Rheinpfalz Wahlkämpferin im Donnersbergkreis

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MAINZ. Mehr als 13 Jahre lang war Margit Conrad Ministerin in Rheinland-Pfalz. Als Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im November 2014 ihr Kabinett umkrempelte, musste auch Conrad gehen. Sie sei mit sich und mit ihrer Zeit in der Mainzer Landesregierung im Reinen, ließ sie damals wissen. Heute gibt sich die 64-Jährige noch gelassener: In den hektischen Stunden der Regierungsumbildung sei sie „zwar auch nicht cool“, aber vorbereitet gewesen. Ohnehin habe sie vorgehabt, nach der Landtagswahl 2016 der Landespolitik den Rücken zu kehren, sagt Margit Conrad. So betrachtet, habe der plötzliche Abschied sogar seinen Vorteil: Ihr sei die Frage erspart geblieben, wie lange sie noch weitermachen wolle. Margit Conrad im Politik-Ruhestand. Man hat das Gefühl, dass ihr das nicht nur leicht fällt: Die gelernte Ärztin ist unverändert, um Worte nie verlegen, sie erzählt gern. Ihre Zeit in der aktiven Politik sei vorbei, Mandate strebe sie nicht mehr an, sagt die SPD-Frau. An der Politik will sie allerdings dranbleiben, Erfahrungen einbringen, Kontakte pflegen. 30 Jahre Berufspolitikerin, das schüttelt man nicht einfach so ab. So sitzt die Ex-Ministerin seit September 2015 ehrenamtlich im Vorstand der deutschen Sektion von Euro-Solar. Die Vereinigung ist in 13 europäischen Ländern aktiv und hat sich die Förderung erneuerbarer Energien auf die Fahnen geschrieben. Die deutsche Sektion zählt mehr als 3000 Mitglieder. Engagiert ist die Ex-Umweltministerin auch im Wirtschaftsforum der Bundes-SPD. Conrad leitet die Fachgruppe Ressourcen und Nachhaltigkeit. Dort geht es ebenfalls um den Klimaschutz oder um die Kreislaufwirtschaft. Das als Verein organisierte Wirtschaftsforum hat sich zum Ziel gesetzt, den Dialog zwischen der Wirtschaft und politischen Entscheidungsträgern der SPD zu fördern. Und schließlich sitzt Conrad schon seit ihrer Zeit als rheinland-pfälzische Umweltministerin im Vorstand der Stiftung Arbeit und Umwelt der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). Auch ihre Verbindungen in den Donnersbergkreis wolle sie nicht aufgeben, sagt die SPD-Politikerin. Von 2006 bis 2014 hat sie die Region im Landtag vertreten. Im Donnersbergkreis habe sie Freunde nicht nur in der SPD, dort habe man sie immer unterstützt, sagt Conrad. Dort wolle sie sich weiterhin zum Beispiel als Wahlkämpferin engagieren. Aufgewachsen ist Margit Conrad in Etschberg, einem kleinen Dorf in der Nähe von Kusel. Nach dem Abitur hat sie in Saarbrücken und Homburg Medizin studiert. Bis heute sei sie „leidenschaftlich Ärztin“, sagt die 64-Jährige. Doch schon bald nach der medizinischen Ausbildung wurde die Politik zu ihrem Beruf. Conrad studierte nebenher Soziologie und engagierte sich in der Selbstverwaltung der Studierenden. In dieser Zeit stößt sie zur SPD. Kurz nach Ende ihrer Facharztausbildung zur Internistin zieht sie für die saarländische SPD in den Bundestag ein. Sie war damals die jüngste Frau in der SPD-Fraktion. Es folgte ein kurzes Intermezzo als Mitglied des saarländischen Landtags. Danach wurde Margit Conrad Bürgermeisterin in Saarbrücken, bis sie von Kurt Beck 2001 in die Mainzer Landesregierung gerufen wurde. „Es hat mir immer Spaß gemacht, was ich machen durfte“, sagt die Ex-Ministerin. Ihre Zeit in der Kommunalpolitik sei eine wichtige Vorbereitung auf das spätere Ministeramt gewesen. In Rheinland-Pfalz war Conrad zunächst zehn Jahre lang Chefin des Umweltressorts. Das Thema Energie habe sich wie ein roter Faden durch die gesamte politische Laufbahn gezogen, erzählt sie. Conrad nimmt für sich in Anspruch, in Mainz wichtige Grundlagen für Klima- und Hochwasserschutz sowie für den Einsatz erneuerbarer Energien geschaffen zu haben. Als 2011 die rot-grüne Landesregierung an den Start ging, bestanden die Grünen auf dem Umweltressort. Conrad wurde im Rang einer Ministerin Chefin der Landesvertretungen in Brüssel und Berlin. Kritiker gaben ihr Mitschuld an der Nürburgring-Pleite oder am Ende des Zweibrücker Flughafens. Ihr sei es nicht gelungen, in Brüssel die Fäden richtig zu ziehen. Solche Vorwürfe weist Conrad zurück. Diese Themen seien ausdrücklich nicht ihre Aufgaben in Brüssel gewesen. In der Rückschau übt die Ex-Ministerin dennoch Kritik an der EU: Die Kommission solle den fairen Wettbewerb sicherstellen und nicht ohne demokratische Legitimation Strukturpolitik machen. Als es Malu Dreyer im Laufe des Jahres 2014 nicht gelingen wollte, die Folgen des Nürburgring-Desasters abzuschütteln, bildete sie ihre Regierungsmannschaft radikal um. Leute aus der Ära Kurt Beck mussten gehen. Das beendete auch Margit Conrads Laufbahn als Ministerin. Wenige Wochen später legte sie ihr Landtagsmandat nieder und beendet ihre politische Laufbahn. „Malu Dreyer musste eigene Leute in ihre Regierungsmannschaft holen“, zeigt Conrad in der Rückschau Verständnis für den Schritt ihrer Ex-Chefin. Wenngleich die 64-Jährige mit ein wenig Wehmut auf die Zeit im Rampenlicht zurückblicken mag, hat das Dasein als Polit-Rentnerin einen großen Vorteil: „Ich habe wieder Zeit für Familie und Freunde“, sagt Conrad.

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