Eisenberg „Wir müssen uns öffnen“

Seit knapp zwei Monaten ist Tobias Müller aus Steinborn Erster Vorsitzender des Schützenvereins Ramsen. Er hat nach über 41 Jahren die Vereinsführung von Walter Dech übernommen – ein gut bestelltes Erbe, aber auch eine enorme Aufgabe für die Zukunft. Rund 250 Mitglieder sind im SV Ramsen aktiv, der Schießbetrieb stellt immer größere Anforderungen. Das Schießwesen in Deutschland befindet sich insgesamt im Umbruch vom statischen Schießen mit Luftdruckwaffen hin zu größeren Kalibern und bewegten Schießarten. Wohin die Zukunft führt, welche Aufgaben anstehen und welche Ideen er für seinen Verein verwirklichen will, besprach Müller jetzt mit der RHEINPFALZ.

Herr Müller, Bestandaufnahme abgeschlossen, oder wie würden Sie Ihre aktuelle Situation als Vorsitzender einschätzen?

Ich denke, dass ich bislang maximal rund 30 bis 40 Prozent des Aufgabenbereiches überblicke, den Walter Dech fast selbstverständlich in über 41 Jahren bewältigt hat. Mindestens einmal in der Woche treffe ich mich mit ihm, um die Zusammenhänge, auch im Schützenbund und im Umgang mit Behörden und Zuschussgebern zu lernen. Da steht mir mit Sicherheit noch einiges bevor. Angepackt haben wir den Komplex der Veranstaltungsorganisation. Die nächsten Planungen für größere Veranstaltungen sind derzeit für den Adventsmarkt und die vereinsinterne Weihnachtsfeier am Laufen. Und im Dezember geht dann ja schon wieder die Vorbereitung für das Ostereierschießen los. Veranstaltungen sind nicht alles, was liegt Dringendes an Veränderung im Schießbetrieb an? Hier stellt sich für mich vor allem die Frage, wie begeistere ich Neumitglieder für das Schießen, egal in welcher Disziplin. Die Bogenabteilung floriert, die Großkaliberschützen sind im Prinzip organisiert, hier fehlt aber Nachwuchs, was auch für den Luftdruckbereich gilt. Mein Hauptziel ist es, den Verein stärker nach außen zu öffnen, moderne Medien intensiver in die Öffentlichkeitsarbeit einzubinden. Hier hoffe ich auch auf stärkere Unterstützung durch die Mitglieder. Das Team des Vorstands blieb bei Ihrer Wahl unverändert, wird es hier in der Zukunft Veränderungen geben, beispielsweise eine Verjüngung? Dazu kann ich nach nur knapp zwei Monaten noch keine Aussagen machen. Ich bin für die Unterstützung der Verantwortungsträger im Verein sehr dankbar. Viele habe ihre Ämter schon lange, erledigen ihre Aufgaben optimal und ich hoffe, dass diese Leute mich auch weiter unterstützen, denn ein Verein lebt nicht nur durch den Vorsitzenden, sondern durch die gesamte Vorstandschaft und die aktiven Mitglieder. Übernommen haben Sie mit der Aufgabe einen enormen Gebäudebestand. Wo liegen die Investitionsschwerpunkt der Zukunft? Aktuell haben wir mit Setzungsrissen im kompletten Gebäudekomplex zu kämpfen. Das Schützenhaus steht auf einem mehr oder minder aufgefüllten Gelände, über dessen genaue Beschaffenheit wir leider nur wenig wissen. Deshalb betreiben wir eine erste Ursachenforschung. Wenn wir das geklärt haben, werden wir uns im Vorstand über Sanierungsmaßnahmen und Zuschüsse unterhalten müssen. Dafür müssen uns aber in jedem Fall Zahlen vorliegen. Bis zum Jahresende wollen wir die nötigen Anträge auf dem Weg haben. Stichwort Nachwuchs: Die Suche ist derzeit für fast alle Vereine problematisch, wie klappt das beim SV Ramsen? Wir haben im Luftdruckbereich derzeit glücklicherweise sechs Jugendliche in der Ausbildung. Für diese Gruppe haben wir einige neue Sportgeräte angeschafft, die den heutigen Ansprüchen an diese Schießsportart entsprechen. Mit einem Spannhebelgewehr, wie sie bei unserem Ostereierschießen zum Einsatz kommen, kann unser Verein heute keine Nachwuchsschützen mehr begeistern, hier muss man modernen Anforderungen gerecht werden, gerade eben bei der Ausrüstung. Ein Ziel wird längerfristig die komplette Isolierung des Luftdruckwaffenstands sein, um die Temperaturen vor allem in den Wintermonaten weiter zu verbessern. Durch das neue komplett geschlossene Dach haben wir hier bereits seit 2012 eine deutliche Entspannung erreicht, aber erst die komplette Isolierung wird uns hier auch energetisch nach vorn bringen. Ansonsten geht es um den Erhalt unserer bereits gut ausgestatteten 25- und 50-Meter-Schießbahnen. Sie selbst, kommen Sie derzeit überhaupt zum Schießen? Gelegentlich trainiere ich. An den Rundenkämpfen Großkaliber mit dem Revolver nehme ich teil, aber die Hauptaufgaben konzentrieren sich derzeit auf die Vereinsführung, wobei ich hoffe, dass sich in spätestens einem Jahr alles soweit eingespielt hat, dass ich wieder öfter schießen kann.

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