Kultur Südpfalz Wenn Politik der Kunst vertraut

„Drei Ausstellungsbesucher“: Monika Follenius macht die Betrachtung von Kunst zum Thema derselben.
»Drei Ausstellungsbesucher«: Monika Follenius macht die Betrachtung von Kunst zum Thema derselben.

„Es ist wie immer und doch wie nie.“ Mit diesen Worten eröffnete Theresia Riedmaier zum letzten Mal als Landrätin eine Ausstellung im Kreishaus. Zum ersten Mal wusste sie als Einladende nicht, was auf sie zukommt: Karlheinz Zwick, der schon unter ihrem Vorgänger die Kunstereignisse im Landkreis organisiert, hatte Künstler, die der Kreischefin nahestehen, in einen geheimen Bund eingeschworen und die Schau als „Blind Date“ organisiert. Musik machte Chris Jarrett mit eigenen Werken am Klavier. Als enge Freundin Riedmaiers seit vielen Jahren hält Monika Follenius mit ihren gemalten Ausstellungsbesuchern den Kunstbetrachtern im Kreishaus sozusagen den Spiegel vor. Volker Krebs stellt große Bildhauerkunst in kleinen Skulpturen vor, Helga Sauvageot begeistert mit ihren Bronze-Käfern. Stefan Forler zeigt in bekannter Handschrift reduzierte Formen aus gebogenem Rundstahl, Martin Schöneich präsentiert seine typische Handschrift in streichelglatt rot lackierten raumgeometrischen Formen. Von Natascha Brändli zieren Kohlezeichnungen aus der Serie „unkraut deluxe“ die Klinkerwand. Brigitte Sommer aus Kandel nimmt mit elf Bildern den größten Teil der Schau ein. Daniel Moriz Lehr drückt in vier Aquarellen unterschiedliche Stimmungen beim „Blick in die Rheinpfalz“ aus. Meike Porz wartet mit Fotografien und Lithographien auf. Karlheinz Zwick präsentiert seine Kunst in „Kopf und „Doppelkopf“ als Skulpturen aus Stahl und in Öl hinter Acrylglas. Im Namen aller Künstler bedankte sich Zwick bei der Landrätin für ihr „Herzblut, Geschick und Fingerspitzengefühl für das Machbare“ und äußerte die Hoffnung: „Als Kunstliebhaberin werden wir dir sicher immer wieder begegnen.“ Horst Hoffmann hielt als Schatzmeister des Fördervereins für Kunst und Kultur an der Südlichen Weinstraße eine Laudatio auf Riedmaier, die den Vorsitz des Vereins an ihren Nachfolger Dietmar Seefeldt weitergibt. Dank ihrem Engagement sei es gelungen, „künstlerische Qualität zu gestalten, Kunst und Kultur im Landkreis, in den Verbandsgemeinden, Städten und Dörfern spürbar und erlebbar zu machen“. Er nannte die Kulturtage, Projekte mit Chawwerusch, die Kunst bei den Weintagen, Kunstwerke an öffentlichen Orten, den Kunst-Container „galerie mobile“, der immer noch begehrtes Leihobjekt vor allem von Schulen sei, und nicht zuletzt die Ausstellungen im Kreishaus. Nach dem Abschiedslied aus der Theater-Sparte von „Frau Kräutle“ und „Mike“ alias Monika Kleebauer und Thomas Kölsch mit Anspielungen auf Riedmaiers persönliche Vorlieben wie „lilablaue Tinte“ und die Automarke fühlte sich die Landrätin zu einer Erklärung aufgefordert: Mit 20 Jahren sei sie begeisterte Zuschauerin bei Autorennen gewesen und habe sich zum Ziel gesetzt: Mit 35 Jahren will ich Porsche fahren. „Als ich 60 geworden bin, hab ich mir diesen Traum dann erfüllt, auch wenn das Auto da schon 14 Jahre alt war.“ Für die Wortkünstler sprach Michael Bauer ergreifende Worte des Dankes an eine „außergewöhnliche Politikerin“, die aus dem Glücksgefühl des „sich für das Gemeinwohl nützlich machen“ Kraft für das politische Alltagsgeschäft schöpfe. Als sie ihn, den „Provinzautor“, um ergänzende Worte gebeten habe, nachdem es in seinem Heimatort Herxheim 2015 zweimal gebrannt hatte, habe „die Politik der Literatur das Vertrauen ausgesprochen“. Persönlich habe er daraus gelernt, „dass jeder, der öffentlich das Wort ergreift, eine politische Verantwortung hat“. Ergriffen von vielen lobenden Worten und dankbar für die Geschenke trat die Geehrte noch einmal ans Pult und betonte, dass sie aus der Überzeugung, dass Kunst und Kultur das Wesen des Landkreises prägen, immer ihre schützende Hand auch über die Kreismusikschule und das Kreisjugendorchester gehalten habe. So, wie vor ihrer Zeit die Förderung durch den Geschmack ihres Vorgängers geprägt war, hinterlässt Riedmaier ihre eigene Handschrift der Kunst- und Kulturförderung. Sie zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Weizsäcker: „Substanziell hat die Förderung von Kulturellem nicht weniger eine Pflichtaufgabe der öffentlichen Haushalte zu sein als zum Beispiel der Straßenbau, die öffentliche Sicherheit oder die Finanzierung der Gehälter im öffentlichen Dienst ... Denn Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert.“ Info „Blind Date“ ist zu sehen bis 20. Oktober Montag bis Mittwoch 8 bis 17 Uhr, Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr.

Karlheinz Zwick dankt im Namen seiner Künstlerkollegen der scheidenden Landrätin Theresia Riedmaier für ihre Kulturpolitik.
Karlheinz Zwick dankt im Namen seiner Künstlerkollegen der scheidenden Landrätin Theresia Riedmaier für ihre Kulturpolitik.
„Schlaflos“ heißt diese Arbeit von Daniel Moritz Lehr.
»Schlaflos« heißt diese Arbeit von Daniel Moritz Lehr.
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