Rheinpfalz Wenn Sexualmoral zur Zerreißprobe wird

Speyer. In einer liberalen Welt aufgewachsen, aber an die konservativen Werte der katholischen Kirche glauben – das führt manchmal zum Spagat für Jüngere. Gerade wenn es um Themen wie Sexualmoral geht. Der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) Speyer will diesen erleichtern.

„Wir müssen wegkommen von einer Verbotskirche“, sagt die Speyererin Heike Vogt. Die 29-Jährige ist seit Mai 2013 BDKJ-Diözesanvorsitzende. Für die Sozialwissenschaftlerin war es nach dem Studium logisch, ihr Engagement mit ihrem Glauben zu verbinden. Und das am besten beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Eine ähnliche Motivation hatte der 34-jährige Pastoralreferent aus Dudenhofen, Felix Goldinger. Er ist seit Februar 2010 Diözesanvorsitzender des BDKJ. Der BDKJ ist vielen vor allem durch die „72-Stunden-Aktion“ ein Begriff. Dabei erhalten Kinder und Jugendliche eine Aufgabe, die sie binnen drei Tagen umsetzen müssen. Sie verschönern beispielsweise Plätze, legen Gärten an, gestalten Spielplätze. Doch die Basisarbeit sind eigentlich die Gruppenstunden und die Jugendfreizeiten, die die Mitgliedsverbände wie die Pfadfinder organisieren. „Einige Jugendliche fragen sich, wie ihre eigene sexuelle Ausrichtung mit dem Denken der Kirche zusammenpasst“, berichtet Andreas Sturm. Der Pfarrer leitet die Jugendseelsorge im Bistum Speyer. „Dabei haben wir auch Homosexuelle in unseren Kreisen. Wir machen da keinen Unterschied“, sagt er. Goldinger ergänzt: „Für uns war das eigentlich auch kein Thema. Das kam erst in Gang, als sich Papst Franziskus dazu geäußert hat.“ Dieser hatte gefordert, dass Homosexuelle nicht von der Kirche ausgestoßen werden dürften. In den Jugendforen, die in der ganzen Pfalz stattfinden, tauschen sich Jugendliche mit dem Bischof aus. Dort sei die Sache auch ein Thema gewesen. In der Diözesanversammlung Ende Mai im saarländischen Homburg wurde eine Arbeitsgruppe „Diversität“ gegründet, in der Vogt aktiv ist. Dort geht es um Themen wie Inklusion, das Verhältnis von Mann und Frau, sexuelle Orientierung, aber auch die selbstkritische Betrachtung des BDKJ. Vogt ergänzt: „In vielen anderen Fragen haben die Jugendlichen auch oft die gleiche Einstellung wie die Kirche, beispielsweise was den hohen Stellenwert der Treue anbelangt. Manchmal muss man einfach mehr vermitteln zwischen beiden Seiten. Das Wichtigste ist der Dialog.“ Doch neben dem Vermitteln wollen Goldinger, Vogt und Sturm auch Themen anstoßen, in die Diskussion bringen. „Unser Bischof lässt sehr viele Meinungen zu und hört sich alles an“, so Präses Sturm. Auch die Verknüpfung mit der Politik soll wieder intensiviert werden. „Wir haben teilweise den Kontakt zu den Politikern verloren“, berichtet Goldinger mit Blick auf die rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten. Der BDKJ ist auch auf kommunaler Ebene wie beispielsweise in Jugendausschüssen vertreten. Allerdings will der BDKJ Speyer seine Themen wieder stärker auf rheinland-pfälzischer Ebene einbringen. Dabei verpflichte längst nicht mehr das christliche „C“, das in der CDU steckt. „Wir finden bei allen Parteien Anknüpfungspunkte“, sagt Goldinger. Auf BDKJ-Bundesebene wurde das Projekt „U28 – Die Zukunft lacht“ entwickelt. Der Ansatz: „Politiker sollen für einige Zeit ihre Arbeit durch die Brille der jungen Generation betrachten und beurteilen. Sie sollen analysieren, wie sich die eigenen Politik auf die Zukunft der Jugendlichen auswirkt“, erläutert Goldinger. Der BDKJ will nicht nur die Politik, sondern darüber hinaus Kirche aktiv mitgestalten. Beispielsweise beim Gemeindepastoral 2015 des Bistums Speyer, einem Projekt, bei dem es um die Neuorganisation der Pfarreien und der Seelsorge geht. In der Diözesanvollversammlung wurde ein Positionspapier verabschiedet. Damit reagiert der BDKJ auf die Sparmaßnahmen im Jugendbereich und auf die Entwicklung hin zu Großpfarreien. „Wir wollen als Personalgemeinde wahrgenommen werden“, betont Goldinger. (ccd)

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