Chemiebranche Chemiegewerkschaft will bis zu 7 Prozent mehr Lohn

Auch für die Tarif-Beschäftigten bei der BASF wird ab April verhandelt.
Auch für die Tarif-Beschäftigten bei der BASF wird ab April verhandelt.

Eine Entgelterhöhung von 6 bis 7 Prozent empfiehlt der Hauptvorstand der IG BCE als Forderung für die kommende Chemie-Tarifrunde.

Es handele sich dabei um einen „Forderungskorridor mit Augenmaß und Realitätsbezug“, sagte am Dienstag Oliver Heinrich, Tarifvorstand und neuer Verhandlungsführer der Gewerkschaft. Dadurch werde kein Unternehmen überfordert.

Mit dem Tarifabschluss vom Oktober 2022, der neben Lohnerhöhungen von zweimal 3,25 Prozent auch insgesamt 3000 Euro steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie umfasste, sei es zwar gelungen, die massiven Preissteigerungen über die Laufzeit von 20 Monaten auszugleichen können, sagte Heinrich. „Aber die Wirkung der Prämien ist inzwischen verpufft“, so der Tarifvorstand. Jetzt gehe es darum, Reallohnverluste bei den Beschäftigten auszugleichen.

Arbeitgeber sprechen von „Krisen-Tarifrunde“

Zwar befinde sich ein Teil der Branche in einer schwierigen Lage, räumte Heinrich ein. Dies betreffe aber in erster Linie energieintensive Unternehmen, anderen Betrieben gehe es glänzend.

Als „weder krisengerecht noch finanzierbar“, kritisierte der Chemie-Arbeitgeberverband BAVC die Forderungsempfehlung, der Mitte April die endgültige Forderung folgen soll. 2024 steuere die chemischen Industrie auf eine „Krisen-Tarifrunde“ zu, erklärte BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller und betonte: „Wo keine Zuwächse sind, können wir auch keine verteilen.“ Oberstes Ziel müsse es angesichts von branchenweiten Einbrüchen bei Produktion und Umsatz sein, Standort und Beschäftigung zu sichern. Im Übrigen gebe es in der „Hochlohn-Industrie“ Chemie und Pharma keinen Nachholbedarf bei den Einkommen.

Streit über Boni für Gewerkschaftsmitglieder

Neben höheren Entgelten empfiehlt der IG-BCE-Hauptvorstand auch, Regelungen für einen besseren Schutz und mehr Arbeitsplatzsicherheit von Gewerkschaftsmitgliedern zu vereinbaren. Für diese seien beispielsweise ein besserer Kündigungsschutz oder höhere Zuschüsse zu Kranken- oder Kurzarbeitergeld denkbar, konkretisierte Tarifvorstand Heinrich. Die Arbeitgeberseite lehnt spezielle Vorteile für gewerkschaftlich organisierte Beschäftigte bisher strikt ab und warnt dabei vor einer dadurch drohenden Spaltung der Belegschaften. „Die IG BCE sollte sich von dem Wunsch verabschieden, eine direkte oder indirekte Besserstellung für Gewerkschaftsmitglieder zu vereinbaren“, bekräftigte Klaus-Peter Stiller am Dienstag dieses Nein. Weil die IG BCE ihrerseits bei dieser Forderung nicht nachgeben will, könnte das Thema die angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage ohnehin schwierigen Verhandlungen zusätzlich belasten.

Die regionalen Gespräche für die bundesweit 585.000 Beschäftigten beginnen Mitte April. Mit Oliver Heinrich hat nicht nur die IG BCE einen neuen Verhandlungsführer. Auch sein Gegenüber Matthias Bürk übernimmt diese Aufgabe zum ersten Mal. Bürk leitet den Standort Darmstadt des Pharmaunternehmens Merck.

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