Kultur Südpfalz Von Professor Unrat bis zum kleinen Horrorladen

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„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt …“ – das wird die verruchte Lola ab Oktober im Kammertheater Karlsruhe singen. Eine Bühnenfassung des Filmklassikers „Der blaue Engel“ ist die erste Premiere am 8. Oktober.

Wer die Lola darstellt, muss es mit dem langen Schatten von Marlene Dietrich aufnehmen, die in diesem Film berühmt wurde. Intendant Ingmar Otto fand seine Lola, als er sing- und tanzbegabte Schauspielerinnen für ein anderes Stück suchte. Nathalie Parsa kann auch noch steppen, freut sich Otto. Die Szenen zwischen ihr und Stefan Viering, der die Rolle des Professors Unrat übernimmt, wurden schon vor der dreiwöchigen Sommerpause im August vorgeprobt. Der Altersunterschied zwischen den Darstellern unterstreicht das Prekäre der Liaison zwischen dem Tingeltangel-Mädchen und dem Gymnasiallehrer. Ingmar Otto wählte die Theaterfassung von Peter Turrini, die im zweiten Teil richtig böse wird. Clou der Inszenierung im Kammertheater: einer der Schauspieler kann zaubern und wird das auch tun. Und die Schüler von Professor Unrat hat Otto bewusst nicht mit Jungmimen, sondern mit zwei sehr gestandenen, prägnanten Darstellern besetzt. Das bewährte Konzept, viel mit Musik und Revuen zu arbeiten, führt das Kammertheater auch in der Spielzeit 2016/2017 fort. Pünktlich einen Tag vor dem ersten Advent, also am 26. November, gibt es im Kammertheater eine „Schöne Bescherung!“ Bereits im Mai tauchte Otto in die Tiefen des umfangreichen Repertoires an Weihnachtsliedern. Er wählte für die Weihnachtsrevue eine Mischung aus alten, wenig bekannten Liedern und modernen Klassikern. Die Handlung ist schnell skizziert, eine Gruppe von vier Menschen ist an Heiligabend unterwegs. Per Carsharing teilen sie sich ein Auto – das prompt liegen bleibt. Ersatzreifen? Fehlanzeige. Notgedrungen kommen sich die Fremden näher, während die Bescherung in weite Ferne rückt. Dazu wird live musiziert, Trompete, Schlagzeug, Klavier und Kontrabass sorgen im K2 für die vorweihnachtliche Grundstimmung. Ganz und gar unbesinnlich, aber mit herrlich schwarzem Humor, eröffnet das Kammertheater in der Alten Bank am 10. Dezember „Der kleine Horrorladen“. Das wunderbar böse Märchen vom überraschenden Aufstieg des linkischen Außenseiters Seymour dank der sprechenden fleischfressenden Pflanze Audrey 2 ist, ähnlich wie besagte Pflanze, nicht totzukriegen. Ob Seymour es schafft, mit der von ihm angebeteten, sehr naiven Kollegin die Kurve ins kleine private Glück zu kriegen? Obwohl sie mit dem sadistischen Zahnarzt Scrivello liiert ist? Und worin liegt das Geheimnis des unaufhaltsamen Wachstums von Audrey 2? Mit einer Adaption des Films „Rubbeldiekatz“ startet das Kammertheater ab dem 13. Januar ins Jahr 2017. Wenn sich ein arbeitsloser Schauspieler als Frau ausgibt um eine Frauenrolle zu bekommen, sich am Set aber in eine Kollegin verliebt, sind die Irrungen und Wirrungen vorprogrammiert. Ebenfalls aus Kino und Fernsehen bekannt: die Handlung von „Honig im Kopf“, ab 3. Februar als Kammerspiel im K 2 zu sehen. In der Berliner „Bar jeder Vernunft“ entdeckte Ingmar Otto „Sarg niemals nie“, ein Musical zum Totlachen, wie der Untertitel ankündigt. „Mich überzeugten die Ästhetik, der Witz und die Spielfreude“, erklärt der Intendant seine Entscheidung, die Produktion ab März nach Karlsruhe zu holen. Während die Angestellte eines maroden Bestattungsunternehmens mit kreativen Ideen versucht, den Betrieb zu retten, kehrt der Bruder des Inhabers aus Indien zurück und würzt die Handlung mit Bollywood-Flair. Ein echtes Problem, nämlich der Umgang mit Gewalt in der Familie, liegt der Rollentauschkomödie „Wenn ich Du wäre“ von Alan Ayckbourn zugrunde. Die verheiratete Tochter scheint von ihrem Mann geschlagen zu werden – aber das wird nie offen angesprochen. Bis eines Morgens ihre Eltern im Körper des jeweils anderen aufwachen. Ab da, verspricht Ingmar Otto, wird es wirklich komisch. Aber nicht nur, denn es gilt immer noch, das Problem der Tochter zu lösen und nebenbei Erkenntnisse über emotionale Vorurteile zu gewinnen, sagt der Intendant. Info www.kammertheater-karlsruhe.de |nl

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