Wirtschaft Air-Berlin-Schnäppchen können zum Reinfall werden

Die insolvente Fluggesellschaft verschleudert ihre restlichen Flüge. Starten die Maschinen nicht mehr, ist das Geld wohl komplett verloren.

Air Berlin hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet, kann aber dank eines staatlich verbürgten Kredits von 150 Millionen Euro vorerst weiterfliegen. Der Linienflugplan gilt, die Maschinen müssen gefüllt werden. Sonst werden die Verluste noch größer und der Airline geht umso schneller das Geld aus. So lange Kunden ausreichend buchen, können die Flüge stattfinden. Antworten auf die wichtigsten Fragen Wie groß ist das Verlustrisiko? Die Tickets müssen sofort bezahlt werden – das ist bei Flugbuchungen generell so. Verbraucherschützer beklagen seit Jahren, dass die Airlines die Vorauszahlungen der Kunden nicht gegen Insolvenz absichern müssen. Bei Air Berlin ist die Pleite nun Realität. Daher gilt für alle gebuchten Flüge, die nicht mehr stattfinden, dass das Ticketgeld mit hoher Wahrscheinlichkeit komplett verloren ist. Welche Angebote sind empfehlenswert? Niemand weiß, wie lange die defizitäre und hoch verschuldete Airline noch fliegt und wie schnell sich die Gläubiger auf einer Zerlegung des Unternehmens einigen. Noch die besten Chancen gibt es für die nicht insolvente Air-Berlin-Tochter Niki mit ihren Ferienfliegern, um die sich mehrere Konkurrenten und Investoren balgen. Kann man kurzfristig Flüge buchen? Generell gilt: Je weiter Ab- und Rückflugdatum entfernt liegen, desto größer ist das Risiko, dass Air Berlin nicht mehr in der heutigen Form existiert. Ob der gebuchte Flug dann von einem möglichen Investor durchgeführt wird, ist völlig offen. Solange Gläubiger und Interessenten verhandeln, läuft der Betrieb weiter. Und nur solange der Betrieb läuft, behält Air Berlin die wertvollen Start- und Landerechte auf Flughäfen. Trotzdem schließt das nicht aus, dass schlecht ausgelastete Flüge von Air Berlin kurzfristig gestrichen oder verlegt werden. Trotzdem ist die Chance groß, dass die meisten Flüge in den nächsten Wochen noch stattfinden. Wie lange könnte das Insolvenzverfahren dauern? Laut Gesetz haben der vom Gericht eingesetzte Verwalter Lucas Flöther und der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus drei Monate und damit bis Mitte November Zeit, eine Lösung zu finden. Flottenteile könnten aber früher verkauft werden, Crews zu neuen Arbeitgebern abwandern, der Staatskredit vielleicht nicht so lange reichen. Allein 2016 machte Air Berlin jeden Tag rund 2 Millionen Euro Verlust. Was ist, wenn Air Berlin vor dem geplanten Flug am Ende ist? Dann kann man die Zahlung für das Ticket im Insolvenzverfahren anmelden. Da die Airline aber längst ihre Flieger verkauft und nur noch gemietet hat und mit mehr als 1 Milliarde Euro verschuldet ist, besteht kaum Aussicht, dass Kunden, Banken und Leasinggeber ihr Geld wiedersehen. Auch Aktionären droht Totalverlust, allein der arabische Haupteigner Etihad kann wohl über 1 Milliarde Euro abschreiben. Im schlimmsten Fall verpufft auch der staatlich verbürgte 150-Millionen-Kredit, der helfen soll, die über 8000 Jobs wenigstens zum Teil zu erhalten. Was gilt für Pauschalreisen? Wer eine Urlaubsreise mit Flug und Hotel pauschal gebucht hat, ist abgesichert, wenn der geplante Air-Berlin-Flug nicht stattfindet, verlegt wird oder stark verspätet ist. Dann ist der Reiseveranstalter in der Haftung, für Ersatz zu sorgen und Zusatzkosten zu ersetzen. Anders als bei einzelnen Flugbuchungen gilt das Pauschalreiserrecht. Das garantiert der Sicherungsschein, den Pauschalreisende vor der Bezahlung bekommen müssen.

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