Rheinpfalz Wunderlich und Larousse im Herzen

Die moderne Interpretation einer Larousse-Büste enthüllten gestern morgen Künstler Stefan Engel und Kuseline Anna-Maria Woll.
Die moderne Interpretation einer Larousse-Büste enthüllten gestern morgen Künstler Stefan Engel und Kuseline Anna-Maria Woll.

Besucher aus Kusels Partnerstadt Toucy waren dabei, als gestern in der ehemaligen Landschreiberei eine Büste des französischen Lexikographen Pierre Larousse enthüllt worden. Die Keramik-Skulptur schuf der aus Kusel stammende Künstler Stefan Engel. Es handelt sich um eine Kopie der bereits im Herbst in Toucy aufgestellten Plastik.

Damals hatte eine deutsche Delegation die erste Büste zum 200. Geburtstag von Larousse (1817-1875) überbracht. Das Geschenk sei eine Geste der Wiedergutmachung für die von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg entfernte Bronzestatue, wie Stadtbürgermeisterin Ulrike Nagel sagte. „Wir haben jetzt nicht nur Fritz Wunderlich im Herzen, sondern auch Pierre Larousse“, sagte sie bei der Feierstunde in der Kreismusikschule. Zuvor hatten Stefan Engel und Kuseline Anna-Maria Woll das Kunstwerk enthüllt. Larousse habe in Kusel eine gute Heimat gefunden, sagte Nagel. Fast 30 Besucher aus der Partnerstadt waren zu dem Anlass angereist. Unter ihnen auch Bernard Coulon, einer der treibenden Kräfte der Partnerschaft. Nagel hob beim Festakt die französische Tradition der Landschreiberei hervor. Immerhin habe sie nach der Zerstörung Kusels durch französische Truppen 1794 mit Hilfe Napoleons wiederaufgebaut werden können. Ferner erinnerte sie beim 45. Partnerschaftstreffen daran, dass das Gebäude mehrfach Standort von Schulen gewesen sei und stellte den Bezug zu Larousse her, der seine berühmten „Petit Larousse illustrée“ mit stark pädagogischem Ansatz editierte. Stefan Engel schilderte in launigen Worten, wie er eines Tages „zwischen Dämmerung und Tageslicht“ einen Anruf der Stadt Kusel erhielt. Ob da nicht ein Bronzeabguss der früheren Statue in Toucy möglich sei ...? Zunächst hatte sich ihm die Anfrage offenbar als technisches Problem dargestellt. Doch nach einigem Nachfragen habe er verstanden und empfohlen, die Statue nicht „eins zu eins nachzumachen“. Der in Schweisweiler lebende Künstler schlug eine moderne Interpretation vor und wechselte zudem die Technik. Keramik habe viel mit Toucy zu tun, argumentierte er mit Blick auf dortige Tongruben. In die dezent-farbige Büste integrierte er abstrakte Blöcke. Diese sollen darstellen, wie Larousse seine hübsch illustrierten Lexika systematisierte und bebilderte, um sie verständlich zu machen. Bilder sind Engel zufolge noch immer in neuen Medien bei der Suche nach Worten präsent. „Die Bildsuche in Google, das hängt auch mit Larousse zusammen“, zeigte er sich überzeugt. Toucys Bürgermeister Michel Kotovtchikhine bezeichnete die Büsten in Toucy und Kusel als „richtiges Zeichen der echten Brüderlichkeit zwischen unseren Städten“. Kotovtchikhine übergab als Geschenk eine Schmiedearbeit mit Leier und symbolisierten Noten. Für die neue Musikschule in Toucy wünscht sich der Bürgermeister, dass dort auch Fritz Wunderlich einen Platz finden möge. Dass die Büste im Eingang der Musikantenland-Musikschule ihren Platz gefunden hat, bezeichnete die Präsidentin der Larousse-Gesellschaft, Micheline Guilpain-Giraud, als besonders passend. Denn Larousse habe nicht nur sein pädagogischer Ansatz ausgezeichnet, er habe auch Musik geliebt. Nagel erhielt aus ihren Händen zudem die Geburtstagsedition des Standardlexikons. Nagel kündigte für Herbst einen Austausch mit Kindern in Toucy an. „Die Partnerschaft hat Zukunft“, freute sich die Stadtbürgermeisterin. Verbandsbürgermeister Stefan Spitzer lobte, dass man jetzt auch Spuren von Larousse in Kusel finden könne. Und der ehemalige Stadtbürgermeister Jochen Hartloff versäumte nicht zu erwähnen, dass der Leiter der Musikschule, Thomas Germain, doch ein gebürtiger Franzose sei. Vor der Feierstunde eröffnete Nagel im Rathaus eine Ausstellung über Larousse. Auf 15 Tafeln lässt sich das Leben und Wirken des in Toucy geborenen Lexikographen nachspüren. Es ist die Original-Ausstellung der Larousse-Gesellschaft. Eine Kurzfassung auf Deutsch ist jeder Tafel beigefügt.

x