Kultur Südpfalz Vergangenheit auf Überholspur

Dells drittes Werk.
Dells drittes Werk.

Peter Dell, dessen Südpfalz-Krimis „Leiche in Burgunder“ 2003 und „Sturm über der Südpfalz“ 2005 erschienen sind, wurde in letzter Zeit immer häufiger gefragt: Wann ermittelt Philipp Sturm denn wieder? Wird es irgendwann eine Fortsetzung geben? Jetzt ist Sturm zurück in dem dritten Teil „Alte Sünden und Silvaner“.

Der Landauer Privatermittler hatte sich eine Auszeit genommen. Nach einigen Jahren, die er oberhalb der Küste von St. Kitts verbrachte, ist er jetzt wieder in der Pfalz. Das neue Werk trägt den Titel „Alte Sünden und Silvaner“. Die Liebe zum Wein hat Sturm in die alte Heimat zurückgetrieben. Und es ist (beinahe) alles wie vorher. Das neue Dell’sche Buch ist eine echte Gemeinschaftsarbeit. Der Autor und sein Verleger Markus Knecht haben sich eine Geschichte ausgedacht, die in alten Wunden rührt und bewusst an Zeiten des Nationalsozialismus erinnert, die ihnen noch nicht ausgiebig dargestellt erscheint. Also machten sie sich auf die Suche nach einem routinierten Schriftsteller, der ihren Plot umzusetzen bereit ist und fanden ihn in Horst-Dieter Radke. Dieser präsentierte anschließend einen Text, der den kritischen Augen des Ur-Autoren standhielt. Und so ist eben daraus eine Gemeinschaftsarbeit geworden, wie von Anfang an erdacht. Peter Dell ist der Autor („Da ich einem Broterwerb nachgehe, der immer zeitintensiver geworden ist, fehlte mir die Zeit, Sturm wieder auf Verbrecherjagd zu schicken und ermitteln zu lassen“), sein Verleger Markus Knecht ist der mit vielen Details aufwartende Mann im Hintergrund und in Radke fand sich der „ausarbeitende“ Teil des Gespanns. Eigentlich hätte der „neue Dell“ schon zur Landesgartenschau erscheinen sollen, aber das klappte nicht ganz („Gut Ding will Weile haben“). Aber jetzt liegt der ebenso kompakte wie nur auf den ersten Blick leicht verwirrend klingende Krimi vor. Da bekommt der aus einer früheren Beziehung herrührende Philipp Sturm quasi über Nacht eine Tochter (eine der „alten Sünden“), die ihre Fähigkeiten als unerschrockene Lehramtsstudentin an der Uni Landau mehrfach unter Beweis stellen kann. Weitere „alte Sünden“ spielen in der braunen Vergangenheit Landaus. In den Krimi wurde viel hineingepackt, was die ebenso detailverliebte wie beziehungsreiche Vergangenheit der Protagonisten unterstreicht. Philipp Sturm, die Hauptperson, knüpft da an, wo er (einst) aufhörte, lässt alte Seilschaften wiederaufleben, bringt Bindungen zu alten Kumpels ein und ist letztlich immer wieder das, was er immer war: ein Freund des Pfälzer Weines, des Silvaners. Inwieweit sich Landauer Bürger von ehedem hinter dem verstecken, was aufgeklärt werden müsste – falls dies heute noch möglich ist – , ist ein Fall für Historiker und reale Wissenschaft. Aber der Text von Dell/Knecht/ Radke liest sich gut. Er ist eine Art von Abrechnung mit der Vergangenheit und eine Mahnung vor der Zukunft, dass sich so etwas nicht wiederholen möchte. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Drei Krimis aus der Feder von Peter Dell sind bis jetzt erschienen, ein vierter wartet noch darauf: nach der „Leiche“ im Frühling, dem „Sturm“ im Herbst und den „Alte Sünden“ im Winter. Ergo wird er im Sommer spielen. Hoffentlich wird es nicht wieder ein paar Jahre dauern, bis sich Philipp Sturm zum Weitermachen entschließt. In den nächsten zwei, drei Jahren soll er erscheinen, kündigt sein Verleger an. Darauf ein Prosit! Lesezeichen Peter Dell/Horst-Dieter Radke: „Alte Sünden und Silvaner“, kartoniert, 168 Seiten, 11,99 Euro, www.buecherknecht.de.

x