Kultur Südpfalz Zur Sache: Boris Kudlicka und seine Bilder zum„Tristan“

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Wagners „Tristan und Isolde“ gibt es schon heute – und zwar mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle bei den Osterfestspielen im Festspielhaus Baden-Baden. Regie führt der polnische Regisseur Mariucz Trelinski, die Bühnenbilder sind von Boris Kudlicka. Beide haben vor sieben Jahren in Rachmaninows „Aleko“ und Tschaikowskys „Jolanthe“ schon im Festspielhaus gearbeitet, bereits 2007 war ihre „Butterfly“ bei einem Auftritt des Mariinsky-Theaters an der Oos zu sehen gewesen. Wir treffen den Bühnenbildner und Architekten Boris Kudlicka während der Probenphase im Festspielhaus. Über die Inszenierung will er nicht so viel sagen. Das sei die Sache von Regisseur Mariucz Trelinski, mit dem er ja oft zusammenarbeitet. Er äußert sich aber sehr enthusiasmiert über die Arbeit an „Tristan und Isolde“ und verweist gerne und nachdrücklich auf den sozusagen multikulturellen Hintergrund dieser Wagner-Produktion, die morgen Abend zur Premiere gebracht wird. Diese ist nämlich nicht nur in Baden-Baden zu sehen, sondern wird – in veränderter Besetzung – schon im Juni in Warschau gezeigt. An der Oper in Polens Hauptstadt wurden, wie Kudlicka erzählt, die Bühnenbilder gebaut, die dann auf den Transport nach Baden-Baden gingen. Im September stehen Aufführungen der Produktion an der Met in New York an – und im August 2017 folgen Vorstellung in Peking. Im vergangenen Oktober hat es in New York ein Gespräch aller Beteiligten gegeben – und da habe sich, so Kudlicka, gezeigt, wie die Vertreter aus den vier Ländern vor ihrem jeweiligen kulturellen Hintergrund so ganz anders auf dieses Stück geblickt hätten. Der Bühnenbildner wurde in der Slowakei geboren und studierte in Bratislava und in den Niederlanden. 1995 begann seine intensive Arbeit am Teatre Wielki in Warschau und bald darauf die Zusammenarbeit mit Trelinski. Da dieser auch Filmemacher ist, verwundert es nicht, dass der Anteil von Videoelementen in ihrer beider Arbeiten groß ist. So ist es auch im „Tristan“. Doch es gehe nicht um die Optik als solche, sondern um die Psychologie der Personen. Wer ist Tristan? Das sei von dem inszenierten Vorspiel angefangen eine Grundfrage der Osterfestspiel-Inszenierung. Auf die Frage ob ihn nach der Arbeit an „Tannhäuser“ und jetzt „Tristan“ nicht auch die Bühnenbilder für eine „Ring“-Produktion reizen würden, antwortet Boris Kudlicka abwartend. Er sei nicht sicher, ob er einen „Ring“ machen müsse. Es gebe so viele andere spannende Sachen für ihn zu tun. Zum Beispiel die Architektur: Kudlicka baut nicht nur Bühnenbilder, sondern auch „richtige“ Bauwerke. Auch für Weltausstellungen hat er viele Projekte realisiert. Auch ein Bauwerk, so sagt er, brauche eine Geschichte. Der Zugang sei gar nicht so viel anders als bei einer Theaterarbeit. Als nächstes Projekt steht für Boris Kudlicka übrigens die Premiere eines Musicals in 3D an. „Sky“ heißt das Stück, das schon am 3. April im Theater Amsterdam Premiere hat. Für die „Tristan“-Vorstellungen heute, am 22., 25. März und 28. März jeweils um 18 Uhr gibt es noch Karten unter Telefon 07221 3013-101 oder www.osterfestspiele.de. Bei der Produktion singt Eva-Maria Westbroek die Isolde, Stuart Skelton, der früher am Badischen Staatstheater als Lohengrin glänzte, ist Tristan. Michael Nagy ist Kurwenal. 2004 war er einer der Kandidaten beim ersten Musikdebüt in der Landauer Festhalle. (rg)

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