Kultur Südpfalz Witz, Charme und Harmonie

Mit Jungfrauen, Jägern und schwedischen Blaubeeren“ und allerlei weiterer amüsanter Verlockung im Notengepäck machten die „Lords of the Chords“ nach längerer Landau-Abstinenz in der Stiftskirche Station. Und verwöhnten in dem proper besetzten Gotteshaus einmal mehr mit Esprit, charmanter sowie nicht alltäglicher Werkauswahl in betörend makelloser und berauschend sinnlicher Klanggebung.

Markus Stäbler, einer der tiefen Bässe („der da singt, wo andere nach Öl bohren“: O-Ton Daniel Schreiber), unter anderem NDR-Redakteur, hatte die Eröffnung der Elbphilharmonie in der Hansestadt kaserniert. So lieferten der Leipziger Joe Roesler und – neu in der Formation - Wolfgang Drescher das sonore Fundament. Frederik Diehl aus Mannheim und der Berliner Domkantor Tobias Bromann ließen die baritonale Mitte wohlgestalt klingen. Es leuchteten die beiden tenorale „Pfalz-Gewächse“ Maurice Croissant und Daniel Schreiber sowie Henning Jensen, Ulm, und Florian Schmitt im tenoralen Fach. Jochen Patscheke, seines Zeichens HNO-Chirurg, krönte mit unverwechselbar sensiblem, gleichwohl strahlend aufblühendem Counterregister das fabelhaft interagierende Spitzenensemble. Das Programm „Heimat- und Fremde“ machte auch diesmal wieder geradezu charismatische Wirkung, bannte das Publikum in einen Zustand zwischen Spannung und Entzücken, Heiterkeitsbekundung und hingerissenem Verharren. Daniel Schreiber, das intelligente Plaudertalent schlechthin, geleitete seinen fiktiven Weltreisenden, den liebestollen Irgendwer auf der Suche nach „der Einen“, als graue Reiseleitereminenz zwischen „Innsbruck, ich muss dich lassen“ und schwedischer Schäre vagabundierend, ließ ihn an Heitor Villa-Lobos„ Südamerika-Küste stranden und schließlich – ach, schon wieder die Elbe – mit Freddy Quinns Matrosenmuttertags-Hymne „Junge, komm bald wieder“ endlich das heimische Festland erreichen. Man hört ihm einfach wahnsinnig gerne zu, diesem Bühnen-Allround-Talent. Erst recht natürlich, wenn er singt; und nicht minder auch dem Rest der fabelhaften Truppe. Wie schon oft gerühmt, ist es dieser unvergleichlich prägnante Körperklang, das vollkommen stimmige Ineinanderfließen der solistisch ausgesprochen profilierten Einzelstimmen, was stets aufs Neue fasziniert. Das berückende Ebenmaß der Detailgestaltung, in der auch minimale Schwebungen einander korrespondierend begegnen, baut geradezu Dome an Spannung auf. Nach jedem einzelnen dieser verebbenden Schlussklänge herrschte im Publikum sekundenlang atemlose Stille. Nachdrücklicher lassen sich Ursache und Wirkung kaum demonstrieren. Der skandinavischen Teil mit aparten zeitgenössischen Volksweisen-Vertonungen, so von Ander Endenroth, Hugo Alfvén und Jaakko Mäntyjärvi, überwältigte außer durch seinen oft anrührenden, zuweilen temperamentvoll tänzerischen Charme zusätzlich durch seine rhetorische Artistik und die elegante Bewältigung der zungenbrecherischen Herausforderung; nicht zuletzt der Dialekte, mal finnisch, mal baskisch. Prickelnd schöne, mit Melos und harmonischer Raffinesse reich ausstaffierte Sätze, von Francis Poulenc, Ralph Vaughan Williams und Arthur Sullivan etwa, ergänzten die abwechslungsreiche Titelfolge. Drei Zugaben ertrotzte sich das frenetisch applaudierende Publikum, zuletzt die „Vater-unser“-Vertonung von Maurice Duruflé. |gp

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