Wirtschaft Die Entscheidung gegen den Wasserstoffzug ist richtig

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Der Wasserstoffzug I-Lint von Alstom fand am 29. Januar bei seiner Stippvisite in Ludwigshafen viel Anklang.

Die deutsche Autoindustrie hat mit ihren Betrugsmanövern den Diesel in Verruf gebracht. Auch im Bahnverkehr soll er abgelöst werden. Zwar wirkt die Brennstoffzelle besonders innovativ. Doch meist sind andere Lösungen besser.

Am Freitag sind für die Zukunft des Bahnverkehrs in der Pfalz zwei wichtige Weichen gestellt worden. In einem Fall sind die Details technisch und juristisch hochkomplex, aber der politische Konsens ist breit. Ab Ende 2024 soll es Verbesserungen im deutsch-französischen Bahnverkehr in einem Ausmaß geben, das spektakulär ist. Zu verdanken ist das zum einen der jahrelangen Arbeit des Neustadter Bahnexperten Werner Schreiner, die nun Früchte trägt. Schreiner kann aber nur so erfolgreich agieren, weil er auf den Rückhalt von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zählen kann und auch die FDP-Spitze des Mainzer Wirtschaftsministeriums das Projekt unterstützt. Es ist ein Glücksfall, dass dort sowohl der Minister Volker Wissing als auch der für Verkehr zuständige Staatssekretär Andy Becht aus der Südpfalz kommen und für die Bedeutung der deutsch-französischen Kooperation besonders sensibilisiert sind.

Große Gefahr beim Einsatz innovativer Techniken

Erheblich schwieriger als die Zustimmung zum Beschluss über die Verbesserungen im deutsch-französischen Bahnverkehr war gestern die Entscheidung für die Fahrzeuge, die auf einem großen Teil des Pfälzer Bahnnetzes künftig die heute eingesetzten Dieseltriebwagen ablösen sollen. Der Prototyp des Wasserstoffzugs I-Lint von Alstom hat bei seiner Präsentation am 29. Januar in Ludwigshafen viel Anklang gefunden. Ein Triebwagen, der statt dem gewohnten Dieselruß samt der problematischen Stickoxide nur Wasserdampf ausstößt, wirkt hoch innovativ und sympathisch. Dennoch ist die gestern getroffene Entscheidung gegen die Wasserstofftechnologie im Pfälzer Bahnverkehr richtig. Beim Einsatz innovativer Techniken im öffentlichen Nahverkehr besteht derzeit eine große Gefahr. Wenn die Kosten dadurch so steigen, dass das Angebot reduziert werden muss oder nicht so verbessert werden kann wie es eigentlich umweltpolitisch nötig wäre, würde dem Umwelt- und Klimaschutz ein Bärendienst erwiesen. Es muss deshalb darauf geachtet werden, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Das ist mit den Akku-Hybrid-Triebwagen besser möglich als mit Brennstoffzellenfahrzeugen.

Gutachter beantworten Fragen kompetent

Außerdem haben die Akku-Hybrid-Triebwagen noch einen weiteren großen Vorteil. Sie erlauben gegebenenfalls einen schrittweisen Übergang zur Leitungselektrifizierung, die zwar nicht neu, aber in vielen Fällen immer noch die beste Lösung ist. Zu diesen Fällen gehört zweifellos die Strecke von Neustadt über Landau nach Wörth. Zwar ist diese Leitungselektrifizierung immer noch viel zu weit weg, um darauf zu warten und in der Zwischenzeit die Hände in den Schoß zu legen. Aber sie ist nicht zuletzt auch dank des gemeinsamen Engagements der Südpfälzer Bundestagsabgeordneten von CDU, SPD, Grünen und FDP doch in den Bereich des in absehbarer Zeit Möglichen gerückt. Im Unterschied zu Brennstoffzellenfahrzeugen erlauben Akku-Hybrid-Triebwagen hier eine aufwärtskompatible Lösung, bei der die Migration zum Zielzustand in Etappen erfolgen kann. Sehr bewährt hat sich gestern, dass in der Versammlung des Zweckverbands die Gutachter von der Technischen Universität Dresden selbst die Ergebnisse ihres Gutachtens vorgetragen haben und alle Nachfragen kompetent und überzeugend beantworten konnten. Das hat sicher maßgeblich dazu beigetragen, dass der Beschluss für die Akku-Hybrid-Fahrzeuge, der manchen Zweckverbandsversammlungsmitgliedern wegen der damit verbundenen Absage an den Hoffnungsträger Wasserstoff nicht leicht fiel, letztlich doch ohne Gegenstimmen erfolgte.

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