Rheinpfalz Wenn die Feuerwehr den Emu jagt

Einem Känguru-Findelkind gab er eine neue Heimat, er machte die freiheitsliebende Elchkuh „Natalie“ vom Potzberg ebenso dingfest wie das bayerische Rindvieh „Yvonne“. Er beendete die wochenlange einsame Odyssee eines Kälbchens aus dem Donnersbergkreis und hat im Laufe seiner Karriere als Tierfänger und Narkotiseur sogar einmal in Queidersbach eine Kuh vom Garagendach geholt: Erwin Schablowski. Doch ausgerechnet als der Lauterer diese Woche einmal eines seiner eigenen Tiere einfangen musste, durfte er sein Narkosegewehr nicht einsetzen – von Amts wegen. Der 79-Jährige, der mit seinen Hilfseinsätzen immer wieder für Schlagzeilen sorgt, nennt eine ganze Menagerie von Tieren – vom Rentier über Kängurus bis zum Alpaka – sein Eigen. Auch Emus – flugunfähige, aber durchaus wehrhafte Laufvögel – leben auf seinem Gelände bei Erlenbach. Einer dieser zwischen 1,60 und 1,90 Meter großen Gesellen suchte am Montag das Weite: Ein umgedrückter Zaun hatte dem Emu die Freiheit beschert. Dieser nutzte die Gelegenheit und machte prompt den Verkehr zwischen Otterbach und Otterberg unsicher: Einem Autofahrer wäre der Vogel beinahe ins Auto gelaufen (wir berichteten). Freilich löste die Wandertour des australischen Laufvogels bald eine größere Such- und Jagdaktion von Feuerwehr und Polizei aus. Doch sie konnten des Tiers erst am Dienstag habhaft werden. Mit dem Einsatz von Netzen beendete die Feuerwehr schließlich den Ausflug des Emus. „Dieser ganze Aufwand war völlig unnötig“, schimpft Erwin Schablowski, der ebenfalls bei der Jagd dabei war. „Wenn ich mein Blasrohr mit Narkotikum hätte einsetzen dürfen, hätte ich den Vogel schon am Montag nach einer halben Stunde gehabt.“ Doch ausgerechnet als er einmal in eigener Sache unterwegs war, waren dem erfahrenen Tierfänger die Hände gebunden: Denn die Lauterer Stadtverwaltung hatte dem Rentner, der seit vielen Jahren immer wieder von Polizei und Behörden gerufen wird, um ehrenamtlich Tiere zu betäuben, kurz vorher untersagt, Narkosegewehr und Blasrohr einzusetzen. Wie kam es dazu? Schablowski schildert den Fall so: Er habe eine neue Waffe kaufen wollen und sei deshalb zur Stadtverwaltung als zuständiger Waffenbehörde gegangen. Dabei habe der Sachbearbeiter festgestellt, dass Schablowskis Waffenschein seit drei Monaten abgelaufen war. „Ich hab vergessen, ihn zu verlängern“, gesteht der Rentner. Er habe dem Mitarbeiter versichert, das er dieses Versäumnis gleich nachholen wolle. Doch der Sachbearbeiter habe ihm trotzdem auch den Einsatz des Narkosegewehrs und den Besitz von Narkotika untersagt. „Dabei bin ich seit ewigen Zeiten für die Behörden im Einsatz und habe alle erforderlichen Prüfungen und Genehmigungen“, kann Schablowski das strikte Vorgehen des Verwaltungsmitarbeiters nicht verstehen. Am Montag sei das Ordnungsamt sogar bei ihm zu Hause aufgetaucht, um – falls vorhanden – Narkotika zu beschlagnahmen, berichtet er entrüstet. Was sagt das Rathaus dazu? Der zuständige Mitarbeiter darf sich nicht selbst äußern, aber Nadin Robarge von der Pressestelle gibt Auskunft: Schablowskis Waffenschein sei am 14. September 2014 abgelaufen. Für eine Verlängerung des Waffenscheins müsse er einen Antrag bei der zuständigen Behörde stellen. „Bei der Stadtverwaltung ist ein solcher Antrag bis heute nicht gestellt worden.“ Beim Waffenrecht habe der Mitarbeiter gar keine andere Wahl gehabt, sagt Robarge. Kürzlich habe sich Schablowski zudem „auf eigenen Wunsch“ aus den Notfalllisten bei der Feuerwehr und dem Zoo streichen lassen, lautet die Auskunft. „Das stimmt nicht“, sagt dazu Schablowski. Das Ganze sei umgekehrt: Zoo und Polizei seien von dem Sachbearbeiter informiert worden, dass Schablowski nicht mehr narkotisieren dürfe. Und der Sachbearbeiter habe ihm auch die Verlängerung des Waffenscheins verweigert, weil er anzweifele, dass er die erforderlichen Genehmigungen habe. „Ich habe alle Genehmigungen“, betont der Rentner. „Und ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.“ Mittlerweile hat der 79-Jährige einen Rechtsanwalt eingeschaltet, denn ihn treibt die Frage um, wer jetzt den, aus seiner Sicht „völlig unnötigen, aber sehr aufwendigen Einsatz“ von Feuerwehr und Polizei bei der Emu-Jagd bezahlen soll. „Ich zahle nicht“, stellt er verärgert fest. Er ist nicht der einzige, der sich ärgert. Auch der Kreisjagdmeister Hubertus Gramowski stellt sich hinter den Lauterer: „Wir brauchen Erwin Schablowski mit seiner langen Erfahrung im Umgang mit der Narkotisierung der unterschiedlichsten Tiere dringend. Man müsste eigentlich froh sein, so jemanden zu haben!“, sagt er Richtung Verwaltung und fragt: „Was wäre, wenn beispielsweise ein Wisent aus dem Wildpark abhaut, und keiner außer Schablowski kann etwas tun?“

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