Kaiserslautern Ausbildungsbilanz: Stellen bleiben unbesetzt

Angehende Auszubildende werden immer älter. 39 Prozent sind über 20 Jahre alt.
Angehende Auszubildende werden immer älter. 39 Prozent sind über 20 Jahre alt.

Die Anzahl der Auszubildenden in der Pfalz sinkt. Ein Grund dafür ist der demografische Wandel, aber auch der Wunsch vieler Jugendlicher nach einem höheren Abschluss. Firmen stehen vor Problemen und suchen nach Lösungen – die sich im Ausland befinden könnten.

Nach wie vor sind Berufe wie Verkäuferin/Verkäufer oder Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement oder Kfz-Mechatroniker/Mechatronikerin unter Jugendlichen gefragt. Doch in der Pfalz gibt es immer weniger Jugendliche, die sich für einen Berufsstart über eine Ausbildung entscheiden.

Die Agentur für Arbeit sowie die Handwerkskammer (HWK) und Industrie- und Handelskammer (IHK) haben über die Ausbildungsbilanz für das Jahr 2023/24 in der Pfalz informiert. Nach Angaben der Agentur für Arbeit Landau, Ludwigshafen sowie Kaiserslautern-Pirmasens blieben 1186 Ausbildungsstellen (106 weniger als im Vorjahr) der 7277 bei den Agenturen gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt. Sowohl IHK als auch HWK beklagen rückläufige Zahlen. Bei der IHK sank die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Pfalz um 5,3 Prozent auf 3992 im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei der HWK wurden weniger Ausbildungsverhältnisse registriert. Waren es im gleichen Zeitraum im Vorjahr noch 2252 unterzeichnete Verträge, sind es in diesem Jahr nur 1915. Doch warum ist das so?

Babyboomer gehen in Rente

Einer der Gründe dafür ist laut Konrad Stephan, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit Landau, der demografische Wandel: „Es gibt immer weniger Menschen, die von der Schule abgehen.“ Außerdem haben sich die Prioritäten der Jugendlichen verschoben. „Viele streben ein Studium oder einen höheren Schulabschluss an. Sie haben die Wahl.“ Die Zeiten einer „Bestenauslese“ seien vorbei, fügt Stephan an. Ein Indiz ist auch diese Zahl: 62 Jugendliche weniger als im Vorjahr hatten sich bei der Berufsberatung der Arbeitsagenturen gemeldet.

Dabei ist es gerade jetzt wichtig, möglichst viele junge Fachkräfte auszubilden. „Der Weggang der Babyboomer wird dramatische Auswirkungen haben“, glaubt Daniel Lips, Leiter der Agentur für Arbeit Ludwigshafen. Um den aktuellen Wohlstand zu erhalten, müsse es Menschen geben, die von Halb- auf Vollzeit-Stellen umsteigen, und zudem müssten Arbeitslose wieder in Arbeit gelangen.

Ganz so einfach umzusetzen ist das in der Realität allerdings nicht immer. So nimmt die Handwerkskammer zur Kenntnis, dass teilweise Ausbildungsverträge wieder gelöst werden. Anpassungsprobleme, fehlende Berufsreife oder ein Nichtantritt des Azubis seien häufig die dafür verantwortlich, berichtet Thorsten Requadt, Ausbildungsleiter der HWK Pfalz. „Wir brauchen einen Zuzug aus dem Ausland, um Auszubildende und spätere Fachkräfte auszubilden“, fordert Requadt. „Ohne die Migration würde es bereits jetzt schwieriger aussehen“, führt Konrad Stephan, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit Landau, auf. Jeder fünfte Auszubildende habe einen ausländischen Pass. 210 Verträge in der Pfalz wurden mit Menschen aus Flüchtlingsländern wie der Ukraine oder Afghanistan geschlossen, verrät Stephan.

Die wichtigste Voraussetzung für junge Ausländer in Ausbildung ist dabei die Sprache. „Gerade die Sprachbarriere in den Berufsschulen ist das Hauptproblem. In den Betrieben findet man sich zurecht“, berichtet Requadt. Für solche Fälle bietet die IHK Pfalz eine Sprachförderung sowie einen Ausbildungsstammtisch an, an dem sie Betriebe zusammenbringen und Probleme gemeinsam lösen. Trotzdem gelingt es Betrieben nicht immer, den passenden Auszubildenden zu finden. Viele Stellen bleiben offen, weil etwa der Wohnort nicht nah genug am Betrieb ist oder die Lebenssituationen nicht passen.

Betriebe zurückhaltend

Einige Unternehmen verzichten mittlerweile gänzlich darauf, Ausbildungsstellen bei der Agentur für Arbeit auszuschreiben. „Wir vernehmen durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine eine Zurückhaltung bei den Betrieben“, sagt Lips. Doch es geht auch anders: Die Unternehmen, die noch auf der Suche nach Auszubildenden sind, nehmen Bewerbungen entgegen. „Noch sind Plätze frei, und es ist immer noch möglich, im Spätherbst eine Ausbildung zu beginnen“, betont Peter Weißler, Leiter der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens.

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