Rheinpfalz „Vergesst uns die Kunst nicht“

Hinzweiler. Es ist gerade 15 Uhr, da kommt Ute Loveless mit vollen Händen auf den Dorfplatz. Zwei Tabletts voller Kuchen solle sie vorbeibringen, gespendet von Harald Michel und der Bäckerei Braun. Es ist der Auftakt der RHEINPFALZ-Redaktionsbesuche in diesem Jahr. Wir sind in Hinzweiler. Und es ist geradezu Partystimmung am Dorfplatz – mit am Ende rund 50 Besuchern.

Es dauert nicht lange, bis die ersten Besucher vorbeikommen. Der im Ort wohnende Künstler Joachim Puppe steigt vom Rad und freut sich auf eine Tasse Kaffee. Es entwickelt sich, wie soll es anders sein, ein Gespräch über sein Schaffen, über seine nächste Ausstellung und die Künstler im Landkreis, die es ja nicht einfach hätten. Kunst sei eben auch viel Arbeit und die koste Geld. Er arbeite oftmals über Wochen an einem Stück, das Material sei nicht billig, und wenn man einen Guss anfertigen lasse, schlage das auch mit erheblichen Preisen zu Buche. Aber Puppe sagt es nicht klagend, eher feststellend. Als er sich später verabschiedet, meint er freundlich lächelnd: „Vergessen Sie mir die Kunst nicht.“ Erwin Gehres ist handwerklich versiert. Seit zwei Jahren ist er im Ruhestand. Aber nur da zu sitzen und nichts tun ist seine Sache nicht. Gemeinsam mit Hermann Wahl hält er die Ruhebänke rund um den Ort in Ordnung. Vor einiger Zeit war er wieder unterwegs und hat den Zustand der Sitzgelegenheiten inspiziert. Die Bank am Leienberg hat er dabei in schlechtem Zustand vorgefunden. Eine neue Beplankung muss her. Erwin Gehres hat die Teile vermessen und zugeschnitten, nur als er sie vor Ort montieren wollte, war die Bank nicht mehr da. Das Metallgestell war fixiert an Gestein. „Da muss sich jemand viel Arbeit gemacht haben, das Gestell zu entfernen“, sagt Gehres. Seine Mühe, die er sich zuvor gemacht hatte, war umsonst. Ärgerlich. Ortsbürgermeister Gunter Suffel freut sich über derlei Engagement von Bürgern. Das sei ja nicht selbstverständlich. „Ich bin froh, dass er es macht“, sagt er in Richtung Erwin Gehres. Beigeordneter Karl-Heinz Kondratiuk ist schon seit der Frühe mit den Vorbereitungen für ein komödiantisches Gastspiel heute Abend beschäftigt. Er schwärmt von den Comedians „Begge Peder“ und Ramon Chormann, die er persönlich kennt. Die seien ganz normale Kerle: „So wie Du und ich.“ Heute Abend gibt „Begge Peder “ sein Gastspiel in der Königsberghalle. Der Saal ist ausverkauft. Kondratiuk weiß, was zieht. Die Stimmung ist gut auf dem Dorfplatz, fast jeder plaudert mit jedem. Manfred Braun, der Ortsbürgermeister von Oberweiler im Tal, ist auch gekommen. Er macht sich Gedanken über die Kolonie auf dem Schneeweiderhof. Dieses Gebäude sei von kulturhistorischer Bedeutung und drohe zu verfallen. Das wäre doch sicher ein Thema für die Zeitung? Ja, das ist es. Wir versprechen, uns des Themas baldmöglichst anzunehmen. Es geht mitunter spaßig zu, mittlerweile haben sich auf der Mauer neben dem Buswartehäuschen zahlreiche Frauen versammelt. Bei einer Tasse Kaffee entwickeln sich schnell muntere Gespräche – inklusive der Einladung an die RHEINPFALZ-Redaktion zur Kerwe plus privater Übernachtungsangebote. Großes Gelächter. Männer und Frauen sind an diesem Nachmittag eher getrennt. Bei den Männern steht noch Ludwig Müller, der in seiner Freizeit mit einem Stand auf Flohmärkten präsent ist. Er bedauert das Verbot für Flohmärkte an Sonntagen, das in Rheinland-Pfalz gilt. Aber er weiß einen Ausweg. Er fährt ins Saarland. Dort sind Flohmärkte auch sonntags erlaubt. Und da ist Rolf Köhler, bekannt als Architekt mit eigenem Büro in Lauterecken, erzählt in der Männerrunde von alten Motorradzeiten, Besuchen auf der Isle of Man, dem Mekka für Motorradenthusiasten. Auch einige Anekdoten über den legendären und bereits verstorbenen Motorradrennfahrer Heinz Lutringhauser, der in Otterbach in einer Kirche Motorradmuseum eingerichtet hat, weiß Köhler. Das waren noch Zeiten. Ortsbeigeordneter Kondratiuk freut sich derweil darüber, dass die RHEINPFALZ in den vergangenen Jahren verstärkt auch die kleinen Orte im Kreis in den Fokus nimmt – wie jetzt mit „Redaktion vor Ort“ in Hinzweiler. Ähnlich sieht das auch Olaf Peterknecht, der eigens wegen des Termins mit dem Fahrrad aus Rothselberg nach Hinzweiler gekommen ist. Er bedauert nur, dass die Termine oft am Vormittag liegen und damit nicht unbedingt geeignet sind für die arbeitende Bevölkerung. Als er erfährt, dass es auch in diesem Jahr weitere Nachmittags-Termine gibt und mehr nur schwerlich zu solchen Zeitpunkten zu organisieren sind, weil diese sich vielfach an Markt- (und auch eigenen Arbeits-)zeiten orientieren müssen, ist er zufrieden. Noch einen Kritikpunkt hat der Westfale, der seit neun Jahren in der Westpfalz lebt: Die Sporttabellen in der RHEINPFALZ seien zu klein und nicht sehr gut aufgebaut. Wir geben diesen Hinweis weiter. Also doch zumindest ein bisschen Kritik an einem ausgelassenen Nachmittag. (dgg/wop)

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