Getränke Ab Januar auch Pfand auf Saftflaschen

Egal, ob kohlesäurehaltiger Inhalt oder nicht: ab Januar sind alle Einweg-Plastikflaschen pfandpflichtig.
Egal, ob kohlesäurehaltiger Inhalt oder nicht: ab Januar sind alle Einweg-Plastikflaschen pfandpflichtig.

Das Flaschen- und Dosenpfand gibt es schon fast seit 20 Jahren. Ab Januar 2022 sollen noch weitere Getränke mit dem 25-Cent-Aufschlag belegt werden. Ein System, das sich bewährt hat?

Mit Kohlensäure heißt mit Pfand. Ohne Kohlensäure heißt ohne. So war es bislang bei vielen Frucht- und Gemüsesäften, die in Plastikflaschen im Supermarkt stehen. Doch ab 1. Januar wird die Pfandpflicht erweitert. Künftig sollen alle Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen, unabhängig vom Inhalt, zum Pfandsystem gehören. Ein halbes Jahr haben die Läden Zeit, sich darauf einzustellen. Bis dahin dürfen sie noch Flaschen, die eigentlich nun pfandpflichtig wären, auch ohne Pfand verkaufen. Ausnahmen gibt es etwa für Milch und Milchmischgetränke: Da greift die Pfandpflicht erst ab 2024.

Das Bundesumweltministerium erwartet in Berufung auf Zahlen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) ein Getränkevolumen von rund 1,7 Milliarden Litern, die nun zusätzlich ins Pfandsystem kommen – Dosen inklusive. Zum Vergleich: Bei den Getränken, die bereits pfandpflichtig sind, gab laut GVM-Erhebungen im Jahr 2019 einen Verbrauch von rund 33 Milliarden Litern.

Gilt nicht für Wein und Sekt

Ausgenommen bleiben auch künftig Getränke wie Wein, Sekt und Spirituosen in Glasflaschen. Dafür gebe es bereits gut funktionierende Sammel- und Recyclingsysteme, schreibt ein Ministeriumssprecher zur Begründung auf dpa-Anfrage. Die Aufnahme „dieser Verpackungen in das Pfandsystem wäre mit hohem organisatorischem Aufwand, einem Mehr an Bürokratie und lediglich geringen ökologischen Effekten verbunden“. Auch Getränkekartons bleiben ohne Pfand.

Bei aller Regel und Ausnahme stellt sich immer wieder die Frage: Wie viel Mehrwert bringt das Pfandsystem an sich überhaupt? Ein Blick ins Nachbarland Frankreich zeigt: Es geht auch anders. Dort gibt es im Supermarkt weit und breit kein Pfand, dafür viel Plastik.

Für den Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, das eindeutig umweltschädlichere System. Es gebe in Frankreich „keinen Geldanreiz für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die Verpackungen vernünftig mit diesem System einem Recycling zuzuführen“, sagt Resch. Das deutsche Pfandmodell für Einwegflaschen und Dosen, das am 1. Januar 2003 an den Start ging, bezeichnet er als „Erfolgsmodell“. Es habe sich im Kampf gegen die Vermüllung der Landschaft bewährt. Auch das Umweltministerium sieht große Vorteile. Dank Pfand sei ein „ausgesprochen effizientes Sammelsystem etabliert“ worden, sagt ein Sprecher.

Niedriger Mehrweganteil

Bei den Mehrwegverpackungen gebe es aber noch Handlungsbedarf. „Das gewünschte 70-Prozent-Ziel werden wir wohl verfehlen“, heißt es zum gesetzlich verankerten Bestreben, in Deutschland einen Mehrweganteil von 70 Prozent zu etablieren. Derzeit liegt der Anteil der Getränke in Flaschen, die immer wieder in Umlauf kommen, bei etwa 42 Prozent. Das Umweltbundesamt hält Mehrweg für „essenziell“, um die Abfallberge zu verkleinern. Die Pfandpflicht alleine reiche dafür nicht aus, sagt auch Umwelthilfe-Chef Resch. Er fordert eine zusätzliche Abgabe auf Einweggetränke von mindestens 20 Cent, um das eingenommene Geld dann in Mehrwegsysteme zu investieren.

Einen Vorschlag, den das Umweltministerium „sehr kritisch“ sieht. „Gerade bei den niedrig bepreisten Getränken könnte eine Abgabe von 20 Cent schon zu einer Verdoppelung des Endpreises für die Verbraucherinnen und Verbraucher führen“, erläutert der Sprecher. Auch sei es „schwierig“, eine „über alle Getränkesegmente hinweg taugliche“ Abgabenhöhe zu bestimmen.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht jetzt schon zusätzliche „Herausforderungen für den Einzelhandel“, wie es in einer Stellungnahme zu den neuen Regeln heißt. Unter anderem warnt der Verband vor einer „vorübergehenden Verschlechterung der Rezyklatqualität“. So könnten etwa die nun zusätzlich aufgenommenen Saftflaschen aus Kunststoff, die „bis heute recyclingschädigende Barriereschichten“ hätten, die Qualität des recycelten Materials beeinträchtigen.

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