Rheinpfalz Unvorstellbare Stimmgewalt und Zartheit

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Der Don-Kosaken-Chor Maxim Kowalew mit seinem geistlichen und folkloristischen Repertoire steht ganz in der Tradition der großen Kosakenchöre. Am Donnerstagabend begeisterte er über 200 Besucher in der protestantischen Kirche Waldmohr. Auch in der kleinen Besetzung beeindruckten die sieben Sänger unter der Leitung von Valery Haplichnik durch Disziplin, Kraft und Schönheit ihrer Stimmen.

Schnell noch die Koppelgürtel über den Pluderhosen zurechtgerückt, die glänzenden Militärstiefel in Position gebracht und schon brausten die Stimmen der Don Kosaken unter der Leitung von Valery Haplichnik mal wie Kanonendonner, dann wieder leise von sanften Tenorstimmen getragen durchs Kirchenschiff. Gleichwohl verstanden es die stimmgewaltigen Kosaken, die Tiefe und den Schwermut der russischen Seele für die Zuhörer lebendig werden zu lassen. Einen ersten Einblick in jene Seele und den schier unglaublichen stimmlichen Möglichkeiten aller Sänger vermittelte Kiryl Padolski, der gleich zu Beginn mit „Wer ist ein Gott, so groß wie unser Gott“ mit seiner tiefen schwarzen Stimme den ersten Teil, der überwiegend von russisch-orthodoxem Sakralgesang bestimmt war, einläutete. Begeisterung löste immer wieder die glasklare Tenorstimme von Aliaksandr Lushchyk aus, der sowohl bei den „Abendglocken“ wie auch beim ungemein zarten Liebeslied „Suliko“ sicherlich bei den Zuhörern für Gänsehaut sorgte. Einfach herrlich wie Chor und Solist „Suliko“ interpretierten. Noch bevor der Chor nach einer Weise von Dimitri Bortnijanski in seiner unnachahmlichen Stimmgewalt „Auf viele Jahre“ den Besuchern einfach nur Gesundheit wünschte, erklang zum zweiten Mal die wunderschöne Stimme von Tenor Aliaksandr Lushchyk, der fast zärtlich, unter dem einfühlsamen Summen des Chors, das Bekenntnis „Ich bete an die Macht der Liebe“ in unendlicher Schönheit erklingen ließ. Erst Sekunden nach Verklingen des letzten Tones – man hätte eine Stecknadel können fallen hören – überfluteten die Besucher die überragende Leistung von Solist und Chor mit einem schallenden Applaus. Nach einer kurzen Pause bestimmten fröhlich-melancholische Volksweisen den Abend. Begleitet am großen Knopfakkordeon von Alexsander Sidorov, schallten mal schmissige, mal wehmütige Kosakenlieder durch die voll besetzten Kirchenbänke. Mit „Ihal kosak sa Dunajem“ und „Heiliger Baikalsee“ zogen die Sänger das Publikum einmal mehr in ihren Bann. Stimmgewaltig marschierten sie „Hinter dem Don“, ließen aber auch mit der Bassstimme von Kiryl Padolski einen Kosaken am Don spazieren gehen. Nicht fehlen durfte die Geschichte um dem legendären Kosakenführer Stenka Rasin, der im 17. Jahrhundert gegen den Zar kämpfte und nach Verrat aus den eigenen Reihen hingerichtet worden war. Die Ballade, die mit einem alles durchdringenden Bass von Evgenij Iakovlev erzählt wurde, schildert die Szene, wie Stenka Rasin seine Geliebte, eine persische Prinzessin, in die Wolga warf, wo sie ertrank, um Zweifel seiner Gefährten an seiner Treue zu seinem Volk zu zerstreuen. Natürlich erklang gegen Ende des zweistündigen Konzertes das berühmte und von den Zuhörern erwartete „Kalinka“, das sie stehend-klatschend begleiteten. Nach drei Zugaben, die mit „Katjuscha“ in einen tosenden Applaus mündeten, verließen die Sänger Richtung Eingang die Kirche. Dort bedankten sich nicht wenige Besucher per Handschlag und einem „Spasibo“ für ein unvergessliches Musikerlebnis. Die Sänger antworteten mit einem Lächeln und einem herzlichen „Doswidanja“. |res

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