindruckt. „Es war ein Besuch, der uns beiden unsere Geschichte zurückgeschenkt hat. Für uns, weil wir an die Gräber unserer Stifter treten durften, und für unsere Gastgeber, weil wir sie an ihre deutschen Wurzeln erinnern konnten. Unser Besuch war ein gegenseitiges Beschenken“, betonte Sehy. Bedauerlich sei, dass die Kirche „Parish St. Benedict“, die auch mit Unterstützung der Jörg-Gesellschaft aufgebaut wurde, abgerissen werde (wir berichteten). Welch ungeheuere Landflächen von den Stiftern beackert wurden, zeigte ihnen Steve Bernhard bei einer Fahrt mit seinem Pick-up. Beim Anwesen der Bernhards erinnern noch Relikte an das Haus des Betjörgs, wie das Balkongeländer. Dawn Bernhard hatte noch ein ganz besonderes Geschenk für die Gäste vom Wallfahrtsort: einen großen Beutel voll Erde direkt von der Farm des Betjörgs. Dass nichts oder nur wenig von der abzureißenden Kirche verloren geht, erfuhren die Gäste dann in der Garrigan-Highschool in Algona. Hier soll in zwei, drei Jahren, wenn die Finanzierung steht, eine Gedenkkapelle mit den Kirchenfenstern, den Bänken, den Altären von Parish St. Benedict errichtet werden. Info — Sonntag, 9. April, nach dem Hochamt: Prozession zu den Stiftergräbern von Anna Maria Lickteig und Heinrich Decker, wo die Erde von der Betjörg-Farm auf das Grab gestreut wird. —Sonntag, 7. Mai, 11.15 Uhr, nach dem Gottesdienst: Rückblick auf die Reise auf den Spuren des Betjörg.

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