US-Wahl Deutschlands schwieriger Handelspartner
Egal, welcher der beiden Präsidentschaftskandidaten am 5. November eine Nasenlänge voraus ist, die Wirtschaft in Deutschland erwartet keine Liberalisierung der US-Handelspolitik. Beide Kandidaten „setzen auf die Stärkung der heimischen Industrie und möchten Arbeitsplätze im Verarbeitenden Gewerbe ins Land zurückholen“, erklärt der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm.
„Harris ist keine Freihändlerin“, sagte auch Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Es sei wahrscheinlich, dass sie den Kurs ihres Vorgängers fortführen werde. Bei der Blockade der Welthandelsorganisation über die Streitschlichtungsstelle habe es auch unter Joe Biden „kaum Fortschritte“ gegeben. „Aber es finden zumindest Gespräche zwischen den USA und Europa statt“, sagt Treier. Donald Trumps Wirtschaftspolitik bezeichnete er indes als „Blackbox“.
Eine Gefahr wäre zudem, dass andere Länder ihrerseits mit höheren Zöllen reagieren. Sehr hohe Zölle und entsprechende Reaktionen aus China in den ersten beiden Jahren nach der Wahl könnten einer Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf zufolge das deutsche Wirtschaftswachstum um 1 Prozent schwächen.
Sollte Trump gewinnen und vier Jahre Präsident bleiben, könnte das die Wirtschaft in Deutschland bis zu 180 Milliarden Euro kosten, berechnete das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft, die ohnehin in einer Krise steckt, wäre das eine „teure Katastrophe“, erklärte das IW.
Auch viele Industrieunternehmen in Deutschland wären mit einer Präsidentin Harris glücklicher. Laut einer Ifo-Umfrage erwarten 44 Prozent negative Auswirkungen auf ihren Betrieb, sollte Trump gewählt werden. 5 Prozent erwarten positive Effekte. Für 51 Prozent macht es demnach keinen Unterschied, wer die Wahl gewinnt.
Deutsche Unternehmen in den USA zeigen sich einer Umfrage der DIHK zufolge trotz des unsicheren Wahlausgangs indes optimistischer als deutsche Firmen in anderen Teilen der Welt. 38 Prozent rechnen demnach mit einer besseren Konjunkturentwicklung im kommenden Jahr in den USA, weltweit sind es 27 Prozent. Gleichzeitig sind 49 Prozent der Unternehmen besorgt, vor allem wegen Trumps „Unberechenbarkeit“, erklärte die DIHK.
Harris dürfte eher auf Steuersenkungen für einkommensschwache Familien setzen, was zu mehr Konsum führen dürfte, erwartet Treier. Davon würden deutsche Unternehmen in den USA aber weniger profitieren.