Rheinpfalz Wenn der Bachflohkrebs was Falsches frisst

Die von der Landauer Professorin Gabriele Schaumann koordinierte Forschungsgruppe Internano wird erneut von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Land unterstützt. Dies hat das rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerium mitgeteilt.

Gutachter der DFG haben einstimmig empfohlen, die von der Umweltwissenschaftlerin Schaumann koordinierte Forschungsgruppe „Internano: Mobilität, Alterung und Funktionsweisen anorganischer synthetischer Nanopartikel in der Land-Wasser-Übergangszone“ für weitere drei Jahre zu fördern. Die Gruppe hatte seit Ende 2011 bereits rund 1,5 Millionen Euro von der DFG erhalten. Schaumann rechnet erneut mit 1,5 bis zwei Millionen Euro; die genaue Höhe und vor allem die Verteilung auf die Forschungsgruppen stehe aber aus. Etwa die Hälfte werde wohl an drei Gruppen der Uni Koblenz-Landau gehen, hofft sie. Die winzigen Teilchen dienen beispielsweise dazu, Stoffe schmutzabweisend zu machen oder den Schutzfaktor von Sonnencremes oder Autolacken zu erhöhen. Sie werden auch in Farben, Kosmetik, Katalysatoren und Medikamenten eingesetzt. Das Umweltbundesamt hält fest eingebundene Teilchen für eher unbedenklich, es schließt aber Gefahren durch freigesetzte Teilchen nicht aus, wenn diese in den Organismus gelangen. An dem Forschungsverbund sind Wissenschaftler aus den Bereichen Umweltchemie, Wasserforschung, Bodenkunde, Mikrobiologie und Ökotoxikologie an der Uni Koblenz-Landau, den Technischen Universitäten Berlin und München, an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle und im Umweltbundesamt in Berlin beteiligt. Sie untersuchen, wie sich künstlichen Nano- oder Kleinstpartikel auf das Ökosystem auswirken und konzentrieren sich dabei auf den Übergangsbereich zwischen Land und Wasser. Dieser sei ökologisch extrem empfindlich, so Schaumann . Dort könne man verschiedene Bedingungen gleichzeitig untersuchen, zum Beispiel, was mit im Wasser gealterten Nanopartikeln passiere, wenn sie mit Boden in Kontakt kommen. „Lagern sie sich dort an? Wie ändern sich ihre Bindungsparameter – klumpen sie zusammen oder werden sie noch besser mobilisiert?“, nennt sie Beispiele für viele offene Fragen. Dabei werde mit Nanoteilchen auf Silber- und Titanbasis gearbeitet, weil sie besonders häufig und typisch sind. Es gebe dazu zwar schon etliche punktuelle Untersuchungen, aber „noch fehlen die Zusammenhänge“. In Landau wird dazu in einem „Mesokosmos“ gearbeitet: einer im Labor nachgebildeten Auelandschaft. Üblicherweise liefen darin Langzeitexperimente über 30 Wochen. Erst kürzlich begonnen habe ein solches Experiment, bei dem die Auswirkungen der Nanoteilchen auf Bachflohkrebse untersucht werden, wenn sie diese mit dem Futter aufnehmen. „Es gibt klare Einflüsse“, so Schaumann, mit einer Bewertung müsse man aber wohl noch etwa ein halbes Jahr warten. Die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Vera Reiß (SPD) spricht von einem topaktuellen Forschungsfeld der Umweltwissenschaften. Die DFG-Forschergruppe ist aus dem Forschungsschwerpunkt „Land-Wasser-Interaktion“ an der Universität Koblenz-Landau hervorgegangen. Dieser wurde bereits seit 2008 vom Wissenschaftsministerium mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert. Bis 2016 stellt das Land weitere 770.000 Euro zur Verfügung. (boe)

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