Wirtschaft Ärger bei KSB in Frankenthal: Vier Aufsichtsräte legen Ämter nieder

Das FIrmengelände von KSB.

Frankenthal. Der angekündigte Rechtsformwechsel beim Frankenthaler Pumpen- und Armaturenspezialisten KSB läuft schon im Vorfeld der Hauptversammlung alles andere als geräuschlos. Vier Mitglieder des Aufsichtsrats haben angekündigt, ihre Ämter niederzulegen, zwei davon sind bereits ausgeschieden.

Die vier Mitglieder, darunter der Vorsitzende des Gremiums, Thomas Seeberg, gaben als Grund übereinstimmend „unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der weiteren Ausrichtung des Unternehmens“ an. Gemeint damit ist der geplante Rechtsformwechsel von einer Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Dies führt unter anderem dazu, dass das Kontrollgremium an Einfluss verliert. Weder kann der Aufsichtsrat an der Geschäftsführung mitwirken, noch kann er den Komplementär – qua Gesetz Geschäftsführer einer KGaA – bestellen oder abberufen. Auch wirkt der Aufsichtsrat nicht an der Feststellung des Jahresabschlusses mit – dies obliegt der Hauptversammlung. Auch die Arbeitnehmervertreter im paritätisch besetzten Gremium verlieren an Einfluss, was Gesamtbetriebsratsvorsitzender René Klotz deshalb auch kritisch sieht. Jedoch seien dem künftigen KSB-Aufsichtsrat Mitwirkungsrechte im Verwaltungsrat, der die Komplementärgesellschaft, eine Managementgesellschaft nach europäischem Recht (SE) leiten soll, versprochen worden. Das sehen die vier scheidenden Aufsichtsratsmitglieder offenbar nicht so positiv. Für die vier Mitglieder wird der Mehrheitsgesellschafter, die Klein Pumpen GmbH, die etwa 80 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien hält, beim Amtsgericht Ludwigshafen Nachfolger für die Zeit bis zur Aufsichtsratswahl bei der Hauptversammlung bestellen. Nachfolgekandidaten sollen bereits in der nächsten Woche feststehen, teilte KSB auf Anfrage mit. Bei der ersten Ankündigung des geplanten Wechsels Mitte Dezember vergangenen Jahres, hieß es bei KSB, der Vorschlag sei von Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen worden. Doch schon bei der Sondersitzung im Januar, bei der der Wechsel Thema war, gab es nach RHEINPFALZ-Informationen erste kritische Stimmen. Von einer angespannten Stimmung war die Rede. Kurze Zeit später warfen der Vorsitzende des Aufsichtsrats, der frühere Osram-Geschäftsführer Thomas Seeberg, seit Mai 2012 im Gremium, und Martin Auer, Leiter des Bereichs Konzernrecht bei der Mannheimer MVV Energie AG, hin. Mit dem Ausscheiden von Stella A. Ahlers, Vorstandschefin des börsennotierten Männermode-Herstellers Ahlers AG aus Herford, zum 20. März und von Jörg Matthias Großmann – Mitglied der Geschäftsleitung beim Weinheimer Technologieunternehmen Freudenberg – zum 14. April würden dem Unternehmen nur noch zwei Mitglieder der Anteilseigner angehören. Stephan Bross, der den Konzernbereich Pumpen bei KSB leitet und Klaus Kühborth, Nachfahre der KSB-Gründerfamilie Klein, Geschäftsführer des Mehrheitsaktionärs Klein Pumpen GmbH und Vorgänger von Seeberg. Von Mai 2013 bis September 2015 war Kühborth Vorsitzender des Aufsichtsrats. Seinen Rückzug von der Spitze begründete KSB damals damit, dass Kühborth sich „auf seine Arbeit an strategischen Weichenstellungen sowie auf seine Geschäftsführeraufgaben bei der Klein Pumpen GmbH“ konzentrieren wolle. Querelen im Kontrollgremium bei KSB sind indes nichts Neues. Heftig rumort hatte es etwa vor rund zwölf Jahren. Damals mussten binnen 18 Monaten drei Vorstandschefs ihren Hut nehmen. Auf Betreiben von Klaus Kühborth sollte 2015 der renommierte Jurist und KSB-Aufsichtsratsmitglied Michael Hoffmann-Becking seinen Hut nehmen. Durch Rücktritt kam er seinem Rauswurf zuvor. Deutlich wurde der Jurist damals mit Blick auf den Einfluss der Familie im Konzern: Sie verhalte sich so, als gehöre ihr KSB, ohne jedoch nur eine einzige Aktie zu besitzen, kritisierte Hoffmann-Becking. In der KSB SE & Co. KGaA wird die Machtstellung noch zunehmen. Kühborth dürfte seinen Einfluss in der Management SE geltend machen, ohne Gefahr zu laufen, mit dem Aktiengesetz zu kollidieren. So soll sich der 2006 geschasste Vorstandschef Heinz-Jürgen Otto mehrfach gegen Eingriffe des Hauses Kühborth in die durch das Aktiengesetz geregelten operativen Belange des Vorstands gewehrt haben.

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