Rheinpfalz Vorwürfe treten immer in Wellen auf

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Speyer. Nicht nur Flüchtlinge sind in Deutschland und anderswo Übergriffen ausgesetzt. Auch die Menschen, die sich für sie einsetzen, haben unter Beleidigungen und Bedrohungen zu leiden. Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad muss sich vermehrt mit Vorwürfen auseinandersetzen, die, wenn ihn auch nicht persönlich, so doch die Arbeit der Kirche diffamieren.

Das passiere häufig in Wellen, erklärt er und nennt als Beispiel den Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015 oder das Erscheinen der beiden Bände „Protestanten ohne Protest“, in denen sich die evangelische Kirche der Pfalz kritisch mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat. Oft seien es neben der Kirche Politiker, die direkt angegriffen würden in den Mails und Briefen, die er erhalte, sagte Schad. „Da heißt es dann, die Merkel oder die Malu Dreyer ist Schuld, da wird oft personalisiert.“ „Die haben alles, wir haben nichts“, werde gegenüber den Integrationsprojekten für Flüchtlinge geäußert. „Dabei haben wir als Kirche bei unseren bisherigen Leistungen in der Diakonie überhaupt nichts eingespart“, erklärt er. Schad sucht in solchen Fällen immer das telefonische Gespräch. Es gehe darum, die Zwischentöne herauszuhören. Allein die Tatsache, dass er sich überhaupt melde, habe bei vielen schon Wirkung, erklärt Schad. Zwar stehe am Ende der Gespräche nicht zwangsläufig ein Konsens. „Aber es entsteht ein persönlicher Kontakt.“ Sehr oft werde aus dem Anruf ein seelsorgerisches Gespräch. Häufig liege der Kritik an Institutionen wie Kirche, Parteien oder Gewerkschaften ein soziales Problem der Person zugrunde. Arne Dembek ist als Beauftragter für Gemeinden anderer Sprache und Herkunft der Landeskirche positiv überrascht, dass er selbst mit Beleidigungen noch nichts zu tun hatte. „Ich habe fast damit gerechnet, auch weil ich Taufkurse für Flüchtlinge anbiete“, sagt der Pfarrer aus Kandel. Passiert sei allerdings noch nichts. Ähnlich äußerte sich Reinhard Schott aus Grünstadt, Integrationsbeauftragter der Landeskirche. Andernorts kommen Anfeindungen häufiger vor. In einem Beitrag des ARD-Politmagazins Panorama Anfang Dezember erzählte der katholische Bamberger Erzbischof Ludwig Schuck von Anfeindungen gegen seine Person. Die AfD hatte zuvor Aussagen von ihm zu einem möglichen muslimischen Bundespräsidenten verfälscht wiedergegeben. Margot Käßmann, Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland, sagte, Beschimpfungen gegen Pfarrer hätten sich in den vergangenen anderthalb Jahren so stark gesteigert, wie sie es noch nie erlebt habe. |epd

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