Unternehmen BASF: Betriebsrat sieht „ohnmächtige“ Beschäftigte – Kerngeschäft soll stärker werden

Steht im Wind: der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF.
Steht im Wind: der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF.

Der Ludwigshafener Chemiekonzern hat unter Markus Kamieth mehrere Kernsparten seiner Aktivitäten definiert. Manche Geschäfte außerhalb dieses Bereichs stehen zum Verkauf. So soll die innovative Agrarchemie-Sparte für einen möglichen Börsengang vorbereitet werden. Der BASF-Betriebsrat sieht eine Ohnmacht der Mitarbeiter ob der Sparprogramme.

Neuer Vorstandsvorsitzender, neue Strategie: Ende April hat Markus Kamieth den bisherigen BASF-Chef Martin Brudermüller abgelöst. Am Donnerstag nun skizzierte Kamieth das, was er mit dem weltgrößten Chemiekonzern vorhat.

Zunächst seien Superlative wie weltgrößter Konzern für ihn nicht entscheidend, sagte Kamieth. Vielmehr wolle er bei den Kunden stark gefragt sein. „Wir haben den Anspruch, das bevorzugte Chemieunternehmen zu sein, um die grüne Transformation unserer Kunden zu ermöglichen“, sagte Kamieth. Klima- und Kundenfreundlichkeit, die Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie also, steht für Kamieth ganz weit oben. Die BASF gehe bei der grünen Transformation schrittweise vor, abgestimmt auf die Kundenbedürfnisse.

Kamieth will den Blick auf die Profitabilität generell weiter intensivieren, auch hinsichtlich der langen Durststrecke beim Aktienkurs. „Wir steuern etwas mehr strategisch als Vorstand, weniger in den Einzelprojekten“, sagte Kamieth, als er den Unterschied zum Gremium unter Brudermüller skizzierte, wo Kamieth für Asien verantwortlich war.

43.000 BASF-Mitarbeiter in den Kernbereichen

Die BASF unterscheidet nun zwischen ihren Kerngeschäften (Core Businesses) Chemikalien, Grundprodukte und Kunststoffe, Industrielösungen sowie Ernährung und Pflege. Dort sind etwa 43.000 der weltweit rund 111.500 Mitarbeiter beschäftigt.

Dazu kommen die „eigenständigen Geschäfte“, deren Herauslösung aus der BASF SE schon Ende 2023 angekündigt wurde, respektive schon erfolgt ist.

Verkauf in Brasilien und Plan für Börsengang

Dazu gehört etwa Coatings/Lacke außerhalb von Ludwigshafen. Aus diesem Bereich soll das Geschäft mit Bautenanstrichmitteln in Brasilien verkauft werden.

Die innovative Agrarchemie mit 2400 Beschäftigten in Limburgerhof und in Ludwigshafen soll für einen möglichen Börsengang in den nächsten Jahren vorbereitet werden. Zu den „eigenständigen Geschäften“ gehört auch das mit Batteriematerialien mit einigen Hundert Beschäftigten in der Rhein-Neckar-Region. Der Batteriemarkt entwickelt sich längst nicht so gut, wie noch vor einiger Zeit erwartet. So möchte die BASF ihr Risiko dort mindern und konzentriert sich auf die Auslastung bestehender Kapazitäten wie auch bei Batterieproduktion im Werk Schwarzheide. In den eigenständigen, den Standalone-Sparten, sind 24.500 Mitarbeiter beschäftigt. Den Rest der Mitarbeiter außerhalb von „Core“ und „Standalone“ subsummierte Kamieth unter Service.

Zur BASF-Strategie zählen weiter mehrere schon laufende Programme, die mittel- und längerfristig jährlich rund 2,1 Milliarden Euro an Einsparungen bringen sollen, vor allem in Ludwigshafen. Die Chemiegewerkschaft IGBCE und der Betriebsrat kritisierten die Strategie-Neuausrichtung der BASF als zu einseitig gedacht. Dem Konzern gehe es im Schwerpunkt darum, Kosten einzusparen, so die Arbeitnehmervertreter.

Betriebsrat: „Zeit großer Ungewissheit“

Das reiche nicht als Konzept für eine erfolgreiche Zukunft und für die Sicherung der Standorte aus. Die gelte es vielmehr zu modernisieren. „Durch die vielen Sparprogramme fühlen sich die BASF-Beschäftigten ohnmächtig. Für sie ist es eine Zeit großer Ungewissheit“, sagte der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat.

Derweil hat der Konzern seine Gewinnziele für 2025 bis 2028 definiert. Das Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen wird 2028 zwischen 10 Milliarden Euro und 12 Milliarden Euro erwartet. Für 2023 lag dieses Betriebsergebnis (Ebitda) bei 7,67 Milliarden Euro, für 2022 bei 10,76 Milliarden.

600 Millionen pro Jahr für grüne Transformation

Die mit der grünen Transformation verbundenen Ausgaben werden, so die BASF, von 2025 bis 2028 voraussichtlich durchschnittlich 600 Millionen Euro pro Jahr betragen. Ganz grundsätzlich betonte Kamieth: „Wir müssen uns verändern, damit die Mitarbeitenden mehr Eigenverantwortung übernehmen, schneller Entscheidungen treffen und wir unsere Performance verbessern können.“

wirtbasf24final
x