Wirtschaft Ansturm auf Pelletheizungen ist vorbei

Das Potenzial für Holzpellets ist begrenzt, wenn nicht Pellets „fragwürdiger Herkunft“ importiert werden sollen.
Das Potenzial für Holzpellets ist begrenzt, wenn nicht Pellets »fragwürdiger Herkunft« importiert werden sollen.

Steigende Energiekosten und die Sorge vor Gasmangel haben das Heizen mit Holz im vergangenen Winter befeuert. Der große Run auf Kaminöfen und auch auf Pelletheizungen ist aber inzwischen schon wieder zu Ende.

Schnell einzubauen und nicht so teuer: Kaminöfen waren für manchen Verbraucher in der vergangenen Heizperiode ein „Sicherheits-Anker“ - sagen Fachleute. Angesichts der Furcht vor leeren Gasspeichern im Winter und steigenden Energiekosten sei diese Anschaffung gerade für Bewohner von Einfamilienhäusern oft ein erster Reflex gewesen, beschreibt Energieberater Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz Gründe für den Run. In diesem Jahr sieht es schon ganz anders aus. Das sei mit Blick auf die „massive Feinstaubproblematik“ auch gut so, sagt Weinreuter, der eine Staubfilter-Pflicht für alle Öfen fordert.

Rund zehn bis zwölf Millionen Kaminöfen gibt es in deutschen Haushalten, davon seien etwa 8,5 Millionen in Betrieb, sagt der erste Vorsitzende des Bundesverbands Brennholzhandel und Brennholzprodukte, Klaus Egly. Nur wenige Menschen heizten aber ausschließlich mit Holz, für die allermeisten sei es eine zusätzliche Wärmequelle. „Wenn überhaupt kommt eine Heizungsanlage mit Scheitholzkessel – als Ersatz für eine bestehende Heizungsanlage – wohl nur im ländlichen Raum in Frage.“ Vor dem Kauf eines Kaminofens sei es jedoch sinnvoll, bei der Kommune nachzufragen, ob es einen Konflikt mit dem Wärmekonzept geben könne, das diese erarbeiten müsse.

Zu den Kaminöfen kommen nach Branchenangaben knapp 700.000 Pelletheizungen. „Die Abgaswerte von Pelletheizungen sind deutlich besser als die von Stückholz-Zentralheizungen und erst recht von Kaminöfen“, sagt Weinreuter. Pellets – gepresste Holzreste aus Sägewerken – seien auch besser als Scheitholz, weil sie ein Produkt mit definierter Qualität seien. Der Betrieb der Anlagen lasse sich auch viel sinnvoller und kontrollierter steuern als der Handbetrieb bei Kaminöfen.

„Markt ist komplett eingebrochen“

„Der Markt ist zum Teil komplett eingebrochen“, sagt Anna Katharina Sievers vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband und dem Deutschen Pelletinstitut. „Unsere Absatzprognose 2023 wird nach derzeitigem Stand nicht erreicht werden.“ Diese geht von rund 744 000 Pelletkesseln und -öfen aus. Die Verbraucher seien wegen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) – auch Heizungsgesetz genannt – stark verunsichert. „Die Bundesregierung hat damit bewirkt, dass Öl- und Gasheizungen dieses Jahr wieder Hochkonjunktur haben“, ergänzt der Geschäftsführer des Pellet-Verbands und des Instituts, Martin Bentele. Auch Weinreuter berichtet aus seiner Beratung, viele Verbraucher hätten vor allem die Anschaffungskosten, aber – trotz der künftig steigende CO2-Preise – nicht so sehr die Gesamtkosten im Blick. Tatsächlich hatten Heizungsbaubetriebe und -verbände in mehreren Bundesländern im Mai rekordverdächtige Bestellungen von fossilen Heizungen gemeldet.

Das GEG, das nach der Sommerpause beschlossen werden soll, zielt darauf ab, durch einen schrittweisen Austausch von Öl- und Gasheizungen das Heizen in Deutschland klimafreundlicher zu machen.

Beim Heizen mit Pellets sei die Kundennachfrage inzwischen so gering, dass es erste Anzeichen gebe, dass der Pelletpreis zum Beginn der Heizsaison im Herbst runtergehe, sagte Sievers. Derzeit bewege sich der Preis für den Brennstoff trotz der deutlich zurückgegangenen Nachfrage nach Pelletkaminöfen und -heizungen nur leicht unter dem Vorjahresniveau, aber noch deutlich über dem Niveau von August 2021. Innerhalb eines Jahres war der Pelletpreis bis August 2022 um 194 Prozent auf 682,98 Euro gestiegen. Dann fiel er dem Verband zufolge wieder um 40,9 Prozent auf 403,63 Euro im August 2023.

Potenzial bei Holzpellets begrenzt

Bei einer nachhaltigen Waldwirtschaft sei das Potenzial auch bei Pellets begrenzt, meint Weinreuter. Denn es solle ja nur so viel Holz entnommen werden, wie in der gleichen Zeit nachwachse. Schon gar nicht sollten aber Pellets „fragwürdiger Herkunft“ importiert werden, mahnt der Energieexperte und Verbraucherberater. Pellets könnten die Energiewende allerdings unterstützen, sagt die rheinland-pfälzische Umweltministerin Karin Eder (Grüne). „Das ist gerade in Häusern sinnvoll, in denen der Einbau einer Wärmepumpe wegen mangelnder Möglichkeiten nicht sinnvoll ist“, sagt Eder. Aus Klimagesichtspunkten sei das Bauen mit Holz allerdings der Verbrennung vorzuziehen. „Hierdurch wird der im Holz enthaltene Kohlenstoff langfristig gebunden und somit einer atmosphärischen Freisetzung in Form eines Treibhausgases Kohlendioxid entzogen.“

„Für viele Menschen, besonders im ländlichen Raum, spielt das Heizen mit Holz oder Pellets eine wichtige Rolle. Daher soll es auch weiterhin einen Beitrag leisten und als 65 Prozent Erneuerbare angerechnet werden“, heißt es in einem Entschließungsantrag der Ampelregierung vor der Sommerpause. Und: „Aber Holz ist auch ein begrenzter und für andere Branchen dringend nachgefragter Rohstoff. Nachhaltigkeitskriterien sind daher zu erfüllen und Fehlanreize zu vermeiden.“

Rund 17 Millionen Festmeter Holz werden nach Darstellung des Industrieverbands Haus-, Heiz- und Küchentechnik jährlich in deutschen Haushalten zur Wärmeerzeugung genutzt. Die Preise für Holz liegen laut Klaus Egly vom Bundesverband Brennholzhandel etwa auf Vorjahresniveau. „Durch die gut gefüllten Lager sind Panikverkäufe wie im letzten Jahr nicht zu erwarten.“ Die Nachfrage nach Brennholz habe sich wieder auf ein normales Niveau eingependelt. Der Brennholzpreis eines Schüttraummeters trockenen Buchenholzes etwa liege derzeit gleichauf mit Gas und etwa 20 Prozent unter dem Heizöl.

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