Getränke Capri-Sun: Kampfansage an den laschen Papier-„Strohhalm“

Mühsam: Oft bekommt man es nicht gut hin, ein Capri-Sun-Trinkpäckchen mit einem Papierhalm aufzustechen.
Mühsam: Oft bekommt man es nicht gut hin, ein Capri-Sun-Trinkpäckchen mit einem Papierhalm aufzustechen.

Viele Kunden sind genervt, weil man die Päckchen des Fruchtsaft-Getränks Capri-Sun mit den beigefügten Papierhalmen kaum aufstechen kann. Jetzt will das Unternehmen mit einer Petition eine Rücknahme des EU-Verbots von Plastikhalmen erreichen.

Die Sache kann klebrig enden. Und mit verschmierten Fingern und Klamotten. Mit dem schmalen, leicht nachgebenden Papier-„Strohhalm“ eine der silbrig-bunten Capri-Sonne-Packungen aufzustechen, ist eine Geschicklichkeitsübung; Kategorie „besonders schwer“. Das Röhrchen aus verstärktem Papier knickt ja schon fast ein, wenn man es nur anschaut. Für Capri-Sun, teils in Eppelheim bei Heidelberg produziert, werden seit 2021 Papierstrohhalme verwendet. Die aus Plastik sind seitdem verboten.

„Probier’ du mal, das aufzustechen“, sagen wir häufiger in der Familie, wenn uns unsere Kinder wieder mal weichbekommen haben, ihnen Capri-Sun zu kaufen. Was so etwa vier-, fünfmal im Jahr vorkommt, wenn wir unterwegs sind. Gerade das macht die Sache mit dem Öffnen der besonderen Verpackung der Capri-Sun (früher schöner Capri-Sonne) so schwierig.

Das ging schief – klebrige Brühe überall

Wenn man unterwegs ist und sich auch dank des zumindest von Optik und Wiedererkennungswert cleveren Verpackungsmarketings dazu verleiten lässt, spontan so ein zuckriges Getränk zu kaufen, hat man eben kein Werkzeug zur Hand. So gilt es, den beigefügten laschen Papierhalm zu nutzen. Der Autoschlüssel war mir letztens auch keine große Hilfe: Die klebrige Brühe verteilte sich nur noch weiter und der Papierhalm war ruckzuck total aufgeweicht.

Weil sich viele Kunden über die total unpraktischen Capri-Sun-Papierhalme beschweren, hat das Unternehmen jetzt eine Online-Petition gestartet. Ziel ist die Rückkehr zum Plastikstrohhalm. Auf der Plattform change.org will das Unternehmen eine Million Unterschriften sammeln – um diese an die EU-Kommission weiterzureichen.

Dabei muss vorab gesagt werden: So richtig toll hat das Öffnen des traditionsreichen Fruchtdrinks mit diesen ebenfalls nicht sehr stabilen Plastiköhrchen auch nicht geklappt, bei mir zumindest nicht. Trotz des ganzen Röhrchen-Ärgers und des Zuckers kaufen wir den Drink ab und zu noch. Das Produkt fällt allein durch die Packung auf – und schmeckt vielen.

Kritik von Umweltschützern

Jedenfalls will man bei Capri-Sonne zurück zu den Plastikstrohhalmen, die in der EU aus Umweltschutzgründen verboten sind. Vorstandschef Roland Weening hat in einem Interview gesagt, er wolle auf eine Ausnahmegenehmigung vom Verbot von Einweg-Plastikstrohhalmen hinwirken.

Adriana Neligan, Expertin für Kreislaufwirtschaft beim Institut der deutschen Wirtschaft, jedoch sagte: „Ich glaube nicht, dass es für ein Unternehmen eine Ausnahmegenehmigung geben wird.“ Andreas Hermann vom Öko-Institut in Darmstadt betonte, die Richtlinie diene dem Umweltschutz, Trinkhalme aus Kunststoff seien verboten – „und in der Richtlinie sind keine Ausnahmen vorgesehen“. Umweltschützer sehen die Petition äußerst kritisch. „Das Produkt an sich ist schon eine Einweg-Katastrophe, es wird direkt zu Müll – das passt nicht mehr in unsere Zeit, in der sich die Politik und die Menschen weltweit für eine nachhaltige Zukunft einsetzen“, sagte Viola Wohlgemuth vom Bündnis Exit Plastik.

Packung aufschneiden? Ein Stilbruch!

Wenn wir nahe an zu Hause sind, überreden wir unsere Kinder ab und zu, die Capri-Sonnen mit den Metall-„Strohhalmen“ aus unserer Küchenschublade fertigzutrinken. Das klappt gut. Bei uns zumindest. Andere bevorzugen die ebenfalls wiederverwendbaren und mehr oder weniger gut spülbaren Glashalme. Aber Capri-Sonne aufschneiden und aus dem Glas trinken? Ein Stilbruch!

Mittlerweile knapp 1000 Mitarbeiter weltweit leben doch gerade von dieser besonderen Verpackung samt gutem Marketing. Aber umweltfreundlich ist das alles eben gar nicht – im Gegenteil. Da ist Einfallsreichtum gefragt bei den Capri-Sun-Machern aus dem Hause Wild. Holding und Marke gehören Hans-Peter Wild (83). Sein Vater Rudolf Wild hat Capri-Sonne in Eppelheim erfunden und 1969 auf den Markt gebracht.

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