Rheinpfalz Von der Gestapo hinterrücks erschossen

Ihr Schicksal inspirierte Hollywood zu dem Film „Gesprengte Ketten“: Am Samstag wurde bei Ramstein für die beiden Fliegeroffizie
Ihr Schicksal inspirierte Hollywood zu dem Film »Gesprengte Ketten«: Am Samstag wurde bei Ramstein für die beiden Fliegeroffiziere Roger Bushell und Bernard Scheidhauer ein Gedenkstein aufgestellt.

Ein Gedenkstein erinnert seit Samstag an ein Kriegsverbrechen, das sich am 29. März 1944 in der Nähe der „alten Autobahn“ bei Ramstein-Miesenbach ereignet hat und Hollywood zu dem Film „Gesprengte Ketten“ inspirierte: Zwei Kriegsgefangene – der britische Luftwaffenoffizier Roger Bushell und der französischen Luftwaffenoffizier Bernard Scheidhauer – waren damals dort von der Gestapo erschossen worden.

Zur Vorgeschichte, die auch der Film schildert: 76 Kriegsgefangene der Alliierten fliehen aus dem Kriegsgefangenenlager „Stalag Luft III“ in Sagen, Niederschlesien, nachdem sie in monatelanger Arbeit einen 111 Meter langen Tunnel unter dem Lager hindurch gegraben hatten. Zwei der Soldaten, die bei der „Great Escape“, der großen Flucht, dabei waren, waren der führende Kopf beim Ausbruch, Squadron Leader Roger Bushell von der Royal Air Force, und Sous-Lieutenant Bernard Scheidhauer von der „Freien Französischen Luftwaffe“. Trotz Großfahndung schafften es die beiden bis zum Bahnhof Saarbrücken, wo sie bei einer Kontrolle am 26. März 1944 festgenommen wurden. Als Adolf Hitler von dem spektakulären Ausbruch hörte, ordnete er an, ein Exempel zu statuieren. 50 Flüchtige sollten erschossen werden – ein Kriegsverbrechen und ein Bruch der Genfer Konvention, so die Einschätzung des Ramsteiners Stefan Layes, der die Geschichte recherchiert hat. Am 29. März wurden Bushell und Scheidhauer unter dem Vorwand, sie in ein Lager zu bringen, in ein Auto gesetzt. Die Fahrt ging Richtung Kaiserslautern, bis in die Nähe einer Brücke, die am Ende der Kindsbacher Straße in Ramstein über die Autobahn führte. Dort ließ man die Gefangenen aussteigen und nahm ihnen die Handschellen ab, angeblich, damit sie „austreten“ konnten. Dann wurden sie von SS-Obersturmbannführer Leopold Spann und dem Gestapobeamten Emil Schulz hinterrücks erschossen. In den nächsten Tagen wurden auf Befehl Hitlers weitere 48 der inzwischen gefassten Ausbrecher erschossen. Die Nazis gaben an, alle seien auf der Flucht erschossen worden. Nur drei der 76 Offiziere blieben am Leben. Die Mörder von Bushell und Scheidhauer überlebten ihre Opfer nur kurz: Spann starb bei einem Luftangriff, Schulz wurde hingerichtet. Zur Gedenkstein-Enthüllung waren neben Angehörigen der erschossenen Soldaten Abordnungen der britischen und französischen Luftwaffe gekommen. Kränze wurden niedergelegt, die Nationalhymnen gespielt. Militärseelsorger Chaplain Ashley Mitchell sprach ein Gebet. Danach gab es im Haus des Bürgers einen Empfang mit einem Vortrag des Bushell-Biografen Simon Pearson. Das Geschehen im Gefangenenlager und die Flucht dienten Paul Brick als Vorlage für sein Buch „The Great Escape“. Im gleichnamigen Spielfilm von 1963 spielte neben weiteren Hollywood-Größen Steve McQueen die Hauptrolle.

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