Rheinpfalz „Unser täglich Benzin gib uns heute“

Pfarrer Volker Sehy, Leiter von Maria Rosenberg, segnet bei der Biker-Wallfahrt die Motorräder und, wenn gewünscht, auch die Fah
Pfarrer Volker Sehy, Leiter von Maria Rosenberg, segnet bei der Biker-Wallfahrt die Motorräder und, wenn gewünscht, auch die Fahrer selbst.

«WALDFISCHBACH-BURGALBEN.» Kurz vor 12 Uhr im Wallfahrtshof von Maria Rosenberg: 35 Zweiräder sind dort geparkt. Darunter befinden sich eine kleine Honda Dax, die landläufig wohl als Leichtkraftrad durchgeht, und ein Roller. „Zwei halbe Motorräder, das macht zusammen auch eines“, stellen die Biker lachend fest. Gottes Segen, den Pfarrer Volker Sehy bei der Biker-Wallfahrt den Motorrädern zukommen lässt, erfahren auch Dax und Co und weitere zwei Motorradfahrer, die kurz vor Beginn noch einrollen.

Mit dem Frühstück im Innenhof hat die Biker-Wallfahrt begonnen. Bei regnerischem Wetter. „Segen ist wichtiger als Regen“, sagt Ulrich Bastian vergnügt. Seine Frau betreibt in Bruchweiler-Bärenbach „Anitas kleines Gartencafé“. „Dort gilt: Bikers welcome. Genau wie hier auf dem Rosenberg“, erzählt Bastian. Die besondere Atmosphäre im Wallfahrtshof gefällt ihm. Trotz grauen Himmels, der zwischendurch seine Schleusen geöffnet hatte – nicht unbedingt Motorradfahrers Lieblingswetter –, hat er sich deshalb auf sein Motorrad gesetzt und ist zum Rosenberg gefahren. Zum zweiten Mal ist er dabei. Zur Biker-Wallfahrt kam Bastian durch Hans Jakob Ritschi aus Waldfischbach-Burgalben. Wie oft er und seine Yamaha XT, Baujahr 1991, schon an der Biker-Wallfahrt teilgenommen haben, „das weiß ich gar nicht“, sagt Ritschi lachend. Für ihn ist der Termin „Pflicht, denn mit Gottes Segen ist mir noch nichts passiert“. „Kommt mal alle hier zusammen“, bittet Sehy die Biker in die Mitte des Innenhofs, als die Glocken 12 Uhr läuten. Biker-Frühstück vorbei. Just in diesem Moment reißt der graue Himmel über dem Rosenberg auf. Blau mit weißen Wolken präsentiert er sich. Bestes Biker-Wetter zur Wallfahrtszeit. Auf das Motorrad will jetzt keiner steigen. Die Wallfahrer auf zwei Rädern hören genau zu, was Volker Sehy ihnen zu sagen hat. Der lässt anklingen, dass es unter den Motorradfahrern auch welche gibt, die über Grenzen hinausgehen wollen und dadurch sich und andere gefährden, mit Lärm stören. Vernunft sei schon wichtig, appelliert er, und um Gottes Beistand könne gebeten werden. Es müsse auch akzeptiert werden, dass nicht jede Bitte erfüllt werden könne. Gemeinsam bitten Sehy und die Motorradfahrer Gott um ein unfallfreies Fahren. Der Spaß am Motorradfahren, der die Biker eint, wird natürlich nicht vergessen. Sehy hat ein Gedicht gefunden: „Motorrad unser“. Angelehnt an das „Vater unser“. Bei Sätzen wie „unser täglich Benzin gib uns heute und vergib uns unsere Geschwindigkeitsüberschreitungen, wie auch wir vergeben unseren langsamen Autofahrern“, wird gelacht. Die spaßige Bitte: „... und führe uns nicht in Polizeikontrollen“, wird schmunzelnd, nickend kommentiert. Applaus von den Bikern. Sehy hat aber auch nachdenkliche Worte für sie gefunden. Von Roland Breitenbach, einem Pfarrer, der selbst das Motorradfahren liebt. Wenn Biker Sonne und Regen spüren, dann sei das auch ein Zeichen für Gottes Nähe, zitiert Sehy den Motorradpfarrer. Den Segen gibt es in diesem Jahr nicht nur für die Maschinen, sondern, wenn gewünscht, auch für Fahrer und Beifahrer persönlich. Aus organisatorischen Gründen fand die Biker-Wallfahrt erst im letzten Drittel der Motorradsaison statt, erläutert Sehy. Kommendes Jahr, das ist beschlossen, wird es den Segen wieder zu Beginn der Motorradsaison geben: am 15. April 2018. Dieses Mal muss auch die gemeinsame Ausfahrt entfallen. Mit Gottes Segen sollen aber alle den Rosenberg verlassen. Er brauche noch einen Helfer für die Segnung, stellt Sehy fest und fragt: „War einer von euch Messdiener?“ Urban Heim aus Merzalben hat keine Chance. „Eijo, der do“, zeigen seine Freunde auf ihn. So wird Heim kurzerhand zu Sehys Assistent, während dieser Motorrad um Motorrad, Dax und Roller, Fahrer und Beifahrer segnet.

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