Rheinpfalz Wegen Baumängeln geschlossen

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Friedhofshallen sind nicht nur reine Zweckgebäude, sondern können auch künstlerisch durchaus wertvoll sein. So, wie die in den 1960er Jahren entstanden Friedhofshallen im Ostertal. Doch wegen baulicher Mängel sind derzeit die Gebäude in Marth und Saal geschlossen. Für den Erhalt dieser architektonisch reizvollen Hallen setzt sich jetzt der Heimat- und Kulturverein Ostertal ein.

Die Friedhofshallen in Marth und Saal wurden nach Auskunft der Stadt St. Wendel im Jahr 2012 wegen baulicher Mängel geschlossen. In Bubach, Hoof, Niederkirchen und Osterbrücken finden sich weitere Friedhofshallen aus der gleichen Zeit. Alle sechs fanden inzwischen Eingang in die Denkmaldatenbank des Landesdenkmalamtes, berichtet der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Ostertal, Hans Kirsch aus Selchenbach. Der Kulturverein würde es begrüßen, wenn die Friedhofshallen erhalten werden könnten. „Das sind sehr schöne Hallen, teils mit Glaswänden, die reizvolle Lichteffekte ergeben“, schildert Kirsch. In Bubach gebe es zudem ein Türrelief aus Aluminium von dem Saaler Künstler Heinz Oliberius, in Saal habe der Saarbrücker Künstler Gero Köllmann eine Glaswand gestaltet. Marth und Bubach verfügten ebenfalls über großflächige Glaswände von Oliberius, nennt Kirsch nur einige Beispiele. In einem Schreiben an St. Wendels Bürgermeister Peter Klär weist der Heimat- und Kulturverein auf die zahlreichen künstlerischen Bestandteile der zwischen 1965 und 1968 erbauten Hallen im Ostertal hin. Diese sollten erhalten werden, schreibt Kirsch. Auch die Denkmalschützer heben insbesondere die Hallen in Hoof, Osterbrücken und Niederkirchen als typische Beispiele „moderner Architektur und Ausstattung der Nachkriegszeit“ hervor. In Bubach habe der Architekt den Kontrast zwischen der zentralen Bruchsteinwand und den anschließenden Sichtbetonwänden mit einem Pultdach auf dreieckigem Grundriss kombiniert, heißt es in einer Untersuchung von Gregor Scherf vom Landesdenkmalamt. In Marth sei der Andachtsraum auf dreieckigem Grundriss mit Zeltdach und großflächig verglaster Vorderfront mit einem seitlich angeschlossenen Bau für Funktionsräume kombiniert. Und in Niederkirchen seien die Räume über zwei verschränkte Halbkreise mit einem Umgang kombiniert. Auch die Hallen in Osterbrücken, Hoof und Saal seien „von hoher Qualität“, schildert der Denkmalschützer, der eine Aufnahme in die Denkmalliste nicht für ausgeschlossen hält. Für die Bewohner der betroffenen Orte im Ostertal hatten sich die Hallen als sehr positiv erwiesen, schildert Kirsch. Vor allem mit Blick auf Gesundheit und Hygiene würden die Bürger ihre gerne Hallen behalten, damit die Toten bis zur Beerdigung nicht mehr in der Wohnung aufgebahrt werden müssen. „Friedhofshallen werden in den Dörfern sehr geschätzt und gehören heute zur selbstverständlichen Ausstattung“, argumentiert der Selchenbacher Hobbyhistoriker. Nachdem die beiden Gebäude in Marth und Saal geschlossen wurden, sorgt sich der Verein um die Zukunft der vier anderen Hallen, die im gleichen Alter sind. Möglicherweise seien dort ebenfalls Schäden zu erwarten. Der Erhalt der Gebäude könne den Gemeinden möglicherweise zu teuer werden, fürchtet der Verein. Nach Angaben von St. Wendels Stadtsprecher Thomas Wüst sind derzeit keine weiteren Schließungen von Friedhofshallen geplant. Für die beiden Orte Marth und Saal stünden ersatzweise Friedhofshallen in Niederkirchen und Bubach als Ausweichmöglichkeit zur Verfügung. Für die weitere Entwicklung des Bestattungswesens insgesamt diskutiere der Stadtrat derzeit den Entwurf eines Bestattungswesen-Konzeptes, sagte der Sprecher auf Anfrage der RHEINPFALZ. Im Zuge der Entwicklung der Bestattungskultur beleuchte das Konzept auch die Situation der Friedhofshallen und deren Entwicklung in den kommenden Jahren. Die Beratungen liefen derzeit. Einzelheiten nannte der Sprecher nicht. (suca)

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