Wirtschaft Die Zellertalbahn wird erneut schmerzlich vermisst

Die bei Wanderern beliebten Ausflugszüge auf der Zellertalbahn fallen nun schon das dritte Jahr hintereinander aus. Auch potenzi
Die bei Wanderern beliebten Ausflugszüge auf der Zellertalbahn fallen nun schon das dritte Jahr hintereinander aus. Auch potenzielle Güterverkehrskunden warten auf eine positive Entscheidung in Mainz.

Verbindungsstrecke in der Nordpfalz könnte nun wichtige Rolle spielen – Sie ist aber selbst nicht befahrbar – Landkreise warten seit Jahren auf Mittel aus Mainz.

Schon im dritten Jahr steht die nordpfälzische Zellertalbahn nicht zur Verfügung. Ein ganz besonderes Ärgernis ist das während der Streckensperrung der Pfälzer Ost-West-Hauptstrecke an den kommenden Osterfeiertagen.

Für die Schienenstrecke vom Bahnknotenpunkt Monsheim (Kreis Alzey-Worms) zum Abzweigebahnhof Langmeil (Donnersbergkreis) hat sich seit einiger Zeit der Begriff Zellertalbahn eingebürgert, der den Namen des Weinbaugebiets aufgreift, durch das die Bahnlinie führt.

Deutsch-französischer Fernschnellzug

Die 28 Kilometer lange Strecke diente außer dem lokalen Verkehr auch früher schon für überregionale Verbindungen. In den 1950er-Jahren fuhr hier sogar ein deutsch-französischer Fernschnellzug, der eine Verbindung von Paris nach Frankfurt herstellte. Noch in den 1970er-Jahren gab es Eilzüge von Pirmasens und Kaiserslautern nach Frankfurt über die Zellertalbahn.

Nato legte Wert auf die Strecke

In einer Zeit, in der die damalige Bundesbahn ihr Streckennetz massiv ausdünnte, wurde der regelmäßige Personenverkehr 1983 eingestellt. Dass die Strecke diese Phase überlebte, lag daran, dass die Nato ihre potenzielle Bedeutung als Ost-West-Verbindung zu schätzen wusste und darauf bestand, sie betriebsbereit zu erhalten. Anders als die in rund 10 Kilometer Abstand weiter südlich parallel verlaufende Eistalbahn kommt die Zellertalbahn ohne Tunnel und große Brücken aus. Die Strecke ist auch topographisch unkompliziert und relativ günstig trassiert.

Kurz nach der Jahrtausendwende wurde die Strecke für einen regelmäßigen Ausflugsverkehr reaktiviert. Außerdem wurde die Strecke immer wieder von diversen Sonderzügen genutzt.

Sonderzug nach WM-Spiel auf dem Betzenberg

Besonders in Erinnerung ist ein Zug, der 2006 am späten Abend nach dem WM-Spiel Italien–USA auf dem Betzenberg von Kaiserslautern über die Zellertalbahn nach Worms und (über Grünstadt) nach Frankenthal fuhr.

Die vom Donnersbergkreis gepachtete Strecke wurde allerdings mit einfachen Mitteln betrieben und unterhalten. Es war klar, dass früher oder später eine Erneuerung der Gleisanlagen und eine technische Sicherung der Bahnübergänge fällig sein würde.

Strecke steht im Ampel-Koalitionsvertrag

Diese Modernisierung der Strecke wurde 2016 im Koalitionsvertrag der rheinland-pfälzischen Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen vereinbart. Den verkehrspolitischen Teil verhandelte für die FDP damals der früherer Staatssekretär Günter Eymael, der als Winzer für den Wert touristischer Bahnverkehre immer besonders sensibilisiert war.

In den beiden beteiligten Landkreisen (Alzey-Worms und Donnersberg) wird dieses Projekt von einem breiten politischen Konsens getragen. Dabei spielen auch Hoffnungen auf eine spätere Integration der Zellertalbahn in den Rheinland-Pfalz-Takt eine Rolle. Zudem gibt es seitens der lokalen Wirtschaft Interesse daran, Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern.

Strecke fehlt 2018 beim Rheinland-Pfalz-Tag

Für die Modernisierung der Strecke stehen Mittel im Landeshaushalt bereit, deren Bewilligung durch das Mainzer Wirtschaftsministerium aber seit Jahren ausbleibt. Ein großes Ärgernis war dies bereits 2018, als die Zellertalbahn wichtig für den Rückreiseverkehr vom Rheinland-Pfalz-Tag in Worms in die Westpfalz gewesen wäre.

Eine ähnliche Situation ergibt sich in diesem Jahr durch die viertägige Sperrung der Pfälzer-Ost-West-Hauptstrecke zwischen Hochspeyer und Lambrecht. Die Zellertalbahn wäre an diesen Tagen die einzige Strecke, die eine Fahrt von Kaiserslautern nach Mainz und Ludwigshafen ohne Umsteigen in einen Ersatzbus erlauben würde – wenn sie denn selbst befahrbar wäre.

Landesrechnungshof schießt quer

Grund für das Zögern des Mainzer Wirtschaftsministerium ist, dass der Landesrechnungshof Front gegen die Modernisierung der Zellertalbahn macht. Der Rechnungshof zieht in Zweifel, dass die Regionalisierungsmittel, die die Länder vom Bund für den regionalen Schienenverkehr erhalten, für touristische Verkehr verwendet werden dürfen. Dies geschieht allerdings seit langer Zeit nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch in anderen Bundesländern. Der Rechnungshof meint, statt Ausflugszügen könnten auch billigere Ausflugsbusse fahren. Das Interesse von Unternehmen an Gütertransporten über die Zellertalbahn will der Rechnungshof nicht gelten lassen, solange dies nur mit einem „Letter of intent“ (Absichtserklärung) dokumentiert ist. Dies ärgert Rainer Guth, den Landrat des Donnersbergkreises, ganz besonders. Interesse von Unternehmen sei sehr wohl vorhanden. „Aber natürlich unterschreibt keiner einen Vertrag, wenn er nicht weiß, ob die Strecke überhaupt reaktiviert wird“, betont Landrat Guth.

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