Rheinpfalz Zu lieb zum Kämpfen

Von Oliver Sperk

BERLIN. Nicht nur die "Berliner Bagaasch" hatte sich diesen eisigen Dezemberabend an der charmanten Alten Försterei in Köpenick ganz anders vorgestellt. Die Berliner Freunde des 1. FC Kaiserslautern wollten ihrer Mannschaft zum Rückrundenstart in der Zweiten Fußball-Bundesliga Anspornendes mit auf den Weg geben: Gekonnt zelebrierten sie im randvollen Gäste-Fanblock ihre rot-weiße Choreographie mit dem Spruchband "Die Hauptstadt ist vom Teufel besessen".

Nun, auf dem trotz Rasenheizung leicht angefrorenen Spielfeld präsentierten sich die Roten Teufel gar wenig furchteinflößend und manchmal schon fast vorweihnachtlich brav. Die 0:2 (0:1)-Schlappe der Lauterer am Freitag beim 1. FC Union Berlin war die logische Konsequenz.

Alles, was FCK-Trainer Franco Foda an den Berlinern hernach lobte, vermisste er bei seiner eigenen Mannschaft: den unbedingten Siegeswillen, die Laufbereitschaft, die Aggressivität und den Biss in den Zweikämpfen. So durfte Union-Flügelspieler Christopher Quiring in den beiden spielentscheidenden Situationen jeweils ungehindert von rechts flanken, beide Male vollstreckte Angreifer Simon Terodde (44. und 66. Minute). Beim 1:0 war der anfangs sehr starke, dann von Minute zu Minute immer mehr abbauende FCK-Linksverteidiger Alexander Bugera zu weit weg vom Flankengeber. Und beim 2:0 attackierte der am Freitagabend erschreckend zweikampfschwache Mimoun Azaouagh Vorlagengeber Quiring alibimäßig mit "Füßchen heben".

Terodde verwandelte jeweils im Stile eines echten Torjägers; erst per Kopf und später mit einem tollen Seitfallschuss, nachdem er Quirings Flankenball mit der Brust angenommen hatte. Die Innenverteidigung Marc Torrejón/Dominique Heintz war jeweils nicht im Bilde. Teroddes Traumtor besiegelte die zweite Saisonniederlage der Lauterer und zugleich die zweite Schlappe innerhalb von knapp einer Woche. "Ich hatte - trotz dieses verrückten 3:3 im Hinspiel - nach dem 2:0 nicht das Gefühl, dass wir die Sache noch aus der Hand geben", sagte Berlins Trainer Uwe Neuhaus. Sein Team zeigte mit seinem englisch anmutenden Kampfspiel, das trotz des rutschigen Bodens einige technisch hervorragende Szenen enthielt, die vorbildliche Mentalität einer Heimmannschaft. Bezeichnend: Vorbereiter Quiring, der alles gab, wurde später von Krämpfen geschüttelt. "Wir wollten nach dem 1:0 unbedingt mehr und haben vehement auf das 2:0 gespielt", sagte Neuhaus, "das hat mir an meiner Mannschaft gefallen."

Sein Trainerkollege Foda fordert eben jenen unbedingten Willen, der sich in der entsprechenden Aggressivität und Leidenschaft ausdrückt, von seinem Team für die letzte Partie des Jahres am Freitag (18 Uhr) gegen den VfR Aalen. "Wir werden diese Woche so arbeiten, dass wir dieses Heimspiel gewinnen", betonte Foda sichtlich säuerlich. Der FCK-Trainer weiß nur zu gut, dass nur ein Punkt aus den vergangenen drei sieglosen Spielen deutlich zu wenig ist im engen Aufstiegskampf. Die Roten Teufel bleiben Dritter, drohen aber bei weiteren Rückschlägen den Anschluss an das Spitzenduo Braunschweig/Hertha BSC zu verlieren.

"Wenn man unsere letzten Ergebnisse betrachtet, sieht man deutlich, dass unsere Formkurve nach unten zeigt", sagte FCK-Rechtsverteidiger Florian Dick, "in solchen Situationen sind wir als Mannschaft gefragt, da zeigt sich, wie gut ein Team wirklich ist. Jeder einzelne von uns muss eine Schippe drauflegen!"

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