Rheinpfalz Wenn dem Dschungelcamp das Tarnnetz fehlt ...

Nur wenige Sekunden dauert es bei den Fasnachtsumzügen in den nächsten Tagen, bis ein großer Umzugswagen an den Zuschauern vorbeigerollt ist. Dass hinter diesem Gefährt eine wochen-, oft monatelange Vorbereitung steckt, wissen die wenigsten.

Beim Steuerbüro Maier in Dahn, das seit Jahren einen der schönsten und farbenprächtigsten Wagen des Dahner Fasnachtsumzugs stellt, ging es dieses Mal gleich im neuen Jahr los. „Wenn Fasnacht schon Mitte Februar ist, hat man nicht allzu viel Zeit“, sagt Chefin Simone Maier, bei der die Fäden der Fasnachtsorganisation zusammenlaufen. Im großen Kreis hat man sich zwar auf das Motto verständigt, doch wie der Wagen letztlich aussehen soll, das bespricht sie in kleiner Runde mit dem Pirmasenser Andreas Schütz. Der kümmert sich seit Jahren mit einigen Helfern um den handwerklichen Aufbau des Wagens – „und ist sehr kreativ“, wie Simone Maier lobt. Das Rad wird dabei nicht jedes Jahr neu erfunden. So war man im vergangenen Jahr beispielsweise als Arche Noah unterwegs, nachdem man im Jahr zuvor als Piraten das Dahner Narrenmeer erobert hatte. Die Schiffsform des Wagens konnte daher beibehalten werden ... In diesem Jahr widmet sich das Steuerbüro dem „Dschungelcamp“ – angelehnt an die RTL-Sendung „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“. Allerdings hat die Steuerbüro-Faschingscrew ihrem Dschungelcamp den Zusatz „Pfälzer“ verpasst. „Wir wollten nicht auf das Niveau des echten Dschungelcamps runter“, lacht Simone mit den vier Steuerbüro-Helfern, die sich an diesem Abend an der Wagenbauer-Location, einem alten Bunker an der B 10, eingefunden haben. Der Wagen-Rohbau steht bereits – dank Schütz’scher Hilfe. Das umlaufende Geländer ist fest montiert, die Dschungelcamp-Hütte regensicher bedacht und der komfortable Ausstieg mittels Leiter, um während des laufenden Umzugs bequem den Wagen verlassen zu können, ist auch schon funktionsfähig. Jetzt geht es an die Dekoration, die das Steuerbüro-Team selbst erledigt. Nur: Dieses Jahr gibt es ein kleines Problem. „Es sind noch nicht alle Sachen da“, erläutert Oberfasnachterin Maier. So fehlt neben diversen kleineren Accessoires beispielsweise noch das große Tarnnetz, das den Urwald darstellen soll. Die obligatorischen „Sterne“, die die echten Dschungelcamp-Teilnehmer in seltsamen „Prüfungen“ zum Aufpeppen des Speiseplans sammeln müssen, sind dagegen schon fertig. Den Feinschliff erhält der Wagen ohnehin nicht beim Bunker, sondern am Tag vor dem Umzug vor dem Maier’schen Privatanwesen in Dahn. Durch die Überführungsfahrt könnte die Dekoration sonst davonfliegen, befürchtet Simone Maier. Während das Steuerbüro die Kosten von 3000 bis 4000 Euro für den jährlichen Umbau des Wagens samt neuer Dekoration trägt – ein Teil wird in einem Fundus zwischengelagert und weiterverwendet –, muss jeder der rund 20-köpfigen Wagencrew sein Kostüm aus eigener Tasche zahlen. 30 bis 50 Euro werden dabei fällig. Und natürlich müssen die Fasnachter aus dem Steuerbüro auch einen Teil ihrer Freizeit opfern, um in der sechswöchigen Bauphase – insbesondere in den letzten Tagen und Stunden vor dem Umzug – den Wagen herzurichten. Für die Arbeitnehmer ist dies eine Ehrensache. „Weil’s Spaß macht“, sagen sie unisono. „Weil’s die Gemeinschaft fördert. Und weil man seine Kollegen von einer anderen Seite kennenlernt“, lachen alle – ein Insiderwitz offensichtlich. Denn bierernst geht’s beim Wagenbau natürlich nicht zu. Die Kaffee- und Kuchenrunde zum Beispiel ist ein unverzichtbarer Bestandteil. Das gemeinsame Werkeln am Umzugswagen hat noch einen anderen Vorteil. „Da werden schon die besten Ideen für den Wagen im nächsten Jahr geboren“, sagen die Helfer. Und so steht das Motto für den Umzugswagen 2016 bereits jetzt schon fest. Verraten wird das natürlich noch nicht. Und vielleicht erfüllt sich bis dahin auch der Wunsch des Oberwagenbauers Schütz. Der hätte gerne einen neuen Wagen – „mit kleineren Rädern“. Dann täte man sich leichter, den unschönen Zwischenraum zwischen Boden und Aufbau zu verdecken. Ganz abwegig scheint dieser Wunsch nicht. Schon im vergangenen Jahr gab ein Rad während des Umzugs den Geist auf. Nur mit Mühe erreichte damals der Umzugswagen des Steuerbüros das Ziel.

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